Kinder oder Bäume: Bezirk stoppt den Anbau einer Kita an der Methfesselstraße

Um diese Bäume geht es. Sie befinden sich entlang der Methfesselstraße, wo der Kitaanbau entstehen sollte. | Foto: Thomas Frey
2Bilder
  • Um diese Bäume geht es. Sie befinden sich entlang der Methfesselstraße, wo der Kitaanbau entstehen sollte.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Kreuzberg. Allein bis 2020 benötigt der Bezirk mehr als 2000 weitere Kitaplätze. 93 davon können jetzt wohl gestrichen werden.

So viele Kinder sollten eigentlich in einem vorgesehenen Erweiterungsbau der Kita in der Methfesselstraße 14 untergebracht werden. Das Geld, rund zwei Millionen Euro, war durch das Sonderprogramm "SIWA" vorhanden. Auch die Pläne liegen in der Schublade. Für 2017 war der Baustart geplant. Aber daraus wird nichts. Denn das Stadtplanungsamt Friedrichshain-Kreuzberg stoppte das Vorhaben des Eigenbetriebs Kindergärten City. Grund dafür waren mehrere Bäume, die dafür hätten gefällt werden müssen. Zu deren Größenordnung gibt es unterschiedliche Angaben. Mal sind es sechs, mal acht, auch die Zahl 16 kursierte. Wie auch immer, die Bäume, vorwiegend Eichen, verhindern, dass zu den derzeit 92 Kindern an der Methfesselstraße noch einmal so viele hinzu kommen können.

Die Geschichte klingt skurril, und sie führt in die Niederungen mancher Rechtsvorschriften. In diesem Fall wohl zum Paragrafen 35 Baugesetzbuch. Der regelt Bauen im Außenbereich. Dafür gibt es einige Einschränkungen, die als öffentliche Belange bezeichnet werden. Unter anderem, wenn der Naturschutz und die Landschaftspflege berührt werden. Dass die Kita direkt an den Viktoriapark grenzt, wo es an Bäumen nicht mangelt, konnte anscheinend ebenfalls nicht als mildernder Umstand ins Feld geführt werden.

Der Kahlschlag eines gesunden Bestandes sei nicht möglich, erklärt Noch-Baustadtrat Hans Panhoff (Bündnis90/Grüne). "Wir würden uns angreifbar machen."

Im Bezirksamt stand das Thema zuletzt mehrfach auf der Tagesordnung. Auch die Expertisen der Baujuristin und des Rechtsamtes wurden dabei eingeholt. Mit dem bekannten Ergebnis. Dagegen habe sich auch keiner seiner Kollegen gestellt, sagt Hans Panhoff. Allerdings ist vor allem Bürgermeisterin Monika Herrmann (Bündnis90/Grüne) mit der Entscheidung überhaupt nicht glücklich. Sie verantwortet den Jugendbereich und forciert den ambitionierten Zuwachs an Kitaplätzen. Nicht nur der Stopp an der Methfesselstraße sei deshalb mehr als ärgerlich. "Ich befürchte, dass wir ähnliche Probleme auch noch an anderen Stellen bekommen."

Deshalb fordert sie möglichst schnell eine andere, auch gesetzliche Grundlage. "Wenn wir dringend in die Zukunft investieren müssen, braucht es dafür die Voraussetzungen."

Ob das beim aktuellen Fall noch etwas ändert, ist zumindest fraglich. Die Kindergärten-City müsse leider mit der Ablehnung leben, sagt deren Geschäftsführerin Susanne Kabitz. Denn Alternativen auf dem Gelände oder in der Umgebung gebe es nicht.

Der Bezirk hatte dem Betreiber vorgeschlagen, an einer anderen Stelle, auf der Ostseite des Grundstücks zu bauen, macht wiederum Hans Panhoff deutlich. Das hätte der aber abgelehnt. "Dort befindet sich ein Bunker im Untergrund", erklärt Susanne Kabitz. Schon das hätte die Baukosten wahrscheinlich erhöht, und das vorhandene Geld wäre nicht mehr ausreichend gewesen. "Abgesehen davon weiß man nie, welche Unwägbarkeiten einen in einem Bunker sonst noch erwarten."

Geärgert hat sie sich auch über die erst vor kurzem erfolgte endgültige Ablehnung des Amtes. Zu einem Zeitpunkt, als alles andere eingetütet war. Bis dahin sei, auch in mehreren Runden mit dem Träger, versucht worden, das Problem irgendwie vom Tisch zu bekommen, sagt Monika Herrmann.

Auf Unverständnis stößt das Vorgehen des Bezirks auch bei Eltern. Nicht alle würden sich zwar für den Anbau vehement ins Zeug legen, schon deshalb, weil ihre Kinder normalerweise außer Baulärm von den neuen Räumen nichts mehr hätten, meint Oliver Hartmann, dessen Sohn die Kita besucht. "Aber ich kenne niemanden, der sich dagegen stellt." Denn den meisten wäre klar, dass es weitere Plätze geben muss. Schon wegen der Neubauten in der Umgebung. Aber hier sei "für die Bäume und gegen die Kinder entschieden worden".

Ach ja – Ersatzpflanzungen für die gefällten Bäume hatte die Kita ebenfalls angeboten. Natürlich gleich vor ihrer Haustür im Viktoriapark. tf

Um diese Bäume geht es. Sie befinden sich entlang der Methfesselstraße, wo der Kitaanbau entstehen sollte. | Foto: Thomas Frey
Die Kita in der Methfesselstraße grenzt direkt an den Viktoriapark. Bäume gibt es in dieser Gegend deshalb genug. | Foto: Thomas Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 168× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 120× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 177× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.517× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.