Versammlung zum Görlitzer Park nahm ihren befürchtet chaotischen Verlauf

Bernd Krömer bei seinem knappen Redebeitrag kurz vor Ende der Veranstaltung. | Foto: Frey
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Kreuzberg. Das Ende kam nach zwei Stunden. Es hätte höchstens noch durch einen Einsatz von Sicherheitspersonal verhindert werden können. Aber den wollte anscheinend niemand im Saal oder traute sich nicht, das deutlich zu machen.

Damit hatte die von der BVV organisierte Einwohnerversammlung zum Görlitzer Park am 19. Februar im Jugendhaus Chip in der Reichenberger Straße ihren im Vorfeld befürchteten chaotischen Verlauf genommen. Wieder war es nicht gelungen, zu einer einigermaßen zielführenden Diskussion über die Zukunft der Grünanlage zu kommen.

Dafür verantwortlich waren vor allem rund 30 Hardcore-Aktivisten unter den mehr als 200 Besuchern. Besonders im Visier hatten sie Innenstaatssekretär Bernd Krömer (CDU). Er wurde zunächst völlig am Reden gehindert und kam erst am Ende unter Schwierigkeiten kurz zu Wort.

Die ersten Minuten des eigentlich auf drei Stunden angesetzten Gesprächs verliefen einigermaßen friedlich. Da berichteten Vertreter verschiedener Initiativen über ihre Erfahrungen. Etwa Katharina Oguntoye vom interkulturellen Netzwerk Joliba, die vor allem mangelnde finanzielle Unterstützung für ihre Arbeit beklagte. Lorenz Rollhäuser stellte die Anwohnerinitiative Görlitzer Park vor. Die Anlage dürfe nicht länger sich selbst überlassen werden, forderte er. Statt Polizei plädiert er für sogenannte Parkworker.

Die Situation habe sich in jüngster Zeit eher verschärft, sagte Claudia Hiesl vom Kinderbauernhof. "Viele Eltern mit kleinen Kindern nehmen Umwege in Kauf, wenn sie zu uns kommen wollen."

Nach diesen Aussagen wäre es spannend gewesen, die Ansicht des Innenstaatssekretärs, zum Beispiel über die Erfolge der sogenannten Task Force zu erfahren. Aber dazu kam es nicht. "Krömer, hau ab" oder "Krömer vertreiben, Flüchtlinge bleiben" wurde ihm entgegen gebrüllt.

Was zur Folge hatte, dass die Veranstaltung erst einmal für eine halbe Stunde unterbrochen und dann mit einem veränderten Ablauf fortgesetzt wurde. Anstelle des Staatssekretärs gab es jetzt Statements aus dem Publikum. Flüchtlinge erzählten über ihr Schicksal, einer brach dabei in Tränen aus. Ein Mann stimmte auf seiner Ukulele ein Lied an, das in etwa davon handelte, dass die Grünen jetzt genauso Faschisten seien, wie es die CSU schon immer war. Eine Anwohnerin geißelte einen Angriff von 15 Polizisten auf einen Schwarzen, den sie am Vortag beobachtet haben wollte. Nicht nur in diesem Zusammenhang fiel immer wieder der Vorwurf des Rassismus, der auch gern bei abweichenden Meinungen erhoben wurde.

Dazwischen gab es auch einige Lösungsvorschläge. Sie kümmere sich mit anderen um die Afrikaner im Park, berichtete eine Frau. "Wir gehen mit ihnen zu Ämtern, organisieren Deutschkurse. Sie sind herzlich eingeladen, uns dabei zu unterstützen", wandte sie sich an die Radau-Fraktion.

Für die waren solche Meinungsäußerungen aber wohl nicht mehr als die Ansichten "weißer Wohlstandswichser", wie sie schon zuvor kundgetan hatten. Was Bürgermeisterin Monika Herrmann zu ihrem emotionalen und ebenfalls von Störattacken begleiteten Auftritt animierte. "Migranten der ersten Generation kommen in meine Sprechstunde und sagen, wir haben die Schnauze voll, dass Frauen im und um den Park sexueller Gewalt ausgesetzt sind", hielt sie den Krawallmachern entgegen. "Das sind Menschen, die im Gegensatz zu vielen von euch dort wohnen. Aber das wollt ihr ja nicht hören, das passt euch nicht ins Konzept."

Bernd Krömer schaffte anschließend noch ein kurzes Statement. Wo die wirklichen Probleme liegen, sei zumindest bei einigen Ausführungen deutlich geworden, fand er. Beim Drogenhandel handle es sich um organisierte Kriminalität, gegen die die Polizei auch künftig vorgehen werde. "Von anderen Respekt zu verlangen, wenn man ihn selbst für andere Meinungen nicht aufbringt ist unmöglich", so sein Resümee nach den Erfahrungen an diesem Abend.

Der Bezirk werde weiter solche Veranstaltungen organisieren, kündigte Monika Herrmann an. Auch wenn sie jetzt zum dritten Mal gestört wurden, werde es ein viertes oder fünftes Mal geben.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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