Kirchenskulptur „Wandering Church“ bleibt stehen

Die Kunstinstallation „Wandering Church“ wurde bis 2024 genehmigt. | Foto: Dirk Jericho
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Mitte. Die Stahlskulptur der Bethlehemkirche, die seit Juni 2012 auf dem kleinen Bethlehemkirchplatz an der Mauer- Ecke Krausenstraße steht, darf nun doch bleiben: Das Straßenamt macht nach Protesten einen Rückzieher und genehmigt das Kunstobjekt „Wandering Church“ bis vorerst 2024.

Kehrtwende im Kirchenstreit: „Lösung gefunden“ postet der zuständige Baustadtrat Carsten Spallek (CDU). Und meint damit, dass die Statikprobleme der temporären Kunstinstallation auf dem Bethlehemkirchplatz, wenige Meter nördlich vom Checkpoint Charlie, nun gelöst sind. Die mit Beton umgossenen Stahlkästen, in denen die Kirchenpfeiler stehen, werden zu vier oberirdischen „Ringsegmenten“ verstärkt. Die Denkmalbehörde hatte unterirdische Fundamente abgelehnt, weil sich im Boden die originalen Reste der Bethlehemkirche befinden. Spallek hatte vor einem Jahr dem spanischen Künstler Juan Garaizabal eine Abrissverfügung geschickt. Die Skulptur sollte weg, weil die befristete Sondernutzung beendet war und eine Baugenehmigung für eine dauerhafte Konstruktion auf öffentlichem Straßenland nicht möglich sei, so Spallek damals. Vorgelegte Statikgutachten wollte er gar nicht erst bewerten, da eine Genehmigung ohnehin ausgeschlossen sei.

Nun hat sich Bürgermeister Christian Hanke (SPD) durchgesetzt. Er hatte 2014 die Schirmherrschaft für ein vom Verein Lux Bethlehem organisiertes Konzert für den Erhalt der Kirchenskulptur übernommen und Baustadtrat Carsten Spallek jetzt zurückgepfiffen. Im laufenden Widerspruchsverfahren haben sich Bauamt und Künstler nun auf die Ringfundamente-Lösung geeinigt. Bereits im August 2014 hatte der Kunstexperte und Rechtsanwalt Peter Raue vor dem Verwaltungsgericht den angedrohten Abriss des Kunstobjekts verhindert.

Die Stahlskulptur in den Originalabmessungen ist 30 Meter hoch und erinnert an die 1737 fertiggestellte Bethlehemkirche, die 1943 in Schutt und Asche gebombt und 1963 vom Ostberliner Magistrat abgerissen worden war. Die Bethlehemkirche, auch Böhmische Kirche genannt, wurde damals für böhmische protestantische Exilanten erbaut und steht für die religiöse Toleranz Berlins.

König Friedrich Wilhelm I. erlaubte den böhmischen Flüchtlingen die Ausübung ihrer Religion in tschechischer Sprache und beförderte ihre Integration.Die Skulptur mit dem Titel „Wandering Church“ hatte das Bezirksamt ursprünglich nur bis Oktober 2012 genehmigt und nach Antrag des Künstlers bis Ende 2013 verlängert.

Elf Berliner Geschichtsvereine hatten inzwischen den dauerhaften Erhalt der Kirchenskulptur gefordert. Aber auch Kulturstadträtin Sabine Weißler (Grüne) wollte den Abbau. Sie betonte immer wieder, dass die bezirkliche Kommission „Kunst im Stadtraum“ eine dauerhafte Aufstellung des 60 Tonnen schweren Stahlskeletts zwei Mal abgelehnt hatte. Es gebe seit 1997 ein Bodenmosaik, das den Kirchengrundriss markiert, und eine Informationsstele auf dem Bethlehemkirchplatz, so Weißler.

Außerdem verstelle die Kircheninstallation die elf Meter hohe Skulptur Houseball. Der bunte Ball des Künstlers Claes Oldenburg steht seit 1997 neben dem Kirchengrundriss und soll als Knäuel aus zusammengebundenen Möbeln und anderem Hausrat ebenfalls an die böhmischen Flüchtlinge erinnern. Weißler wollte sich zur jetzigen Entscheidung, das Stahlskelett vorerst für zehn weitere Jahre zu genehmigen, nicht äußern. DJ

Die Kunstinstallation „Wandering Church“ wurde bis 2024 genehmigt. | Foto: Dirk Jericho
Bereits seit 1997 erinnert die elf Meter hohe Skulptur Houseball an die böhmischen Flüchtlinge. | Foto: Dirk Jericho
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Dirk Jericho aus Mitte

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