Riskante Vollfinanzierung: Fallen bei Immobilienkrediten

Die eigene Immobilie komplett ohne Eigenmittel zu finanzieren, ist riskant. | Foto: Andrea Warnecke
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Die Zinsen für Immobilienkredite sind nach wie vor günstig. Viele Verbraucher trauen sich daher auch, einen hohen Kredit aufzunehmen. Die Finanzierung erscheint selbst ohne Eigenkapital erschwinglich. Doch das kann riskant sein.

Von Vollfinanzierung reden Experten, wenn der angehende Immobilienbesitzer einen Kredit über 100 Prozent des Kaufpreises aufnimmt. Das ist die Netto-Finanzierung. Darüber hinaus müssen Maklerprovision, Notargebühren, Grundbucheintrag und Grunderwerbssteuer sowie Umzug und Renovierung einkalkuliert werden. Diese Posten zusammengenommen entsprechen der Brutto-Finanzierung.

Wer sich das Geld für diese Zusatzausgaben leihen will, benötigt deutlich mehr als eine 100-prozentige Finanzierung. Die meisten Banken lassen sich entweder nicht darauf ein oder verlangen einen Risikoaufschlag in Form höherer Kreditzinsen. Michael Knobloch vom Institut für Finanzdienstleistungen (iff) rät, mindestens die Nebenkosten und den Umzug aus Eigenkapital zu bestreiten. Wer viel Geld aufnimmt, stottert lange ab. Bei einer 100-Prozent-Finanzierung mit nur einem Prozent Tilgung dauert es um die 30 Jahre bis die Hypothek abbezahlt ist. Bis dahin steht die Bank mit im Grundbuch. Die niedrigen Zinsen verlocken zwar zu einer höheren Tilgung. Aber schon eine Rate von zwei Prozent bringt die meisten Verbraucher ans finanzielle Limit. Nach Erfahrung von Christiane Kienitz von der Verbraucherzentrale Hessen können nur Gutverdiener eine solche monatliche Belastung stemmen. "Für andere ist das kaum tragbar."

In Hypothekenverträgen wird üblicherweise eine Zinsbindung von zehn Jahren festgeschrieben. Steigen die Zinsen, wird es bei einer Vollfinanzierung mit Ablauf der Frist eng. "Hohe Folgerate bei der Anschlussfinanzierung", fasst Kienitz das Phänomen zusammen.

Ein weiteres Risiko sieht Michael Knobloch in Marktpreisschwankungen. Sinkende Immobilienpreise oder Wertverlust könnten Kreditnehmer in die Bredouille bringen, die sich von Haus oder Wohnung noch während der Kreditlaufzeit trennen müssen. "Sie haben für 350 000 Euro gekauft, können aber nur für 300 000 Euro verkaufen".

Was viele ebenfalls nicht bedenken: Bei einer Vollfinanzierung schlägt jede Veränderung des Einkommens sofort ins Kontor. Wer bereits mit der Rate an die Grenze gegangen ist, hat normalerweise keine Chance mehr, finanzielle Engpässe aufzufangen. Droht dann der Notverkauf, ist das Desaster da.

dpa-Magazin / mag
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

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