Die Chartrons zogen vor 320 Jahren nach Berlin

Jörg und Marcel Chartron recherchierten 320 Jahre Familiengeschichte. Das Foto zeigt sie vor dem heutigen Haus der Chartrons. | Foto: BW
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Karow. Jörg und Marcel Chartron können dieser Tage ein ungewöhnliches Jubiläum begehen. Vor 320 Jahr fand die erste urkundliche Erwähnung ihrer Vorfahren in Berlin statt.

Es war 1692, als der Kaufmann und Knopfmacher Jaques Chartron seine Frau Susanne Lavabre ehelichte. Der Heiratsvermerk war die erste Notiz über die Familie in Berlin. Die Namen des Paares lassen schon erahnen, woher die Chartrons stammen: aus Frankreich. "Ungefähr 40 000 Hugenotten flohen seinerzeit in die deutschen Territorien", berichtet Jörg Chartron. "Brandenburg-Preußen nahm annähernd 20 000 von ihnen auf." Grundlage für den verstärkten Zuzug der Hugenotten nach Berlin war das Edikt von Potsdam. Das hatte Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, am 29. Oktober 1685 erlassen. Das brandenburgische Fürstenhaus der Hohenzollern gehörte seit 1613 der calvinistischen Glaubensrichtung an, auch wenn die Mehrzahl seiner Untertanen lutherisch-protestantisch war.Neben den religiösen gab es aber auch wichtige wirtschaftliche Gründe für das Edikt von Potsdam. Brandenburg war durch den Dreißigjährigen Krieg schwer verwüstet worden. Auch Seuchen und Hungersnöte hatten die Bevölkerung drastisch reduziert. Hinzu kam: Die Wirtschaft war zerrüttet. Einen Ausweg aus dieser Misere sah der große Kurfürst in der "Peupelierung", der Ansiedlung möglichst vieler wirtschaftlich leistungsfähiger Neubürger. Vor allem fleißige, handwerklich und kaufmännisch qualifizierte Einwanderer waren willkommen. So gelangten auch Jaques Chartron und Susanne Lavabre nach Berlin.

Wie sich die Familie in den vergangenen 320 Jahren entwickelte, begannen Jörg und Marcel Chartron seit 1999 aus geschichtlichem Interesse heraus zu recherchieren. Vor allem im evangelischen Zentralarchiv wurden sie fündig. Dort finden sich fast alle Unterlagen zu früheren Hugenottenfamilien.

Nach ihrer Ankunft in der Stadt Berlin kauften die Chartrons später Grundstücke in Französisch-Buchholz. "Dort waren unsere Vorfahren Gärtner und Landwirte", berichtet Jörg Chartron. Ende des 19. Jahrhunderts zog die Familie dann nach Karow um. Dort kauften ihre Ur-Urgroßeltern 1895 Grundstücke und errichteten in Alt-Karow 28 ein Haus.

Der Vater von Jörg und Marcel gründete später ein Einzelhandelsunternehmen. Er wurde Kaufmann, und auch seine beiden Söhne sind es heute. So schloss sich der Kreis zu den ersten Berliner Vorfahren der Chartrons. Zum Jubiläum bauten die Brüder, 39 und 34 Jahre alt, gerade ihren Stammsitz Alt-Karow 28 um. Ihr Elektronikmarkt präsentiert sich in neu gestalteten Räumen. Außerdem wurde auf dem Grundstück eine Pension mit drei Zimmern eröffnet.

Weitere Informationen gibt es auf der Familien-Homepage www.chartron.de.
Bernd Wähner / BW
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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