Flüchtlingsfamilie bezieht Hausmeisterdomizil: Kirchengemeinde stellt Wohnung

Amina (Mitte) mit ihren Töchtern Rajana und Saida, Ilka Holtorf und Ute Sauerbrey (rechts) im Kinderzimmer. | Foto: Ulrike Kiefert
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Lübars. Nach knapp drei Jahren in einer Flüchtlingsunterkunft konnte eine Mutter mit vier Kindern jetzt ihre eigenen vier Wände beziehen. Die Wohnung liegt im Pfarrhaus der evangelischen Kirchengemeinde Lübars.

Die Freude steht Amina ins Gesicht geschrieben. Endlich eine eigene Wohnung. In knapp drei Wochen ist es soweit. Dann ist die Wohnung im Obergeschoss des Pfarrhauses in Alt-Lübars 24 bezugsfertig. Dort werden die 27-Jährige und ihre vier Kinder auf rund 100 Quadratmetern mit Blick ins Grüne genügend Platz und Ruhe haben. Denn die letzten drei Jahre lebte die kleine Familie in der Flüchtlingsunterkunft auf dem Gelände der Karl-Bonhoeffer-Klinik in Wittenau.

Die Wohnung gehört der Evangelischen Kirchengemeinde Lübars. Gemeinsam mit dem Verein Baufachfrau Berlin renoviert die Gemeinde seit September die ehemalige Hausmeisterwohnung. Wände wurden gestrichen und tapeziert, Böden neu verlegt und die Sanitäranlagen erneuert. Azubis vom Baufachfrauen-Verein halfen ebenso mit wie Ehrenamtliche. Auch Amina ist täglich in der Wohnung und packt beim Tapezieren mit an. Ihre Kinder, drei Mädchen und ein Junge, sind derweil in der Kita oder in der Grundschule.

Die junge Frau stammt aus Inguschetien im Nordkaukasus. Weil ihr Mann politisch verfolgt wurde, floh sie hochschwanger, mit der Familie nach Deutschland. Von ihrem Mann lebt Amina inzwischen getrennt. In Lübars sei sie herzlich aufgenommen worden, erzählt sie. „Hier fühle ich mich sicher und kann es kaum fassen, eine Wohnung beziehen zu dürfen“, bedankt sich Amina bei allen Helfern.

Für Pfarrerin Ute Sauerbrey war es selbstverständlich, die Wohnung zur Verfügung zu stellen. „Als Kirchengemeinde haben wir entschieden, die Wohnung nicht meistbietend zu vermieten, sondern an eine Flüchtlingsfamilie zu vergeben“, erzählt die Pfarrerin. Wie sonst sollte Integration gelingen. Ute Sauerbrey lebt selbst mit ihrer Familie in dem Pfarrhaus. Tür an Tür gehören die neuen Mieter nun zur großen Gemeindefamilie.

Möglich wurde die eigene Wohnung für die Flüchtlingsfamilie über das Projekt „better place – leben teilen“. Viele Partner sind hier an Bord, allen voran das Bezirksamt mit Sozialstadtrat Andreas Höhne (SPD) als Schirmherr. Ziel des Projektes ist es, ungenutzte Räumlichkeiten im Bezirk, beispielsweise von Kirchengemeinden mit geringen finanziellen Mitteln und ehrenamtlicher Hilfe für Flüchtlinge, aber auch für Familien in prekären Wohnverhältnissen nutzbar zu machen. Die Wohnung in Lübars ist mittlerweile das zweite Projekt, das gemeinsam mit dem Verein Baufachfrau Berlin realisiert werden konnte. Pilotprojekt war eine Gemeindewohnung in Tegel für eine Familie aus Turkmenistan (wir berichteten). Auch dort bekam die Familie von den Baufachfrauen Anleitung beim Renovieren. „Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und den Flüchtlingen über das gemeinsame Bauen und Gestalten wieder Selbstvertrauen zu geben, ist unser Projektansatz“, so Ilka Holtorf.

Freie Wohnräume können im Bezirk aber nicht nur die Kirchengemeinden anbieten. „Wir suchen auch private Vermieter“, informiert Klaus-Hinrich Westerkamp vom Netzwerk „Willkommen in Reinickendorf“. Was viele nicht wissen: Interessierte Vermieter können selbst entscheiden, an welchen Flüchtling sie vermieten wollen. Die Miete zahlt das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso). Angst vor Mietnomaden muss also niemand haben. Kontakt: Klaus-Hinrich Westerkamp,  0176/44 55 58 00. uk

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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