Wie sich eine Alt-Treptowerin für einen Flüchtling engagiert

Evelyn Hamann an ihrem Laptop – auf dem Monitor ein Bild von Hassan. Hier schrieb sie schon viele Briefe an deutsche Behörden. | Foto: Foto: Steffi Bey
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Alt-Treptow. Evelyn Hamann und ihr Mann sind zwei von vielen ehrenamtlich aktiven Berlinern. Sie kümmern sich um einen syrischen Flüchtling und sind inzwischen seine deutsche Familie.

Vom ersten Augenblick an waren sich Evelyn Hamann und der inzwischen 20-jährige Hassan sympathisch. Die rüstige Rentnerin kann sich noch ganz genau an die Begegnung im Köpenicker Flüchtlingsheim erinnern. „Ich bin dort hingefahren, weil ich meine Hilfe bei der Vermittlung der deutschen Sprache anbieten wollte“, sagt die 65-Jährige. Sie wartete mit Gleichgesinnten in einem kleinen Raum, als einige syrische Männer hereinkamen. Hassan setzte sich ihr genau gegenüber und lächelte sie an. „Er war so freundlich und ich schloss ihn sofort in mein Herz“, erzählt Evelyn Hamann.

Zweimal trafen sie sich zum Lernen in Köpenick, später bei ihr zu Hause in Alt-Treptow. Sie übten gemeinsam, verständigten sich teilweise mit Gesten und wenn es politisch wurde, musste ihr Mann mit ran. „Weil er da mehr auf dem Kasten hat, als ich“, sagt Evelyn Hamann. Sie freute sich über die Fortschritte ihres Schützlings, merkte, dass er sehr interessiert und fleißig ist und widmet dem jungen Mann seitdem sehr viel Zeit: Sie besorgte ihm beispielsweise einen Praktikumsplatz – er macht eine Ausbildung zum Friseur. Sie schaltete sich ein, als es darum ging, fehlende Zeugnisse zu beschaffen, telefonierte mit deutschen Behörden und mit der syrischen Botschaft. Auch die Suche nach einer Wohnung nahm Familie Hamann in die Hand. „Mehr als 70 Vermieter schrieb ich an und ungefähr 30 Quartiere besichtigten wir“, sagt die Mutter von drei erwachsenen Kindern. Und endlich, nach monatelangem Umschauen, klappte es mit einer kleinen Wohnung. Auch beim Einrichten halfen die Hamanns. Und Hassan? „Der fühlt sich glücklich und nimmt vor allem seine Ausbildung sehr ernst“, sagt die Treptowerin. Ihr gefällt, dass er „so ehrlich und bescheiden ist“. Er hat zum Beispiel schon anderen Flüchtlingen die Haare umsonst geschnitten.

Evelyn Hamann kann sich ein Leben ohne „ihren Hassan“ nicht mehr vorstellen. Es sei ein gegenseitiges Geben und Nehmen. „Mir gibt das jedenfalls Kraft und macht Spaß, deshalb engagiere ich mich.“

Obwohl manchmal der Kampf mit den Behörden nervenaufreibend ist und sie inzwischen mehrere dicke Ordner mit Schriftverkehr besitzt, in dem es ausschließlich um den syrischen Flüchtling geht. Zum Glück überwiegen aber die schönen Momente: Wie das vergangene Weihnachtsfest oder spontane Besuche und solche Sätze wie „ihr seid meine deutsche Familie“, die Hassan ihr schreibt. Ganz nebenbei korrigiert sie manchmal seine Whatsapp-Einträge, wenn sich Fehler eingeschlichen haben.

Die meisten ihrer Freunde und Bekannten bewundern ihr Engagement und ihre Ausdauer. Stolz berichtet Evelyn Hamann, dass sich der Mann einer Freundin mittlerweile auch in der Flüchtlingsarbeit engagiert. bey

Autor:

Steffi Bey aus Köpenick

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