Beherzter Radler rettet sein Leben

Der Radler wurde von der Kreuzung bis zur Markierung im Vordergrund unter dem Lkw mitgeschleift. | Foto: Ralf Drescher
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Adlershof. Das Ernst-Ruska-Ufer am Teltowkanal ist für Radfahrer offenbar kein sicherer Ort. Bereits mehrere kamen hier zu Schaden, zuletzt hat es am 26. Juni gekracht.

„Sattelzug erfasst Fahrradfahrer“ heißt es schlicht in der entsprechenden Polizeimeldung. Die Spuren vor Ort zeigen, wie dramatisch es dort am 26. Juni gegen 12.35 Uhr zugegangen sein muss. Ein Lkw hatte beim Abbiegen in die Wegedornstraße den geradeaus fahrenden Radler erfasst und rund 60 Meter mitgeschleift. Erst auf der anderen Seite der Teltowkanalbrücke war der schwere Laster zum Stehen gekommen, wie die Kreidezeichen der Unfallermittler zeigen.

„Der 57-Jährige geriet unter die Sattelzugmaschine, konnte sich dort festhalten und somit vermutlich Schlimmeres verhindern“ schreibt die Pressestelle der Berliner Polizei in ihrer nüchternen Meldung. Welche Ängste der Radler ausstehen musste, der seinem unfreiwilligen Stunt vermutlich das Leben verdankt, steht dort nicht. Er kam mit Schürfwunden, Prellungen und einem Schädel-Hirn-Trauma in ein Krankenhaus.

So viel Glück hatte Vera T. am 20. Juni 2010 nicht. Die 49-Jährige wurde an der fast gleichen Stelle ebenfalls von einem abbiegenden Lkw erfasst und getötet. Im Frühjahr 2011 stellte der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) an der Unfallstelle für mehrere Monate ein weißes Geisterrad auf. Das Ernst-Ruska-Ufer verfügt über einen markierten Radfahrstreifen am Fahrbahnrand und müsste eigentlich für Radfahrer sicher sein. Zu Unfällen ist es bisher auch fast immer nur beim Abbiegen gekommen, wenn Lkw-Fahrer die geradeaus fahrenden und damit Vorfahrt genießenden Radfahrer schlicht übersahen. Die Verbindung zwischen Adlergestell und A 113 ist stark von Lkw befahren.

Die Umstände des Unfalls vom 26. Juni werden jetzt durch den Verkehrsermittlungsdienst der Direktion 6 geprüft. Vermutlich wird der Kraftfahrer dann in ein paar Monaten vor Gericht gestellt.

Ausgewählte Verfahren in solchen Fällen werden von Mitarbeitern des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs besucht. „Das Gericht sucht Fakten, die den Unfallfahrer entlasten. Oft gibt es keine Zeugen und das Geschehen kann nicht vollständig aufgeklärt werden, denn der Radfahrer ist ja tot. Ich habe Autofahrer erlebt, die nie wieder ein Lenkrad angefasst haben. Andere Fahrer haben bereits am Tag nach dem Unfall wieder einen Lkw gesteuert“, hat uns ADFC-Referentin Susanne Grittner bereits 2016 erklärt.

Dass es am Ernst-Ruska-Ufer für den Unfall vom 26. Juni kein weißes Fahrrad geben wird, ist einzig und allein dem beherzten Zupacken des verunglückten Radlers zu verdanken. RD

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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