"Werkstatt der Kulturen" will mehr Geld vom Senat

Der Straßenumzug beim Karneval der Kulturen ist ein Publikumsmagnet. Für die Sicherheit der Besucher muss jetzt mehr Geld ausgegeben werden. | Foto: Frey
  • Der Straßenumzug beim Karneval der Kulturen ist ein Publikumsmagnet. Für die Sicherheit der Besucher muss jetzt mehr Geld ausgegeben werden.
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Kreuzberg. Seit 1996 ist der Karneval der Kulturen das Berliner Großereignis an jedem Pfingstwochenende. Ob er allerdings auch in diesem Jahr stattfindet, ist derzeit äußerst fraglich.

Auf der Website des Veranstalters, der Werkstatt der Kulturen, geht die Tendenz bereits in Richtung Absage. "Es ist schwer vorstellbar, dass der Karneval der Kulturen 2015 noch geplant und durchgeführt werden kann", heißt es dort. Ein Schreiben mit ähnlichem Inhalt soll bereits im Dezember an die teilnehmenden Gruppen gegangen sein.

Die Organisatoren fordern mehr finanzielle Unterstützung vom Senat, die ihnen bisher nicht definitiv zugesagt wurde.

Konkret geht es um zusätzliche Kosten für die Sicherheit. Sie werden fällig, weil der Karneval inzwischen ein Opfer seines Erfolgs geworden ist.

Allein den traditionellen Straßenumzug am Pfingstsonntag durch Kreuzberg verfolgen inzwischen regelmäßig mehr als eine Million Menschen. An manchen Stellen der Paradestrecke, die zwischen Hermannplatz und Möckernstraße entlang der Hasenheide, Gneisenau- und Yorckstraße verläuft, wird es deshalb häufig ziemlich eng.

Mehr Ausweichflächen für die Massen fordert deshalb auch ein neues Sicherheitskonzept, das die Werkstatt der Kulturen im September mit einem externen Expertenteam erarbeitet hat. Einige Verkaufsstände entlang der Strecke sollen verschwinden. Dazu werden mehr Trinkwasserstationen für die Teilnehmer des Umzugs verlangt. Und außerdem zusätzliche Ordnungskräfte. Das alles bedeutet Mehrkosten und gleichzeitig weniger Einnahmen bei den Standgebühren. Der Fehlbetrag wird mit rund 380 000 Euro beziffert.

Die Finanzlücke sei dem Zuwendungsgeber, dem Büro der Integrationsbeauftragten des Senats nach der Vorlage des Konzepts mitgeteilt und um eine Antwort bis Ende Oktober, später Ende November gebeten worden, sagt die Werkstatt der Kulturen. "Leider gab es bis zum Ablauf der Frist keine Zusage über die Kostenübernahme und auch keine Vorschläge, die eine tatsächliche Alternative aufgezeigt hätten."

Allerdings hat die Intergrationsbeauftragte Monika Lüke zuletzt mehrfach deutlich gemacht, dass das Anliegen wohlwollend geprüft wird und sie alles daran setzt, dass der Karneval auch 2015 stattfinden kann.

Abgesehen davon gibt es aber noch ein zweites Problem und das liegt direkt bei der Werkstatt der Kulturen. Dort haben inzwischen die bisherige Leitung sowie die Co-Leitung der Massenveranstaltung erklärt, dass sie aus persönlichen Gründen nicht mehr für die Organisation tätig sein wollen.

Trotzdem ist bisher nicht endgültig abzuschätzen, ob es sich bei der angekündigten Absage nur um eine verschärfte Drohkulisse handelt oder ob das Volksfest dieses Mal wirklich ausfällt. Denn bereits in den vergangenen Jahren wurde immer wieder ein Aus ins Spiel gebracht. Auch dabei ging es um nicht zu geringe finanzielle Zuschüsse des Senats. Die Veranstaltung sei inzwischen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt, ohne dass vor allem die teilnehmenden Gruppen davon profitieren würden, wurde mehrfach beklagt.

Die aktuelle Situation hat zumindest den Berliner Reggaeveranstalter Perry Ottmüller aufgerüttelt. Ottmüller, der seit 2000 regelmäßig mit einem Wagen beim Umzug vertreten ist, startete inzwischen eine Onlinepetition, um den Karneval zu retten. Unter change.org/karnevalderkulturen haben bereits nach wenigen Tagen knapp 6000 Gleichgesinnte unterschrieben.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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