Kaulsdorf. Auch hinter den unscheinbarsten Fassaden finden sich Geschichte und Geschichten. Ein Beispiel ist das Büdnerhaus an der Dorfstraße.
Das alte Angerdorf um die Kaulsdorfer Dorfstraße ist reich an Baudenkmalen. Unterhalb der Jesuskirche steht ein unscheinbares, anderhalbgeschossiges Gebäude mit Rauputzfassade.
Auch dieses Haus steht unter Denkmalschutz. Auf dem Übersichtsplan wird es als „Büdnerhaus“ ausgewiesen, erbaut im Jahre 1839. Die Bezeichnung kommt von dem Wort „Bude“. Als „Büdner“ wurden Besitzer kleiner ländlicher Anwesen in Mecklenburg, Pommern und Brandenburg seit dem 18. Jahrhundert bezeichnet. Zu einer Büdnerei gehörten neben dem kleinen Haus ein ebenso kleiner Hof, meist ohne Stallungen, und ein kleines Stück Land zur Bearbeitung. Diese Wirtschaftsform wurde eingeführt, um Kindern von Bauern, die keinen Erbanspruch hatten, eine Perspektive zu geben und weitere Landflucht einzudämmen.
Joachim Rupprecht (80) wohnt seit 1949 in dem Büdnerhaus mit der Adresse Dorfstraße 10. Er wurde 1938 in Küstrin geboren und musste zum Ende des Zweiten Weltkrieges mit seinen Eltern fliehen. Zunächst lebte die Familie in Karlshorst. Als Rupprecht elf Jahre alt war, zog die Familie in das Büdnerhaus. Über die Geschichte des Hauses kann er nicht viel sagen. „Mein Vater hat es immer Kirchensteuereinzieherhaus genannt, weil es so nahe an der Kirche liegt“, erzählt er. Dass es denkmalgeschützt ist, merkt er stets, wenn etwas reparaturbedürftig ist, wie etwa die Fensterläden. Sie müssen originalgetreu erneuert werden und müssen extra angefertigt werden. Ansonsten setzt der gelernte Elektriker vieles selbst instand. Dafür, dass das Büdnerhaus auch später nicht leer steht, ist gesorgt. Sein Sohn wird es später einmal übernehmen.
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