Studentenwohnungen in Karow bauen? Noch sagt das Bauamt Nein zu dem Vorzeigeprojekt

Matthias Großkopf mit Hund Churchill vor der Fitness-Galerie. Gemeinsam mit seiner Frau möchte er auf den Nebengrundstücken Studentenwohnungen bauen. | Foto: Bernd Wähner
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Karow. Der Bau von Studentenwohnungen in der Hubertusstraße 44-48 schien eigentlich auf einem guten Weg. Doch das Pankower Bauamt legt den Projektentwicklern so große Steine in den Weg, dass das ganze Vorhaben ins Straucheln kommt.

Dabei schien im Frühjahr eigentlich alles klar zu sein. Für dieses Vorhaben gab es im Stadtentwicklungsausschuss der BVV fraktionsübergreifend viel Zustimmung. Auch Stadtentwicklungsstadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen) hält dieses Projekt für wichtig. Aber im Bauamt, das ihm untersteht, ist man offenbar anderer Auffassung. Es passe nicht in diese Lage von Karow, schon gar nicht in der geplanten Größe, hört Matthias Großkopf immer wieder bei Abstimmungsterminen.

Die Familie Großkopf betreibt seit 20 Jahren die Fitnessgalerie an der Hubertusstraße. In den vergangenen Jahren hatten Matthias Großkopf und seine Frau Ines Gelegenheit, die benachbarten Grundstücke zu erwerben. Sie hätten es sich einfach machen können. Möglich wäre dort der Bau normaler Wohnhäuser. Der wäre wohl rasch genehmigt worden.

Doch die Großkopfs hatten andere Pläne. Immerhin suchen aktuell 5400 Studenten in der Stadt eine Unterkunft. Das Studierendenwerk hat zwar 9380 Plätze in 33 Wohnanlagen, aber die reichen bei Weitem nicht aus. Weil sich die Situation von Jahr zur Jahr verschärft, entwickelten die Großkopfs die Idee, Studentenwohnungen zu bauen. „Wir meinen, dass die Lage hier günstig ist“, sagt Matthias Großkopf.

Damit das Wohnen auch preiswert wird, entwickelte die Familie gemeinsam mit einem Architekten das Projekt „Variowohnen für Studenten“. Variowohnungen bedeutet: Es gibt einen in sich geschlossenen Baukörper. Die Wände im Innern können aber nach Bedarf aufgestellt werden. Für das Variowohnen hat das Bundesbauministerium ein Förderprogramm aufgelegt. Dafür gibt es aber strenge Maßstäbe. Es muss nämlich ökologisch gebaut werden. Und auch in diesem Punkt ist das Projekt vorbildlich. „Es werden nur modernste ökologische Baustoffe verwendet“, so Matthias Großkopf. „Die Dämmung ist zum Beispiel biologisch abbaubar. Alle Dächer und die Fassade werden begrünt. Der benötigte Strom wird komplett auf dem Gelände über Solaranlage, Blockheizkraftwerk und Holzvergaser gewonnen. Es findet eine Regenwasserrückgewinnung statt, sodass das Wasser im Kreislauf auf dem Gelände bleibt. Damit werden die beiden Gebäude bundesweit ein Vorbild für ökologisches Bauen.“ Denn der Bau und die erzielten ökologischen Effekte werden auch wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.

Insgesamt vier, immer wieder überarbeitete Entwürfe legten die Großkopfs bereits vor. Der letzte Entwurf, für den die Anzahl der Studentenwohnungen noch einmal reduziert werden musste, geht von zwei Gebäuden mit drei Geschossen aus. In dem einen sollen 30 und im anderen 24 Wohnungen entstehen. Mit den vorgesehenen Höhen von 8,20 Metern liegen die Häuser sogar noch zwei, drei Metern unter der Höhe der Gebäude der Fitnessgalerie.

Trotzdem meint das Bauamt, dass die beiden Häuser nicht in dieses Gebiet passen. Auch der neue Entwurf wurde abgelehnt. Nach Auffassung des Bauamtes sind die Gebäude zu massiv. Matthias Großkopf hält dem entgegen, dass die Behörde den Radius, den sie als Maßstab für die Höhenbegrenzung nimmt, zu eng gezogen hat. Man brauche sich doch nur mal Gebäude in Höhe Bahnhofstraße, im nahe gelegenen Karower Neubaugebiet oder auf der anderen Seite des Bahndamms ansehen. Da gibt es weit höhere Häuser. Auch von der Grundfläche her sind die geplanten Gebäude kleiner, als zum Beispiel die nahe gelegenen Supermärkte. Außerdem gelte in diesem Bereich von Karow der Paragraph 34 des Baugesetzbuches. Der lasse einen Ermessensspielraum zu.

Stadtrat Vollrad Kuhn sagte auf der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses, dass er daran interessiert sei, dass es mit dem Projekt vorangehe. Bei einem inzwischen anberaumten Gespräch, in dem Kuhn zwischen Amt und Familie Großkopf vermitteln wollte, zeigte sich allerdings, wie verhärtet die Fronten sind. Nachdem der neue Entwurf abgelehnt wurde, legte Matthias Großkopf gegen diese Entscheidung Widerspruch ein. Je nachdem, wie die Antwort auf diesen Widerspruch ausfällt, wird er wohl den Klageweg beschreiten. BW

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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