Kreuzberg. Die weltbesten Pressefotos sorgen regelmäßig für große Aufmerksamkeit.
In diesem Jahr gilt das ganz besonders. Denn das Siegerbild, das ebenso wie alle anderen ausgezeichneten Aufnahmen bis 25. Juni im Willy-Brandt-Haus zu sehen ist, hat einen Moment festgehalten, bei dem nicht wenige fragen, ob er auf diese Weise hätte öffentlich werden sollen.
Es zeigt die Szenerie unmittelbar nach dem Attentat auf Andrei Karlov, den russischen Botschafter in der Türkei, im Dezember 2016 in einer Galerie in Ankara. Der Täter Mevlut Mert Altintas ist darauf schreiend und mit gezogener Pistole zu sehen. Kurz darauf wird er von Sicherheitskräften erschossen. Neben ihm liegt der tote Diplomat.
Das Foto stammt von Burhan Ozbilici, der für die Agentur Associated Press arbeitet. Er sei eigentlich privat in der Galerie gewesen, erzählte der Bildreporter später. Aber nach den Schüssen habe er einfach nur funktioniert und auch nicht an die eigene Gefahr gedacht.
Darf man so ein Foto machen?
Und es einem großen Publikum präsentieren? Die World Press-Jury bejahte das. Denn, so ihre Begründung, es stehe als "explosives Bild, das den Hass unserer Zeit abbildet".
Burhan Ozbilicis schrecklicher Schnappschuss ist nicht der einzige, der blutige Auseinandersetzungen weltweit zum Thema hat. Nahezu alle Krisen- und Konfliktherde sind Teil der Ausstellung mit mehr als 40 Fotos, beziehungsweise Fotoserien. Ob Syrien, Irak, Iran, die Ukraine. Aber auch die Proteste in Brasilien oder der Aufruhr in US-Städten nach tödlichen Schüssen der Polizei auf vorwiegend schwarze Opfer gehören in diese Kategorie des Schreckens. Oft liegt der Fokus auf den betroffenen Menschen. Manchmal vermitteln aber auch Gebäuderuinen oder verwüstete Landschaften ein Bild der Lage.
Sport und Spalier
Und dazwischen finden sich dann wieder wunderbare Naturaufnahmen oder ein Augenblick, der ein Sportereignis zusammenfasst. Ebenso wie Bilder, die noch einen weiteren Subtext transportieren. So wie die Straßenszene irgendwo zwischen Havanna und Santiago auf Kuba: Menschen stehen Spalier und warten auf den Trauerkonvoi mit dem toten Fidel Castro. Hinter ihnen liegt die Landschaft im Nebel. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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