Im Interkulturellen Jugendwohnhaus finden jugendliche Flüchtlinge ein neues Zuhause

Der Sozialdiakon Michael Heinisch (links) und der Wohnheimleiter Andreas Höll vor einer Pinnwand, an der die Jugendlichen ihre Fluchtgeschichten dargestellt haben. | Foto: Wrobel
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Rummelsburg. Viele Jugendliche aus Kriegsgebieten werden von ihren Familien aus vielerlei Gründen allein auf die Flucht geschickt. Im Interkulturellen Jugendwohnhaus bekommen sie die Chance, in Deutschland anzukommen.

"Viele dieser Jugendlichen sind über ein Jahr lang auf der Flucht gewesen", weiß Michael Heinisch. Der Sozialdiakon und Chef der Stiftung "SozDia" kümmerte sich Anfang der 1990er-Jahre in der Victoriastadt um Jugendliche, die nach der Wende ohne Perspektive waren. Meist waren es Punks. Heute sind es junge Geflüchtete aus vielen Ländern, die in den Einrichtungen der von Heinisch gegründeten Stiftung eine Perspektive bekommen. Sie bekommen mit dem Interkulturellen Jugendwohnhaus nun eine eigene Einrichtung.

"Eigentlich sanierten wir das Haus, um daraus studentisches Wohnen zu entwickeln", erinnert sich Heinisch. Doch dann erreichten ihn immer wieder Anfragen der Landesbehörden, die Wohnplätze für sogenannte "unbegleitete minderjährige Flüchtlinge" suchten, wie die Jugendlichen von den Behörden genannt werden. So entstand das Jugendwohnhaus nahe der Rummelsburger Bucht. Seit Dezember vergangenen Jahres wohnen hier 19 Jugendliche in Wohngruppen. Am 11. November feierte das Haus seine offizielle Eröffnung – nachdem die Jugendlichen sich gut eingewöhnt hatten.

Auf drei Geschossen finden sie jeweils eine Gemeinschaftsküche und -Bad, es gibt Einzel- und Doppelzimmer. Neun pädagogische Kräfte begleiten die Jugendlichen abwechselnd rund um die Uhr in ihrem Alltag. "Am Anfang war der Tages-Nacht-Rhythmus für die Jugendlichen eine schwere Herausforderung", berichtet Heinisch. Viele der Jugendlichen waren so lange auf der Flucht gewesen, dass sie das Unstete des Lebens nur schwer abstreifen konnten. "Es war vielen zunächst auch schwierig zu vermitteln, dass dies keine Durchgangsstation für sie ist", sagt Heinisch.

Die Jugendlichen sollen in der Einrichtung ein Zuhause finden. Ihr Vormund ist das Jugendamt. Da eine Zusammenführung mit den Eltern kaum möglich ist, sollen sie an eine selbstständige Lebensweise herangeführt werden. Von der Essenszubereitung über das Wäschewaschen bis hin zum Deutschunterricht: der Alltag soll strukturiert ablaufen. Ziel ist es, sie in ein eigenes Leben mit eigener Wohnung entlassen zu können.

Dazu gehören aber Deutschkenntnisse und auch eine Ausbildung. "Noch ist keiner der Jugendlichen in Ausbildung", berichtet Heinisch. Dafür hapert es noch zu sehr mit der deutschen Sprache. Hilfe geben hier Ehrenamtliche, die den Jugendlichen neben den offiziellen Kursen zusätzliche Angebote machen.

Unterstützung wird es auch von der Nachbarschaft geben, das sicherte der Verein "WIR – Wir in Rummelsburg" anlässlich der Eröffnung zu. Denn auf unabsehbare Zeit wird die Hilfe für jugendliche Geflüchtete weiterhin gebraucht. Heinisch: "Jeden Tag bekommen wir vier bis fünf Aufnahmeanfragen." KW

Der Sozialdiakon Michael Heinisch (links) und der Wohnheimleiter Andreas Höll vor einer Pinnwand, an der die Jugendlichen ihre Fluchtgeschichten dargestellt haben. | Foto: Wrobel
Feierten die Eröffnung: Andreas Höll, Leiter des Interkulturellen Wohnhauses, mit Stiftungs-Chef Michael Heinisch und Hanna Wüsthoff, Leiterin der benachbarten Einrichtung "Familien.Leben". | Foto: Wrobel
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

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