Das Aus für den traditionellen Keksbäcker

Wolfgang Guski hat bis zuletzt mit dem 100 Jahre alten kohlegefeuerten Ofen gebacken. | Foto: Ralf Drescher
4Bilder
  • Wolfgang Guski hat bis zuletzt mit dem 100 Jahre alten kohlegefeuerten Ofen gebacken.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Köpenick. Gut zehn Jahre war Wolfgang Guski sein eigener Chef, ein freier Mann und gleichzeitig verantwortlich für seine Bäckerei. Nun streicht der 57-Jährige die Segel.

Die Bäckerei in der Seelenbinderstraße ist bereits geschlossen, die Internetseite abgeschaltet. In den letzten Tagen hat er versucht, das Ladeninventar und zumindest einen Teil der Maschinen zu verkaufen. Einen Nachfolger für die Bäckerei hat er nicht gefunden, obwohl der Hauseigentümer gerne wieder einen Bäcker im Geschäft gehabt hätte. „Als ich die Bäckerei 2005 übernommen habe, waren noch gute Geschäfte zu machen. Inzwischen bin ich von Backwarenverkaufsstellen und Aufbackstationen der Discounter regelrecht umzingelt. Ein Teil der Kunden schaut kaum noch auf Qualität, sondern nur noch nach dem Schrippenpreis“, ärgert sich der Bäckermeister.

Dabei waren Laden und Backstube das, was man alteingesessen nennt. Bereits als das 1907 erbaute Haus bezogen wurde, gab es hier einen Bäcker. Im Seitenflügel gab es sogar einen Kuhstall mit kleiner Molkerei. Gebacken wurde bis zuletzt mit dem rund 100 Jahre alten kohlegefeuerten Ofen. Die Spezialität neben Brot und Brötchen waren Kekse. „Bis zu 21 Sorten hatte ich im Programm, von süß bis salzig. Mein erstes Rezept für Mürbteigkekse musste ich 1975 noch einem Bäckermeister für 20 Mark abkaufen“, erinnert sich der Handwerker.

An klassischem Handwerk besteht immer weniger Interesse. Nicht einmal die historischen Maschinen wollte noch jemand haben. Angeschriebene Museen haben Wolfgang Guski nicht einmal geantwortet. Deshalb geht eine der Rührmaschinen an das Familienprojekt „Bude“ im Allendeviertel, dort gibt es einen gemauerten Backofen, an dem Kinder alte Handwerkstechniken ausprobieren dürfen.

Ungewisse Zukunft

An Rente denkt Wolfgang Guski noch nicht. Wenn seine Bäckerei aufgelöst und alles abgewickelt ist, will er wieder als Angestellter arbeiten, sagt er. Vermutlich, wie bereits in der Zeit vor der Selbstständigkeit als Geselle, weil kaum ein Bäckermeister einen zweiten Meister bezahlen kann und will. RD

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

15 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 175× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 150× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 218× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 598× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.