Zittern bis zum Schluss: Karneval der Kulturen beklagt erneut Stress bei der Finanzierung

5. Juni 2017
Blücherplatz, 10961 Berlin
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Die Gruppe Berlin Indiawaale gehört zu den 63 Formationen, die dieses Jahr beim Straßenumzug mitmachen. | Foto: Thomas Frey
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  • Die Gruppe Berlin Indiawaale gehört zu den 63 Formationen, die dieses Jahr beim Straßenumzug mitmachen.
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Kreuzberg. Er wird natürlich wieder stattfinden. Denn Pfingsten ohne den Karneval der Kulturen ist eigentlich gar nicht mehr vorstellbar.

Dieses Mal habe das viertägige Straßenfest samt großem Umzug am Pfingstsonntag aber wirklich am seidenen Faden gehangen, machte Organisationsleiterin Nadja Mau deutlich. Das klang zwar schon in den vergangenen Jahren so ähnlich, aktuell scheint die Not aber besonders groß gewesen zu sein.

Was sich auch durch eine Art Showdown bei der Pressekonferenz am 16. Mai zeigte. Sie lief bereits, als die erlösende Mitteilung verteilt wurde. Überschrift: "Senat finanziert den Karneval der Kulturen 2017". Denn natürlich geht es bei den Problemen um das liebe Geld. Ganz konkret um weitere 185 000 Euro, die die Verwaltungen für Integration, Arbeit und Soziales sowie Kultur zusätzlich beisteuern. Endgültig beschlossen hatte das die Landesregierung auf ihrer parallel laufenden Sitzung.

Die Summe ist vor allem für die Sicherheit nötig. Sie muss nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz erhöht werden. Allerdings gibt es in Berlin gerade einen Engpass bei entsprechendem Personal. Wegen anderer Großereignisse wie dem Kirchentag und dem Deutschen Turnfest sind die Securityfirmen gut ausgelastet.

Mangelndes Angebot sorgt wiederum für steigende Preise. Zumal jetzt auch Kräfte aus anderen Städten angeheuert werden müssen. Dazu kamen Irritationen durch ein neues Gesetz für Dienstleister im Veranstaltungsgewerbe, das vor allem strengere Regeln für Leiharbeit vorsieht.

Immerhin, die Probleme scheinen durch den Senatszuschuss auf den letzten Drücker gelöst worden zu sein. Sie hätten aber in den vergangenen Wochen ziemlichen Stress verursacht und dafür gesorgt, dass für das inhaltliche Arbeiten kaum Zeit geblieben sei, erklärte Nadja Mau.

Risiko zu groß

Was sie damit meint, wird an der Zahl der teilnehmenden Gruppen beim Straßenumzug deutlich. 63 werden bei der Parade mitmachen, das sind zehn weniger als im vergangenen Jahr. 45 werden auf Wagen unterwegs sein, 18 zu Fuß. Für immerhin neun bedeutet der Karneval 2017 die Premiere. Andersherum heißt das aber: Fast 20 Gruppen, die 2016 dabei waren, haben verzichtet. Den Betroffenen geht es dabei nicht nur um mehr Pflege durch die Veranstalter. Gerade sie verweisen auf eigene Unwägbarkeiten, wenn bis wenige Wochen vor Pfingsten nicht klar sei, ob der Karneval wirklich stattfindet. "Wir trainieren, machen die Kostüme, kümmern uns um die Ausstattung, um dann vielleicht zu erfahren, dass alles umsonst war", umschreibt das ein Mitglied der Gruppe "Berlin Indiawaale". Manchen sei dieses Risiko wohl zu groß gewesen. Zwar gibt es für dieses Engagement seit einigen Jahren ebenfalls eine finanzielle Unterstützung des Senats, aber die ist an den Auftritt beim Umzug gebunden.

Den gibt es jetzt wie gehabt am Pfingstsonntag, in diesem Jahr am 4. Juni. Start ist um 12.30 Uhr, wie immer am Hermannplatz. Von dort geht es über die Hasenheide, Gnneisenau- und Yorckstraße bis zur Kreuzung Möckernstraße. Die letzte Gruppe wird dort gegen 21.30 Uhr ankommen. Dazu kommt das traditionelle Straßenfest vom 2. bis 5. Juni am Blücherplatz. Mit Bühnenprogramm, Budenzauber, Informationen, Kulinarischem aus aller Welt. Geöffnet ist am Freitag von 16 bis 24, Sonnabend und Sonntag von 11 bis 24 und Pfingstmontag von 11 bis 19 Uhr. Außerdem gehören zahlreiche Veranstaltungen, zum Beispiel in Clubs, zum Begleitprogramm. Und nicht zu vergessen der Kinderkarneval am 3. Juni. Dessen Umzug startet um 13.30 Uhr am Mariannenplatz. Er führt zum Görlitzer Park, wo ab 15 Uhr ein Kinderfest stattfindet.

Der Karneval der Kulturen sei ein weit über die Stadt hinaus bekanntes Beispiel für eine weltoffene Berliner Gesellschaft, heißt es im Senatstext, mit dem der 185 000-Euro-Zuschuss bestätigt wurde. Ähnlich klang das auch bei den drei weiteren Sponsoren, den Berliner Wasserbetrieben, der Berliner Sparkasse und der GSG Gewerbesiedlungs-Gesellschaft.

Abgesehen von diesem Überbau ist der viertägige Massenevent mit bis zu einer Million Besucher auch ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. Deshalb soll es in Zukunft auch kein Gerangel um das Stopfen von Finanzlöchern mehr geben. Künftig ist die Kulturverwaltung für den Karneval verantwortlich. Sie wolle eine längerfristige Planungssicherheit gewährleisten und entsprechende Mittel im neuen Doppelhaushalt 2018/19 beantragen, erklärte Staatssekretär Torsten Wöhlert. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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