Sportler sind ausgebremst: Wegen geschlossener Hallen bleiben die Angebote auf der Strecke

Nahmen an der Podiumsdiskussion teil (v.l.): Ursula Röhr vom Bezirkssportbund, Stadtrat Wilfried Nünthel, Klaus Borde vom Bürgerverein Karlshorst und Holm Kirmse vom TSV Karlshorst. Foto: Wrobel | Foto: Wrobel
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Karlshorst. Weil zwölf Sporthallen saniert werden, bleiben viele Freizeitsportangebote auf der Strecke. Gerade im Süden des Bezirkes werden die Vereinssportler ausgebremst.

„Das ist ziemlich übel“, resümierte Holm Kirmse vom TSV Karlshorst die Situation. Aktuelle Sporthallensanierungen im Bezirk machen vielen Sportvereinen zu schaffen, wie eine Bürgerversammlung des Bürgervereins Karlshorst am 22. März ans Licht brachte. Weil die Sporthalle der Lew-Tolstoi-Grundschule am Römerweg saniert wird und auch noch die Halle der Richard-Wagner-Grundschule in der Ehrenfelsstraße wegen Sanierung schloss, müssen Freizeitsportler umdisponieren.

Das geht mitunter so weit, dass sie gezwungen sind, die Sportart zu wechseln. „Unsere Fußballer überlegen jetzt auf Volleyball umzustellen“, berichtete die Vorsitzende des TSV Karlshorst, Gaby Löbner, nach der Versammlung auf Nachfrage der Berliner Woche. „Fast jeder Sportbereich muss zusammenrücken“, weiß sie. Die Kleinkind-Bewegungsgruppen wurden mit den Gruppen für ältere Jungen und Mädchen zusammengelegt – Kinder zwischen drei und zwölf Jahren werden nun gemeinsam betreut. Auch bei den Erwachsenen sieht es nicht besser aus: „Wir haben eine Gruppe, in der 45 Frauen zur gleichen Zeit trainieren."

Mit seinen 619 Mitgliedern versteht sich der Verein als echter Kiez-Freizeitsportler-Verein. Auf Hallen außerhalb von Karlshorst auszuweichen, entspräche deshalb nicht dem Anspruch, vor Ort im Kiez verankert zu sein, sagt Löbner. Doch zwingt die derzeitige Situation dazu. „Die Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Lichtenberg ist gut. Ich wünschte nur, konstruktive Lösungen würden auch mit dem Bezirksamt in Treptow-Köpenick gefunden“, so die Vereinsvorsitzende, die ihren Mitgliedern jede Möglichkeit offen halten will. Bislang verzeichnet der TSV noch keine Austrittswelle.

Ursula Röhr vom Bezirkssportbund ist wegen der Hallenschließungen dagegen sehr besorgt. Denn insgesamt stehen im Bezirk aktuell zwölf Hallen für die Vereine nicht zur Verfügung: "Kleine Vereine werden wegen Austritten untergehen", sagte Röhr auf der Versammlung. Der für Sport zuständige Stadtrat Wilfried Nünthel (CDU) machte indes die Prioritäten klar: „Schulsport ist zuerst zu gewährleisten“. Bei der Vergabe der Zeiten bei den noch vorhandenen Hallen können Vereine nur nachrangig bedient werden. Nünthel will jedoch prüfen, inwieweit die durch einen privaten Träger genutzte Halle in der Ehrlichstraße sowie Räume im Kulturhaus Karlshorst und in öffentlichen Kindertagesstätten für einzelne Sportgruppen geöffnet werden können.

Trotzdem drohen die Kapazitäten auch nach Beendigung der Hallensanierungen nicht auszureichen. Einige Mütter meldeten sich zu Wort und bemängelten, dass bei den Vereinen seit langem Wartelisten für Kindersportangebote bestehen. Durch die knappen Hallenzeiten würden diese noch länger. „Gerade in Karlshorst gibt es einen immensen Kinderzuwachs. Da reichen die Angebote schon jetzt nicht aus“, berichtete eine Mutter.

Im Bezirkssportbund ist das Problem bereits bekannt: „Vielen Vereinen fehlen Übungsleiter, um diese Sportangebote für Kinder anzubieten. Zumal kleine Vereine sich deren Bezahlung schlichtweg kaum leisten können“, so Ursula Röhr. Die TSV-Karlshorst-Chefin Gaby Löbner bestätigt: „Angebote für Kinder und Jugendliche werden bei uns von ehrenamtlich tätigen Übungsleitern angeboten, die es als gesellschaftliche Aufgabe ansehen. Insgesamt könnte es tatsächlich mehr Übungsleiter geben.“ An hauptberufliche Fitnesstrainer sei jedoch nicht zu denken. KW

Nahmen an der Podiumsdiskussion teil (v.l.): Ursula Röhr vom Bezirkssportbund, Stadtrat Wilfried Nünthel, Klaus Borde vom Bürgerverein Karlshorst und Holm Kirmse vom TSV Karlshorst. Foto: Wrobel | Foto: Wrobel
Bei der Podiumsdiskussion (v.l.): Ursula Röhr vom Bezirkssportbund, Stadtrat Wilfried Nünthel, Klaus Borde vom Bürgerverein Karlshorst, Holm Kirmse vom TSV Karlshorst und Sportsenator Andreas Geisel. Foto: Wrobel | Foto: Wrobel
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Karolina Wrobel aus Lichtenberg

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