Ab Oktober 1882 ging es von der Altstadt zum Bahnhof

Im August 1903 fuhr die letzte Pferdestraßenbahn durch Köpenick. | Foto: Drescher
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Köpenick. Vom Verwaltungszentrum Köpenicks in der Altstadt bis zum Bahnhof Köpenick (seit 1842 in Betrieb) sind es fast zwei Kilometer. 40 Jahre lang mussten die Köpenicker die Strecke zu Fuß bewältigen. Seit 1882 fährt die Straßenbahn.

"Am 18. Oktober 1882 rollte zum ersten Mal eine Pferdestraßenbahn vom Schlossplatz zum Bahnhof Köpenick", erzählt Joachim Kubig, Tramexperte aus Wendenschloß. Der 76-Jährige war selbst gut 40 Jahre Straßenbahner und hat sich vom Schaffner über den Fahrer bis zum Rangierleiter hochgedient. Für ein Buch zum 130. Jubiläum der Tram in Köpenick hat er sich mit deren Geschichte befasst. "Die Pferdestraßenbahn gehörte der damaligen Stadt Coepenick. Sie wurde für 1500 Mark im Jahr an den Fuhrunternehmer Neuendorf verpachtet. Der kassierte pro Fahrt zehn Pfennig, Kinder zahlten die Hälfte", berichtet Kubig,

Bereits damals gab es einen Fahrplan. Ob der immer eingehalten wurde, ist nicht aber überliefert. Die Dammbrücke war noch eine Zugbrücke, die für den Schiffsverkehr mehrmals am Tag geöffnet werden musste. Die Pferdebahnen durften dann warten.

Vermutlich sangen auch die Köpenicker den beliebten Gassenhauer "Wir fahr’n so jemütlich uff de Pferdebahn, det eene Pferd, det zieht nich, det andre Pferd is lahm...". Schon gut 20 Jahre nach der ersten Tour war mit dem 2-PS-Haferantrieb Schluss. Am 10. August 1903 stellten sich Kutscher und Schaffner am Schlossplatz mit ihren Pferden zu einem letzten Foto auf. Der technische Fortschritt in Form von Oberleitungen war schon montiert. Bis zum heutigen Tag sorgen Elektromotoren für den Antrieb.

Der Straßenbahn ist Kubig bis heute treu geblieben. Seit rund 30 Jahren sorgt er im Denkmalpflegeverein "Nahverkehr" mit dafür, dass historische Bahnen der Nachwelt erhalten bleiben. Und im Garten hat er seine eigene Straßenbahn, sogar mit einem Modell des historischen und noch erhaltenen Depots Wendenschloß. Fein säuberlich im Maßstab 1:22 (Lehmann-Gartenbahn) nachgebaut. Da es Wagen und Triebfahrzeuge nicht im Handel gibt, werden diese detailgetreu selbst gebaut.

Das Buch "130 Jahre Straßenbahn in Köpenick" erscheint in diesen Tagen. Es kostet 13,20 Euro und kann unter ISBN 978-3-941712-27-0 über jede Buchhandlung oder Internethändler bestellt werden. Am 21. Oktober gibt es zum Jubiläum zwei Themenfahrten mit historischen Straßenbahnen.

Näheres dazu beim Denkmalpflegeverein Nahverkehr unter 25 63 38 80.
Ralf Drescher / RD
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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