ASH will Gedicht an Fassade der Hochschule überstreichen lassen

Das Gedicht „Avenidas“ von Eugen Gomringer soll von der Fassade des Gebäudes der ASH entfernt werden. | Foto: hari
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Hellersdorf. Der AStA der Alice Salomon Hochschule nimmt Anstoß an einem Gedicht an der Fassade des Gebäudes. Der Rektor knickte ein und will das Gedicht entfernen und die Fassade neu gestalten lassen.

Der Vorgang hat in Deutschland bei Schriftstellern, Journalisten und Kulturschaffenden blankes Entsetzen und einen Proteststurm ausgelöst. Der Tenor ist einhellig: die Hochschulleitung soll die Entscheidung zurücknehmen. Nebenbei gerät der Bezirk in den Geruch, ein Hort provinzieller Besserwisserei zu sein.

Das Gedicht stammt von Eugen Gomringer. Der 1925 in Bolivien geborene Lyriker prägte den Begriff der „konkreten Poesie“ und ist hauptsächlich in Deutschland tätig. Gomringer ist unter anderem Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Die Alice Salomon Hochschule verlieh ihm 2011 den Poetik-Preis. Im Anschluss beschloss die damalige Hochschulleitung, das Gedicht „Avenidas“ im spanischen Originaltext auf die südliche Fassade des Hochschulgebäudes, die zur U-Bahn zeigt, groß auftragen zu lassen. Die damalige Rektorin Theda Borde sagte: „Wir freuen uns sehr über diese bleibende Erinnerung an unseren Poetikpreisträger Eugen Gomringer und sind uns sicher, dass die Strahlkraft des Kunstwerkes weit über unsere Hochschule und den Bezirk Hellersdorf hinausgeht.“

In deutscher Übersetzung lautet der Titel des Gedichts „Alleen“. Sein Wortlaut auf Deutsch ist: „Alleen/Alleen und Blumen/Blumen/Blumen und Frauen/Alleen/Alleen und Frauen/Alleen und Blumen und Frauen und/ein Bewunderer“.

„Dieses Gedicht reproduziert nicht nur eine klassische patriarchale Kunsttradition, in der Frauen ausschließlich die schönen Musen sind, die männliche Künstler zu kreativen Taten inspirieren, es erinnert zudem unangenehm an sexuelle Belästigung, der Frauen alltäglich ausgesetzt sind“, schrieb der Allgemeine Studentenausschuss (AStA) im April dieses Jahres in einem Offenen Brief. Darin wird unter anderem behauptet, dass der Alice-Salomon-Platz und der U-Bahnhof Hellersdorf „männlich dominierte Orte“ seien, an denen sich Frauen nicht immer sicher fühlen können.

Damit begründete der AStA dann auch die Forderung, das Gedicht entfernen zu lassen. Dem kam der Akademische Senat inzwischen nach und rief einen Wettbewerb zur Neugestaltung der Fassade aus.

„Wirklich skandalös an diesem barbarischen Schwachsinn ist: Die Alice Salomon Hochschule ist eine Fachhochschule mit den Schwerpunkten Erziehung und Bildung“, schreibt Christoph Hein, Ehrenpräsident des deutschen PEN, der internationalen Schriftstellervereinigung. Direkt wirft er dem Rektor Uwe Bettig vor, vor der Unbildung seiner Studenten zurückzuweichen. hari

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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