Sauberes Wasser für Berlin

Panoramafoto vom gesamten Klärwerk. Ganz rechts das Einlaufbauwerk, links Nachklärung und Vorfluter. | Foto: Ralf Drescher
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Friedrichshagen. In den letzten Jahren dürften die nahen Berliner von der Außenstelle der Berliner Wasserbetriebe in Münchehofe nicht viel bemerkt haben. Das Klärwerk gleich hinter der Stadtgrenze bei Friedrichshagen arbeitet fast geruchlos.

Als die Anlage im Mai 1976 in Betrieb genommen wurde, war das noch nicht so. Bei wärmerem Wetter und ungünstigem Wind zogen stinkende Wolken in Richtung Müggelsee.

Wie jede Fabrik, und etwas Ähnliches ist ein Klärwerk, hat die Anlage auch eine Warenannahme. Die heißt hier allerdings Einlaufbauwerk, aus mehreren Richtungen kommt Abwasser in einem Meter dicken Rohren an. „Wir behandeln Abwasser aus den Räumen Köpenick, Lichtenberg, Karlshorst, Marzahn und Hellersdorf sowie aus den Umlandgemeinden Erkner, Strausberg und Woltersdorf“, erläutert Schichtleiter Thomas Kotzbau.

Damit umliegende Wohngebiete nicht mit Geruch belästigt werden, befindet sich der Einlauf mit den sogenannten Rechen in einem Gebäude. Vor dem Betreten muss der Gaswarnmelder eingeschaltet werden. „Es könnten giftige Gase wie Schwefelwasserstoff auftreten, vor denen werden wir gewarnt“, sagt Kotzbau. Im Innern riecht es dann wirklich nicht besonders gut. Die Rechen, eine Art Spezialsieb, holen mechanische Verunreinigungen aus dem Abwasser. Aus vier Rohren fallen Reste von Binden, Wischtüchern und ähnlichen Unappetitlichkeiten in Container, sie kommen später in die Müllverbrennung. „Viele Menschen verwechseln leider das Klo mit dem Mülleimer. Vor allem die reißfesten Einwegtücher verstopfen oft unsere Abwasserleitungen“, ärgert sich der Schichtleiter.

Vom Rechenhaus fließt das Abwasser über den Sandfang, in dem tatsächlich Sand abgeschieden wird. Dann geht es in acht Vorklärbecken, in denen bis zu 8000 Kubikmeter Wasser Platz finden. Hier erfolgt eine weitere mechanische Reinigung. Die abgeschiedenen organischen Stoffe sind wertvoller Biomüll, sie kommen in Faultürme. Das entstehende Faulgas dient zum Heizen und für die Stromerzeugung.

Das Wasser kommt in die nächsten Becken. Hier wird Luft eingeblasen. Kleinorganismen, darunter Bakterien, fressen Schadstoffe wie Phosphorverbindungen regelrecht auf. In riesigen Nachklärbecken erfolgt noch einmal eine mechanische Reinigung, dann läuft das Wasser in den Vorfluter, von dort in die Erpe und über diese bei Hirschgarten in die Spree. „Vom Einlaufbauewerk bis zum Vorfluter braucht das Wasser rund 14 Stunden“, erzählt Thomas Kotzbau.

Natürlich gehören zur Abwasserreinigung noch viele komplexe Nebenvorgänge. Seit 2007 wird die Abluft aus allen Bereichen mit Geruchsbelästigung abgesaugt und durch chemische Reaktionen gereinigt. Seit 2010 ist eine Versuchsanordnung für die Nachrüstung mit einer vierten Reinigungsstufe in Betrieb. Die soll bis 2021 in Betrieb gehen, unter anderem auch Medikamentenrückstände entfernen. Rund 30 Millionen Euro investieren die Berliner Wasserbetriebe in den nächsten Jahren vor Ort.

Pro Tag reinigt das Klärwerk Münchehofe rund 36 000 Kubikmeter Abwasser, knapp die Hälfte davon aus Berlin, der Rest aus dem Umland. Bei Regenwetter steigt die Abwassermenge auf 42 000 Kubikmeter an. Das entspräche 20 gefüllten Wettkampfbecken im Schwimmsport. Dabei fallen pro Tag 1,5 Tonnen Abfall im Rechenhaus und 300 Kilo Sand an. Nach Angaben der Wasserbetriebe wurden in Münchehofe seit Inbetriebnahme rund 880 Millionen Kubikmeter Abwasser gereinigt. Damit könnte der Müggelsee 24-mal gefüllt werden.RD

Das Klärwerk kann nach Anmeldung besichtigt werden,  86 44 63 93.
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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