Planungen für Ex-Stasi-Gelände an der Normannenstraße

Einst saß hier Erich Mielke, heute befindet sich im Haus 1 das Stasi-Museum. | Foto: Wrobel
3Bilder
  • Einst saß hier Erich Mielke, heute befindet sich im Haus 1 das Stasi-Museum.
  • Foto: Wrobel
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Lichtenberg. Früher Sitz der Staatssicherheit, heute Sanierungsgebiet: Bei einer Konferenz diskutierten kürzlich Bürger und Architekten über die zukünftige Nutzung des Areals zwischen Frankfurter Allee, Normannen-, Magdalenen- und Ruschestraße.

Noch vor gut 25 Jahren arbeiteten die Männer und Frauen der Staatssicherheit in den riesigen Plattenbauten fleißig an der Überwachung ihrer Mitbürger. Denen blieb der Einblick in die Stasi-Stadt verwehrt.

Heute kann jeder kommen. Auf dem 7,3 Hektar großen Areal befindet sich das Stasi-Museum, daneben die Stasi-Unterlagenbehörde. Es gibt auch Alltägliches: ein Ärztehaus, ein alternatives Wohnprojekt und mehrere Dienstleister. Viele Flächen sind inzwischen in Privathand.

"Das Areal ist Ausdruck eines diktatorischen Städtebaus und ein Problemfall", sagt Stadtentwicklungsstadtrat Wilfried Nünthel (CDU). Für die Nutzung des Areals müsse ein gesamtstädtisches Konzept her. "Abzureißen und neu zu bauen, wäre ignorant gegenüber der Geschichte."

Doch wie soll das Gelände genutzt werden? Von mehr als 175 000 Quadratmetern Nutzfläche steht fast die Hälfte leer. Vor vier Jahren ist das Areal deshalb zum Sanierungsgebiet erklärt worden. Das macht es der öffentlichen Hand möglich, Einfluss auf die Entwicklung zu nehmen.

Wie die Zukunft aussehen könnte, wurde bei der 6. Konferenz zum Sanierungsgebiet "Frankfurter Allee Nord" am 9. September besprochen. Der vom Bezirksamt beschlossene "Sanierungsrahmenplan" lässt auf dem Gelände künftig Wohnen zu; das war bislang nicht möglich. Und das gebe vor allen privaten Eigentümern eine Möglichkeit, Leerstände zu beseitigen, so Nünthel.

Einige Eigentümer haben Städteplaner und Architekten mit "Machbarkeitsstudien" beauftragt. Ziel war es, Nutzungsideen für die eigenen Flächen zu sammeln. Großen Leerstand beklagt zum Beispiel die Firma Aris GmbH, der die beiden ehemals von der Deutschen Bahn genutzten Häuser an der Ruschestraße gehören. Mit einer Nutzfläche von 54 282 Quadratmetern böten die 13-geschossigen Bauten Platz für ganz verschiedene Nutzungen. "Sinnvoll ist es, hier ein breites Wohnangebot zu schaffen", erklärte der Architekt Heinz Tibbe vom Büro "Gruppe Planwerk". Er rät von Kleinstwohnungen ab – gegen den Wunsch seines Auftraggebers.

Sein Vorschlag: Auf rund 60 Prozent der Fläche sollen 600 Wohneinheiten mit Flächen zwischen 32 bis 320 Quadratmetern entstehen, darunter auch Wohngemeinschaften auf einzelnen Etagen. In die restlichen Gebäudeteile könnten Hotellerie, Gewerbe und soziale Einrichtungen wie eine Kindertagesstätte einziehen. Vorerst allerdings sollen die Gebäude als Notunterkunft für Flüchtlinge dienen (siehe Artikel auf Seite 1).

Roland Jahn, Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde, verfolgt außerdem seit Jahren das Ziel, auf dem Areal einen "Lernort für Demokratie" zu schaffen. Er hat viele Unterstützer aus Politik und Bürgerschaft für diese Vision gewinnen können. Allein: Bislang konnten sich das Land Berlin und der Bund nicht über die Finanzierung einigen.

Der "Lernort für Demokratie" sieht einen Neubau für das Archiv der Unterlagenbehörde vor, eine öffentliche Bibliothek, ein Veranstaltungshaus und den Einzug der Robert-Havemann-Gesellschaft mit ihrem Archiv des Widerstandes. Ein erster Schritt dazu soll im Sommer 2016 getan werden. Dann präsentiert die Robert-Havemann-Gesellschaft auf dem Parkplatz vor der Stasi-Unterlagenbehörde die Dauerausstellung "Friedliche Revolution". KW

Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 217× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 402× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.368× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.194× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.