Podiumsdiskussion mit:
Siegmar Faust, Autor, SED-Gegner, ehem. pol.Häftling, heute AfD-Wähler
Werner Schulz, Bündnis 90/Grüne, DDR-Bürgerrechtler
Konstantin von Hammerstein, Der Spiegel
Der Spiegel hat mit seinem Artikel „Was für Helden“ (2/18) ein Tabu gebrochen. Er portraitierte mehrere ehemalige DDR-Kritiker, die heute mit rechtspopulistischen Ideen zu sympathisieren scheinen. Dies galt bislang als Ausrutscher Einzelner.
Die Mehrheit der DDR-Bürgerrechtler reklamiert die 1989er-Parole ‚Wir sind das Volk‘ weiter für sich und retuschiert den Spiegel-Befund damit einfach weg. Es ist jedoch kein Geheimnis, dass dieses Thema in Aufarbeitungsveranstaltungen und bei Opfergruppierungen bereits zu Diskussionen und Konflikten geführt hat.
Das Bürgerkomitee 15. Januar lädt zu einem moderierten Streitgespräch zwischen zwei profilierten ehemaligen DDR-Kritikern ein.
Gibt es Gründe, warum ehemalige SED-Gegner rechtspopulistische Sympathien hegen? Wer vertritt das Erbe der Bürgerrechtler? Verharmlosen heutige Demokratiekritiker die damalige Diktatur? Weicht die Aufarbeitung diesem Thema aus? Wo ist Dialog sinnvoll und wo gibt es Grenzen? Wurden frühere DDR-Bürgerrechtler zunächst hochgejubelt, um sie jetzt niederzuschreiben?
Moderation: Margit Miosga
Termin und Ort:
Donnerstag, 1. März 2018, 18.30 Uhr
Freier Eintritt
STASI MUSEUM/ Campus für Demokratie
Haus 1 (linker Aufgang)
Raum 614, 6. Etage
Ruschestr. 103, 10365 Berlin-Lichtenberg, U-Bahnhof Magdalenenstraße
www.buergerkomitee1501berlin.de
Zu den Teilnehmern:
Werner Schulz: Jg. 1950. Zu DDR-Zeiten wegen seines Protestes gegen die Besetzung Afghanistans als Wissenschaftler entlassen, 1989 im Neuen Forum, dann für Bündnis 90/Grüne in Bundestag und Europaparlament: „Unser Motto hieß: Nicht rechts, nicht links - sondern geradeaus nach Europa. Europäische Patrioten, sofern es solche wirklich sind und nicht nur besorgte Nationalisten, sollten sich deswegen um die Weiterentwicklung der EU kümmern, anstatt Islamophobie und Fremdenhass zu verbreiten.“
Siegmar Faust: Jg. 1944. Fühlte sich einst als Jungmarxist. Durch die Niederschlagung des Prager Frühlings begann sein Wandel, was zweimal zu Zwangsexmatrikulationen von Hochschulen und zweimal ins Gefängnis führte. Fand Bürgerrechtler zu kompromissbereit, sieht sich als Dissident. Sorgt sich inzwischen, dass sich „die Nation samt ihrer Kultur“ auflöst und wählt AfD. Zitat: „Und wenn das rechts sein soll, na und? Dann bin ich halt rechts, wenn das jemand zur Orientierung braucht.“
Konstantin von Hammerstein: Redakteur, Der Spiegel. Er konstatiert mit Wehmut: „Die Gründe leuchten ein, aber die Reaktion der früheren Bürgerrechtler ist überzogen. Das also ist aus den Helden von einst geworden.“
Margit Miosga: Rundfunkjournalistin beim rbb. Zitat: „Immer wieder überrascht von den ungewöhnlichen Wendungen des Lebens und der Leute. Und DDR-Bürgerrechtler zu AfD'lern gehört zweifelsohne dazu.“
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