Planungen für Ex-Stasi-Gelände an der Normannenstraße

Einst saß hier Erich Mielke, heute befindet sich im Haus 1 das Stasi-Museum. | Foto: Wrobel
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Lichtenberg. Früher Sitz der Staatssicherheit, heute Sanierungsgebiet: Bei einer Konferenz diskutierten kürzlich Bürger und Architekten über die zukünftige Nutzung des Areals zwischen Frankfurter Allee, Normannen-, Magdalenen- und Ruschestraße.

Noch vor gut 25 Jahren arbeiteten die Männer und Frauen der Staatssicherheit in den riesigen Plattenbauten fleißig an der Überwachung ihrer Mitbürger. Denen blieb der Einblick in die Stasi-Stadt verwehrt.

Heute kann jeder kommen. Auf dem 7,3 Hektar großen Areal befindet sich das Stasi-Museum, daneben die Stasi-Unterlagenbehörde. Es gibt auch Alltägliches: ein Ärztehaus, ein alternatives Wohnprojekt und mehrere Dienstleister. Viele Flächen sind inzwischen in Privathand.

"Das Areal ist Ausdruck eines diktatorischen Städtebaus und ein Problemfall", sagt Stadtentwicklungsstadtrat Wilfried Nünthel (CDU). Für die Nutzung des Areals müsse ein gesamtstädtisches Konzept her. "Abzureißen und neu zu bauen, wäre ignorant gegenüber der Geschichte."

Doch wie soll das Gelände genutzt werden? Von mehr als 175 000 Quadratmetern Nutzfläche steht fast die Hälfte leer. Vor vier Jahren ist das Areal deshalb zum Sanierungsgebiet erklärt worden. Das macht es der öffentlichen Hand möglich, Einfluss auf die Entwicklung zu nehmen.

Wie die Zukunft aussehen könnte, wurde bei der 6. Konferenz zum Sanierungsgebiet "Frankfurter Allee Nord" am 9. September besprochen. Der vom Bezirksamt beschlossene "Sanierungsrahmenplan" lässt auf dem Gelände künftig Wohnen zu; das war bislang nicht möglich. Und das gebe vor allen privaten Eigentümern eine Möglichkeit, Leerstände zu beseitigen, so Nünthel.

Einige Eigentümer haben Städteplaner und Architekten mit "Machbarkeitsstudien" beauftragt. Ziel war es, Nutzungsideen für die eigenen Flächen zu sammeln. Großen Leerstand beklagt zum Beispiel die Firma Aris GmbH, der die beiden ehemals von der Deutschen Bahn genutzten Häuser an der Ruschestraße gehören. Mit einer Nutzfläche von 54 282 Quadratmetern böten die 13-geschossigen Bauten Platz für ganz verschiedene Nutzungen. "Sinnvoll ist es, hier ein breites Wohnangebot zu schaffen", erklärte der Architekt Heinz Tibbe vom Büro "Gruppe Planwerk". Er rät von Kleinstwohnungen ab – gegen den Wunsch seines Auftraggebers.

Sein Vorschlag: Auf rund 60 Prozent der Fläche sollen 600 Wohneinheiten mit Flächen zwischen 32 bis 320 Quadratmetern entstehen, darunter auch Wohngemeinschaften auf einzelnen Etagen. In die restlichen Gebäudeteile könnten Hotellerie, Gewerbe und soziale Einrichtungen wie eine Kindertagesstätte einziehen. Vorerst allerdings sollen die Gebäude als Notunterkunft für Flüchtlinge dienen (siehe Artikel auf Seite 1).

Roland Jahn, Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde, verfolgt außerdem seit Jahren das Ziel, auf dem Areal einen "Lernort für Demokratie" zu schaffen. Er hat viele Unterstützer aus Politik und Bürgerschaft für diese Vision gewinnen können. Allein: Bislang konnten sich das Land Berlin und der Bund nicht über die Finanzierung einigen.

Der "Lernort für Demokratie" sieht einen Neubau für das Archiv der Unterlagenbehörde vor, eine öffentliche Bibliothek, ein Veranstaltungshaus und den Einzug der Robert-Havemann-Gesellschaft mit ihrem Archiv des Widerstandes. Ein erster Schritt dazu soll im Sommer 2016 getan werden. Dann präsentiert die Robert-Havemann-Gesellschaft auf dem Parkplatz vor der Stasi-Unterlagenbehörde die Dauerausstellung "Friedliche Revolution". KW

Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

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