Das Märkische Viertel als Kinostar

17. September 2015
19:00 Uhr
Viertel Box, Berlin
Helga Reidemeister blickte kritisch auf die Betonarchitektur des Märkischen Viertels und erntete dafür auch Kritik. | Foto: Christian Schindler
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  • Helga Reidemeister blickte kritisch auf die Betonarchitektur des Märkischen Viertels und erntete dafür auch Kritik.
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Märkisches Viertel. Die Viertel Box der Gesobau, Wilhelmsruher Damm (gegenüber vom Märkischen Zentrum), zeigt noch bis zum 18. Oktober Filme und Fotografien von Helga Reidemeister aus den Jahren 1966 bis 1979.

Die Malerin, Sozialarbeiterin und Dokumentarfilmerin Helga Reidemeister machte das Märkische Viertel schon kurz nach seiner Entstehung in den 1960er–Jahren bekannt. Allerdings nicht unbedingt im positiven Sinn. Einen „Film des Grauens“ nannte die französische Schriftstellerin Marguerite Duras den Film „Von wegen Schicksal“, den Helga Reidemeister als Abschlussfilm 1979 an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin gedreht hatte.

Sie erzählt darin von Irene Rakowitz, einer geschiedenen Mutter von vier Kindern, Teilzeithilfsarbeiterin und Sozialhilfeempfängerin, die im Märkischen Viertel lebt. Die Regisseurin thematisiert ein Leben in bescheidenen Verhältnissen, zeigt auch die Konflikte innerhalb der Familie. Der Film machte auch Furore in dem grundsätzlichen Streit darum, wie weit ein Dokumentarfilmer selbst inszenieren darf. 1982 wurde der Film im Goethe-Institut Neu Delhi gezeigt, wo der Kameramann Lars Barthel Helga Reidemeister kennenlernte, und ihr künftiger Mitarbeiter wurde.

Die 1940 in Halle an der Saale geborene Helga Reidemeister hatte ursprünglich an der Hochschule für bildende Künste Berlin Malerei studiert, bevor sie zunächst Sozialarbeiterin im Märkischen Viertel wurde. Dabei lernte sie auch jene Menschen kennen, über die sie Filme drehte, als sie ihr Dokumentarfilm-Studium begann.

Es war die Zeit, in der die 68er-Bewegung die Errungenschaften der damaligen Stadtplanung zu hinterfragen begann. Das Märkische Viertel war nicht nur errichtet worden, um den Wohnungsmangel in Berlin zu beheben. Es sollte den Beziehern kleinerer Einkommen praktische Wohnungen bieten. Allerdings ließ die Infrastruktur zu wünschen übrig. Die Fotos von Helga Reidemeister zeigen Kinder, denen Spielplätze fehlen, und unwirtliche Straßen zwischen riesigen Wohnblocks. Auch Polizeieinsätze bei Demonstrationen hat Helga Reidemeister dokumentiert.

Die Ausstellung „Helga Reidemeister“ ist bis zum 18. Oktober, donnerstags bis dienstags, 13 bis 18 Uhr, bei freiem Eintritt geöffnet (mittwochs geschlossen). Dabei wird am 17. September, 19 Uhr, Helga Reidemeisters erster Film „Der gekaufte Traum“ (ebenfalls im Märkischen Viertel gedreht) gezeigt. Anschließend steht die Regisseurin für eine Diskussion zur Verfügung, der Eintritt ist ebenfalls frei. CS

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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