Wäschereigeschichte in Öl

Annett Schulz hat das historische Gemälde restauriert. | Foto: Ralf Drescher
5Bilder
  • Annett Schulz hat das historische Gemälde restauriert.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Silvia Möller

Köpenick. Köpenick war bis in die 20er-Jahre des vorigen Jahrhunderts die Waschküche Berlins. Im örtlichen Museum erinnern Wäscherutensilien, alte Fotos und jetzt auch ein riesiges Wandbild an die Geschichte der weißen Zunft.

Das Bild hing bis 1990 in der Kantine der Wäschergenossenschaft in der Freiheit 12, danach verschwand es nach dem Verkauf des Gebäudes in der Versenkung. Im vorigen Jahr hatte der Besitzer der Immobilie das Bild dem Bezirk als Dauerleihgabe angeboten. Der hat es nun für rund 2500 Euro fachgerecht restaurieren lassen. „Es fehlte eine Rahmenleiste, die Farbe war teilweise lose. Bei der Arbeit habe ich Spuren einer früheren Restaurierung gefunden“, erläutert Restauratorin Annett Schulz.

Mehrere Löcher wurden mit einem alterungsbeständigen Polyamidfließ von der Rückseite verschlossen. Außerdem wurde der Oberflächenschmutz beseitigt, sodass das über 100 Jahre alte Ölbild jetzt wieder frischer wirkt. Weil die Gefahr von Rissen bestand, hat Annett Schulz die Leinwand nicht vom Keilrahmen abgenommen.

Das gut vier Meter breite Gemälde besteht aus drei Teilen, die auf eine gemeinsame Leinwand gemalt sind. Es zeigt unter anderem die Fuhrwerke der Wäscher, dahinter die 1841 eingeweihte St. Laurentiuskirche in der Köpenicker Altstadt. Obwohl das Bild 1906 und damit nach der Einweihung des heutigen Rathauses entstand, fehlt dieses auf dem Gemälde. Der Künstler Georg Herbst (1862-1931) hat vermutlich den Zustand um 1850 im Bild festgehalten. Dafür spricht, dass Köpenicks erste und prominenteste Waschfrau Henriette „Mutter“ Lustig (1808-1888) auf dem linken Teil auftaucht. Sie gilt als Begründerin der Lohnwäscherei in Köpenick und durfte deshalb vermutlich nicht fehlen. Maler Herbst wohnte in der Jägerstraße, auf dem Hof seines Vaterhauses richtete er sich nach seinem Kunststudium ein Maler- und Fotografenatelier ein. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich später als Sekretär des Köpenicker Bürgermeisters Georg Langerhans. In dieser Funktion soll Georg Herbst 1906 auch den Auftritt des falschen Hauptmanns Wilhelm Voigt miterlebt haben.

Das Bild von der Waschküche Berlins ist vorerst im Ausstellungsraum des Museums am Alten Markt 1 zu besichtigen, später soll es in die Ausstellung zur Wäschereigeschichte integriert werden. Zu sehen ist es zu den Öffnungszeiten des Museums Dienstag und Mittwoch von 10 bis 16 Uhr, Donnerstag von 10 bis 18 Uhr und Sonntag von 14 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei. RD

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

15 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 171× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 124× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 178× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.517× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.