Wie sich Städter mit Wildtieren arrangieren

Rehe werden immer öfter in Siedlungsgebieten gesichtet, sie suchen nach Nahrung. | Foto: Stefan Puchner
  • Rehe werden immer öfter in Siedlungsgebieten gesichtet, sie suchen nach Nahrung.
  • Foto: Stefan Puchner
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Erfolgreicher Naturschutz sorgt zuweilen für Unmut. Zum Beispiel in den Randgebieten der Städte mit ihren Einfamilienhäusern und Gärten. Denn dort dringen zunehmend wilde Tiere ein - und erobern sich die Lebensräume zurück, die ihnen der Mensch zuvor genommen hat.

Auch in den Innenstädten tummeln sich Füchse, Marder und Waschbären. Und ihr Besuch hinterlässt eindeutige Spuren: Der Garten ist umgepflügt, Abfalltonnen sind geplündert, Zäune zerstört.

"Das Nebeneinander von Menschen und Wildtieren kann ganz gut funktionieren, wenn die Menschen sich richtig verhalten", sagt Marc Franusch vom Landesforstamt Berlin. Um die Tiere nicht noch zusätzlich anzulocken, sollte die Nahrungssuche in den Siedlungsgebieten für sie möglichst unattraktiv gemacht werden. "Denn die Suche nach Futter ist der einzige Grund, warum sie in die Nähe der Menschen kommen", erklärt Franusch.

Auch wenn die meisten Menschen die Tiere nicht direkt füttern, bieten sie ihnen oft aus Unwissenheit Leckereien an. Offene Abfallbehälter mit Essensresten und Komposthaufen sind geradezu eine Einladung für die Wildtiere. Mülltonnen und Gelbe Säcke, die schon am Abend vor das Tor gestellt werden, laden nachts zum Plündern ein. Auch das Futter für Hund und Katze, das im Garten bereitsteht, wird gern genommen. "Die Bewohner sollten ihr Grundstück kritisch unter die Lupe nehmen und auch mit den Nachbarn reden, dass jeder darauf achtet, Essbares nicht offen herumstehen zu lassen", rät Franusch.

Doch selbst wenn Vorsichtsmaßnahmen getroffen sind, bleibt der Tisch für die Wildtiere reich gedeckt - etwa mit Früchten am Baum. Und der saftige Rasen bietet mehr Nahrung als der trockene Waldboden. "Wildschweine wissen genau, wo es etwas zu holen gibt und merken sich diese Stellen auch", sagt Julius Heiermann vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). "Dann kommen sie immer wieder mal vorbei."

Für Schäden durch diese Tiere müssen die Eigentümer selbst aufkommen. "Wildtiere haben keinen Halter, sie gehören niemandem, deshalb kann auch niemand in Anspruch genommen werden, wenn sie Schäden anrichten", erläutert Gerold Happ von Haus & Grund Deutschland. Auch Versicherungen springen nicht ein: "Policen gegen Tierbeschädigungen gibt es zwar für Golfplätze, aber Privatleute können sich dagegen nicht versichern", erklärt Volker Ebert vom Versicherungskontor Martens & Prahl in Lübeck.

"Gegen Wildschweine und Rehe kann man sich mit einem mindestens 1,50 Meter hohen Zaun schützen", sagt Marc Franusch. Damit sich die Tiere nicht unter dem Zaun durchwühlen oder ihn von unten aushebeln können, sollte er mindestens 40 Zentimeter in die Erde eingegraben werden. Einfache Maschendrahtzäune sind kein Hindernis. "Starke Bachen packen den Draht und ziehen mit dem Maul so lange daran, bis eine Lücke entsteht", erläutert Heiermann. Robuste Zäune bieten dagegen einen guten Schutz. Denn: "Wildschweine sind Opportunisten, sie gehen immer den einfachsten Weg", sagt er. "Und sie sind lernfähig. Wenn sie einen hohen, stabilen Zaun nicht überwinden können, suchen sie sich ihr Futter anderswo."

Füchse und Waschbären lassen sich jedoch von Zäunen nicht beeindrucken. "Für sie gibt es im Fachhandel sogenannte Vergrämungsmittel", erklärt Marc Franusch. "Das sind Duftstoffe, die die Tiere fernhalten. Aber man sollte sich gründlich beraten lassen, denn oft sind sie nicht für die häusliche Umgebung geeignet und riechen sehr unangenehm."

Keinesfalls dürfen Anwohner den Tieren mit Gewalt begegnen und sie verletzen. Das verbietet das Tierschutzgesetz. "Man kann versuchen, kleinere Tiere wie Füchse, Marder und Waschbären auf Abstand zu halten, zum Beispiel durch lautes Rufen oder Klatschen", rät Franusch. Von Wildschweinen muss man Abstand halten und darf sie auch nicht reizen oder angreifen. Sonst können die Tiere gefährlich werden.

Das Berliner Wildtiertelefon ist werktags von 9 bis 17 Uhr unter 54 71 28 91 oder per E-Mail an wildtiere@nabu-berlin.de zu erreichen.
dpa-Magazin / mag
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 470× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 437× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 386× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 420× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.736× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.