Drogenspritzen im Naturparadies: Kinder meiden das Robinienwäldchen

Josie (8, rechts) und Ella (10) sind gerne im Robinienwäldchen. Aber nur dann, wenn es dort keine Drogenspritzen oder andere gefährliche Gegenstände gibt. | Foto: Thomas Frey
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Kreuzberg. Eigentlich wirkt alles wie ein Idylle. Sie wird verstärkt durch viele Kinder, die an diesem Nachmittag auf Exkursion durch die Tier- und Pflanzenwelt gehen.

Für solche Naturerlebnisse mitten in der Großstadt ist das Robinienwäldchen zwischen Hallescher- und Kleinbeerenstraße auch gedacht. Es wurde vor drei Jahren als Erfahrungsort nicht zuletzt für die benachbarte Clara-Grunwald-Grundschule sowie umliegende Kitas angelegt. Allerdings meidet diese Zielgruppe das Biotop inzwischen weitgehend. Warum das so ist, wurde am 13. Juni bei einem Aktionstag deutlich: Das Areal wird inzwischen auch von Menschen genutzt, mit deren Hinterlassenschaften die Kleinen nicht in Berührung kommen sollten.

Kondome, Spritzen, Hunde

Gebrauchte Kondome gehören ebenso dazu wie benutzte Drogenspritzen. Allem Anschein nach hat gerade diese Szene das Robinienwäldchen inzwischen als Rückzugsort für sich entdeckt. Dafür spricht bereits das unübersichtliche Gelände. Vielleicht ist dieser relativ neue Platz auch das Ergebnis von Verdrängung der Drogensüchtigen an anderen Orten. Aber nicht nur Überbleibsel, sondern auch die persönliche Präsenz mancher Besucher wirke nicht gerade einladend, wie Berichten zu entnehmen war. "Gestern waren dort Leute mit freilaufenden Kampfhunden", erzählte eine Frau. Keine Gesellschaft, um gleichzeitig Heranwachsende nach Blumen oder Käfern Ausschau halten zu lassen.

Die Probleme sind auch dem Bezirksamt bekannt. Reagiert wird darauf bisher mit einer regelmäßigen Reinigung, Spritzenfunde sollen sofort der Polizei gemeldet werden. Zum Aktionstag erschienen mit Clara Herrmann und Florian Schmidt (beide Bündnis 90/Grüne) gleich zwei Stadträte. Alles mit dem Ziel, für eine Art Neustart im Robinienwäldchen zu sorgen. Viele Erwachsene machten allerdings deutlich, dass die bisherigen Reaktionen längst nicht ausreichend seien. Kollegen an der Clara-Grunwald-Schule hätten die Teilnahme an der Veranstaltung skeptisch gesehen, sagt Lehrerin Doris Fangmann. "Wir sagen den Schülern, heute dürft ihr da rein, aber morgen geht das wieder nicht."

Schule hat Vorschläge

Die Schule hat auch einige Lösungsvorschlägen erarbeitet. Einer bezieht sich auf eine Idee des Grünflächenamtes, das Gelände abzuschießen. Sie wird als "unpraktisch" beurteilt, weil dadurch die Drogensüchtigen auf die benachbarte Grünanlage ausweichen würden. Die wird aber bis zum Nachmittag als Teil des Schulgeländes genutzt.

Beide Flächen müssten eingezäunt werden, wird deshalb verlangt. Und neben der Reinigung ein Mal pro Woche sollte der Müll an zwei zusätzlichen Tagen zumindest grob entfernt werden. Bei weiteren Forderungen während der Diskussion ging es auch um eine Art Parkwächter, der dort installiert werden sollte.

Alles Vorschläge, die natürlich Geld kosten. Und das muss erst einmal aufgetrieben werden. Vielleicht lasse sich der Investor auf dem angrenzenden Postareal, die CG-Gruppe, zu einem Beitrag für das Robinienwäldchen bewegen, überlegte Stadtrat Schmidt. Die Lehrerkonferenz der Clara-Grunwald-Schule brachte eine Finanzierung über Siwa-Mittel ins Spiel. Sie verwies dabei auf die Gegend um den Magdeburger Platz in Tiergarten mit ähnlichen Problemen. Dort habe es über dieses Senatsprogramm für die wachsende Stadt Unterstützung gegeben.

Bis etwas passiert, bleibt der Naturerfahrungsraum für die Kinder aber erst einmal weitgehend tabu. Dabei zeigte die Aktionsveranstaltung erneut, wie wohl sie sich dort fühlen. Aber eben nur, wenn, wie an diesem Tag, alles sauber ist und andere, eher ungebetene Nutzer wegen des großen Menschenauflaufs vom Besuch abgehalten werden. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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