Gewalt gegen Frauen fängt nicht erst bei körperlicher Misshandlung an

Am 25. November, dem Internationalen Aktionstag gegen Gewalt an Frauen, wurde am Rathaus Lichtenberg eine Fahne von Femmes de Terre gehisst. | Foto: Wrobel
  • Am 25. November, dem Internationalen Aktionstag gegen Gewalt an Frauen, wurde am Rathaus Lichtenberg eine Fahne von Femmes de Terre gehisst.
  • Foto: Wrobel
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Lichtenberg. Noch immer erleben viele Frauen Gewalt, die von ihren Partnern ausgeht. Häusliche Gewalt ist jedoch keine Privatsache.

"In Lichtenberg zählt die Statistik 1660 Straftaten an Frauen im Jahr 2013. Das sind Körperverletzungen, Bedrohungen, Raub und Stalking", sagt Majel Kundel. Die Gleichstellungsbeauftragte kennt die Formen, die Gewalt annehmen kann. "Häusliche Gewalt ist eine Straftat und umfasst körperliche, sexuelle und psychische Gewalt", sagt sie. 2013 wurden mehr als 1020 Anzeigen zu häuslicher Gewalt von Frauen bei der Polizei gestellt. Meist ist es der Partner, der diese Gewalt ausübt. Deshalb sind nicht nur die Frauen, sondern auch die Kinder betroffen.

Der Schritt zur Trennung fällt vielen Frauen schwer. Liebe bindet sie trotz aller Gewalt an den Partner, lange Jahre mit Demütigungen lassen ihr Selbstwertgefühl schrumpfen. "Hinzu kommen die Sorge um die gemeinsamen Kinder und die finanziellen Abhängigkeiten", sagt Majel Kundel. Doch es gibt Möglichkeiten, sich zu schützen. "Das neue Gewaltschutzgesetz stärkt den Schutz der Opfer. Die Polizei kann den Täter der Wohnung verweisen oder ein Näherungsverbot aussprechen. Sie gibt Opfern auch weitere Hilfestellung."

Eine Schutzmöglichkeit bieten auch Frauenhäuser. Die Adressen sind nicht öffentlich, um ein Ausfindigmachen der geflüchteten Frauen zu verhindern. Sie müssen bei Beratungsstellen und der Polizei erfragt werden. Hier finden Frauen und ihre Kinder eine Wohnmöglichkeit auf Zeit und Unterstützung auf dem Weg in die Unabhängigkeit. Sechs dieser Häuser gibt es in Berlin, in Lichtenberg bietet ein Haus rund 60 Plätze für Frauen und Kinder. "Frauen, die bei uns unterkommen, müssen nicht akut misshandelt worden sein. Häusliche Gewalt kann sich über Jahre hinziehen und ist sehr komplex. Oft arbeitet der Täter auch mit Angst und Drohung", erklärt eine Mitarbeiterin des Lichtenberger Frauenhauses, die zum eigenen Schutz nicht namentlich genannt werden will. "Wir unterstützen die Frauen in fast allen Angelegenheiten, bis sie ihre eigene Bleibe gefunden haben. Das ist in Berlin aufgrund des aktuellen Wohnungsmangels aber schwierig und kann bis zu mehreren Monaten dauern." Die Mitarbeiter unterstützen die Frauen auch dabei, familienrechtliche und ausländerrechtliche Angelegenheiten zu klären. "Noch immer ist die Schwellenangst für viele groß, Hilfe zu suchen. Das hängt auch damit zusammen, welche Erfahrung die Frauen bereits in ihrer Kindheit mit Gewalt gemacht haben", sagt die Mitarbeiterin.

Für Gleichstellungsbeauftragte Majel Kundel ist jedoch klar, dass Gewalt nicht hinnehmbar ist. "Auch eine Ohrfeige ist eine Straftat. Die Betroffene entscheidet, ob sie diese anzeigt." Unter der Hotline 611 03 00 des Vereins "BIG" können sich Frauen anonym und zu jeder Tages- und Nachtzeit über mögliche Schritte zu einem freien Leben informieren. Die Beratung ist auch in vielen Fremdsprachen, darunter Türkisch und Russisch möglich.

Informationen gibt es auch bei der Gleichstellungsbeauftragten unter 902 96 33 20 und unter www.big-hotline.de.
Karolina Wrobel / KW
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 102× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 543× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 504× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 458× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 480× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.