Pfarrer Hartmut Wittig (65) verabschiedet sich nach 32 Jahren in den Ruhestand

Pfarrer Hartmut Wittig (Zweiter von rechts) im Kreis seiner Mitarbeiter (von links nach rechts): Sigrid Jurgeit (Kirchenmusikerin), Dieter Johr (Hausmeister), Barbara Jungnickel (Vors. des Gemeindekirchenrates und Carsten Unbehaun (Prädikant). | Foto: Klaus Teßmann
  • Pfarrer Hartmut Wittig (Zweiter von rechts) im Kreis seiner Mitarbeiter (von links nach rechts): Sigrid Jurgeit (Kirchenmusikerin), Dieter Johr (Hausmeister), Barbara Jungnickel (Vors. des Gemeindekirchenrates und Carsten Unbehaun (Prädikant).
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Hellersdorf. In der evangelischen Kirchengemeinde Hellersdorf geht eine Ära zu Ende. Pfarrer Hartmut Wittig (65) geht nach 32 Jahren Dienstjahren in Hellersdorf in den Ruhestand.

Als Pfarrer Hartmut Wittig 1985 nach Hellersdorf kam hatte er zuvor in Friedrichshain s, gab es weder eine Kirche noch eine evangelische Gemeinde und noch nicht einmal den Stadtbezirk Hellersdorf. Seine erste Aufgabe bestand darin, in dem wachsenden neuen Bezirk das Gemeindeleben aufzubauen. „Ich hatte damals zwei Adressen im Kummerower Ring“, erinnert sich Wittig.

Die ersten Gottesdienste fanden in der Kaulsdorfer Kirche statt. Erst im Januar 1987 wurde die evangelische Gemeinde Hellersdorf gegründet. „Fast zur gleichen Zeit begannen die Planungen für die Kirche in der Glauchauer Straße. Doch das Bauwerk wurde erst nach der Wende errichtet. „1990 war die Grundsteinlegung“, erinnert sich Wittig.

Als die Kirche fertig war, stand dort kein Baum und kein Strauch. Heute ist das Gelände eine grüne Oase zwischen dem Neubaugebiet in der Nossener Straße und dem Siedlungsgebiet von Mahlsdorf. „Für mich war es eine wunderbare Erfahrung, eine Kirche neu zu gestalten und mit Leben zu erfüllen.“

Hartmut Wittig ist ein Kind des Bezirks. Geboren wurde er zwar in der brandenburgischen Nachbargemeinde Schöneiche, aufgewachsen aber ist er in Mahlsdorf, wo er auch den Kindergarten im Gutshaus Mahlsdorf besuchte. In der heutigen Schillerschule hat er bis zur 10. Klasse im Jahr 1968 die Schulbank gedrückt. Dann folgte die Berufsausbildung mit Abitur bei der Deutschen Reichsbahn.

Der Weg zum Theologiestudium war aber nicht vorgezeichnet. „Eigentlich wollte ich Mathematik studieren“, erklärt Hartmut Wittig. „Aber ich spürte damals, dass der liebe Gott etwas von mir will.“ Als die Bewerbungsunterlagen für ein Studium ausgefüllt werden sollten, trug er also ‚Theologie’ ein und nicht Mathematik. „Ich habe den Ruf Gottes verspürt und kam gar nicht auf die Idee, dies infrage zu stellen.“

In seinem Handeln hat er sich auch stets von der Bibel leiten lassen. Dabei fasst er Kirche als Teil der Gesellschaft auf. „Auch Menschen, die nicht an Gott glauben, halten sich an biblische Werte“, sagt Wittig. Dazu gehören Nächstenliebe, Liebe zum Frieden und das Bekenntnis gegen Gewalt. So war es für ihn selbstverständlich, in der Wendezeit den runden Tisch zu moderieren. „Es war doch keine Frage, das ich mich einbringe, um das Gespräch zu fördern“, betont Wittig. „Das Gespräch miteinander, das war doch etwas, was wir im Osten gar nicht kannten.“ Zehn Jahre später stand wieder ein runder Tisch auf der Tagesordnung. Diesmal ging es um Gewalt im Bezirk. „Es nicht um rechte oder linke Gewalt“, erläuterte Wittig, „es ist meine Aufgabe, Gewalt zu verhindern.“ Vor allem sah und sieht er seine Rolle darin, andere Menschen dazu zu ermutigen, das Gespräch miteinander zu führen.

Das stand wieder vor drei Jahren auf der Tagesordnung in den Auseinandersetzungen um das Flüchtlingsheim in Hellersdorf. „Die Bibel vermittelt mir, dass ich den Fremdling schützen muss, und vor allem muss ich ihm Rechte einräumen“, stellt Wittig fest.

In wenigen Tagen beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Beim Sommerfest am Sonntag, 2. Juli, ab 10 Uhr veraschiedet sich der 65-Jährige von seiner Gemeinde. Am 16. Juli erfolgt die offizielle Verabschiedung um 14 Uhr in einem feierlichen Gottesdienst. „Ich halte noch einmal die Predigt und werde dann vom Superintendenten in den Ruhestand verabschiedet.“

Und dann? Für ein Jahr möchte er sich zurückziehen. Zur Ruhe setzen wolle und könne er sich nicht. Im Ehrenamt wird er sich weiter im Bezirk engagieren und seiner Kirche treu bleiben. „Pfarrer ist eine Lebensaufgabe, auch im Ruhestand.“ KT

Autor:

Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg

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