Geschützte Radspur für die Siegfriedstraße?

Vor der März-Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung demonstrierte das „Netzwerk Fahrradfreundliches Lichtenberg“ für sichere Radwege.
4Bilder
  • Vor der März-Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung demonstrierte das „Netzwerk Fahrradfreundliches Lichtenberg“ für sichere Radwege.
  • hochgeladen von Berit Müller

Eine überschaubare Gruppe von Helmträgern demonstrierte am Nachmittag des 15. März vor dem Eingang der Max-Taut-Aula am Nöldnerplatz. Während die Bezirksverordneten peu à peu zu ihrer monatlichen Sitzung eintrafen, forderte das „Netzwerk Fahrradfreundliches Lichtenberg“ sichere Radwege im Bezirk.

Es sind zwei Situationen, die zu den folgenschwersten Unfällen zwischen Verkehrsteilnehmern am Steuer und auf dem Sattel führen: Autofahrer übersehen Radler beim Abbiegen oder öffnen nach dem Einparken die Autotüren – zu rasch und ohne zu bedenken, dass sich gerade ein Fahrrad nähern könnte.

Wer mit dem Velo durch den südlichen Abschnitt der Siegfriedstraße fährt, ist nicht nur diesen Gefahren ausgesetzt. Dort müssen Radfahrer auch noch mit Trams, Bussen und einem fast ständig hohen Verkehrsaufkommen klarkommen. „Es sind nur die Wagemutigen, die dort Rad fahren“, sagt Mattes Groeger, Initiator des Netzwerks Fahrradfreundliches Lichtenberg. „Für die meisten ist es viel zu gefährlich. Ohne eigene Spur werden Radfahrer durch den Kraftverkehr und die Tram-Gleise in den Bereich gedrängt, in den die geöffneten Autotüren hineinragen. Kinder und ältere Menschen können diese wichtige Radverbindung im Herzen Lichtenbergs nicht ohne Angst nutzen.“

Abhilfe könnte eine geschützte Radspur schaffen, auch Protected Bike Lane (PBL) genannt. Die separaten Radwege werden von mehr oder weniger massiven Absperrungen gesäumt, beispielsweise von Pollern, die in regelmäßigen Abständen stehen. So lassen sich die Spuren weder zuparken noch zweckentfremden. Radfahrer sind darauf viel besser geschützt, als auf herkömmlichen Schutzstreifen.

Eine geschützte Radspur plant der Senat an zwölf Orten in der Stadt, so auch für den Abschnitt der Siegfriedstraße zwischen Bornitz- und Rüdigerstraße. „Das Projekt könnte noch in diesem Jahr umgesetzt werden, und es wird zu 100 Prozent vom Senat finanziert“, so Groeger. „Aber es fehlt noch am Umsetzungswillen im Bezirk. Die Senatsverwaltung wartet auf ein klares politisches Signal aus Lichtenberg.“

Die März-Sitzung der Bezirksverordneten nutzten das Netzwerk und der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) daher, um vor der Max-Taut-Aula für das Anliegen zu demonstrieren. Denn auf der Tagesordnung stand ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zum Thema.

„Das Bezirksamt wird ersucht, sich bei der federführenden Senatsverwaltung für die zeitnahe Umsetzung des Modellvorhabens einer Protected Bike Lane in der Siegfriedstraße von der Rüdiger- bis zur Bornitzstraße einzusetzen“, so der Wortlaut des Antrags. Bevor es dazu komme, sollte eine öffentliche Veranstaltung über das Projekt informieren, Anregungen, aber auch Bedenken aus der Nachbarschaft aufnehmen, heißt es weiter.

Die Lichtenberger Grünen begründen ihr Ersuchen nicht nur mit der erhöhten Sicherheit für Radfahrer. Das Modellvorhaben des Senats trage auch dazu bei, die Ziele des bezirklichen Klimaschutzkonzeptes zu erreichen. Um Akzeptanz zu schaffen, sollten Radfahrer, aber auch Fußgänger, Kraftfahrer, Verkehrsbetriebe, Menschen mit Behinderungen und Interessengruppen ins Projekt einbezogen werden.

Den Antrag haben die Bezirksverordneten am 15. März zunächst in den Ausschuss für Öffentliche Ordnung, Verkehr und Bürgerdienste überwiesen. Dort wird er nun diskutiert, bevor eine Beschlussempfehlung ans Bezirksparlament geht.

Für Hans-Joachim Legeler von der Lichtenberger Stadtteilgruppe des ADFC ist die geschützte Radspur ein Muss. „Zwei der neun Unfälle, bei denen in Berlin im vergangenen Jahr Radfahrer ums Leben kamen, geschahen in Lichtenberg. Das ist erschreckend und zeigt, dass wir im Bezirk noch viel Bedarf an sicheren Radwegen haben. Denn es sind nicht die Kampfradler, die verunglücken.“

„Alle Beteiligten müssen endlich erkennen, dass eine schnelle Umsetzung der Senatspläne wichtig ist“, fordert auch Mattes Groeger. „Wir brauchen dringend sichere Radwege, um die Menschen aufs Rad zu locken.“ Der Netzwerk-Initiator geht in puncto Siegfriedstraße noch einen Schritt weiter. „Die aktuelle Planung bezieht sich lediglich auf den Abschnitt zwischen Bornitzstraße und Rüdigerstraße. Perspektivisch wollen wir, dass die geschützte Radspur bis an den Verkehrsknotenpunkt S- und U-Bahnhof Lichtenberg fortgesetzt wird. In diesem Bereich befindet sich eine Grundschule, die für die Kinder mit dem Rad momentan nicht sicher zu erreichen ist.“

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 198× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 156× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 53× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 203× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.538× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.