Naturmediziner schwören darauf

Bei der Eigenbluttherapie  wird Blut in einen Muskel gespritzt - das soll eine Immunreaktion auslösen. | Foto: Franziska Koark
  • Bei der Eigenbluttherapie wird Blut in einen Muskel gespritzt - das soll eine Immunreaktion auslösen.
  • Foto: Franziska Koark
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Der Begriff Eigenbluttherapie klingt aufwendiger als das Verfahren ist: Es ist gerade mal ein Fingerhut voll Blut, den der Arzt oder Heilpraktiker dem Patienten aus der Armvene abzapft. Der Lebenssaft wird dann per Spritze in einen Muskel, meist im Gesäß, in den Körper des Patienten zurückgeführt. Dadurch entsteht ein Bluterguss, auf den der Körper reagiert.

"Das eigene Blut wird vom Körper als fremd angesehen und löst eine Immunreaktion aus", erklärt Ulrich Sümper vom Bund deutscher Heilpraktiker (BDH). "Das stimuliert die körpereigene Abwehr." Angewandt wird die Therapie etwa bei Abwehrschwäche, Beschwerden bei Hormonumstellung, Asthma, Durchblutungs- und Blutbildstörungen, Allergien, Infektionen, Neurodermitis, Rheuma und zur Erholung nach schwerer Erkrankung. Einen wissenschaftlichen Beweis für die Wirksamkeit der Methode gibt es nicht.

Die Regel sind bis zu zwölf Behandlungen mit zwei Terminen pro Woche. Die Eigenbluttherapie ist keine reguläre Krankenkassenleistung. Die Kosten betragen circa 15 Euro pro Spritze. Aber die privaten und einige gesetzlichen Versicherer können die Kosten übernehmen. Häufig wird eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) abgerechnet.

Als solche hat auch die Humanbiologin Silke Thomas vom Igel-Monitor, einem Angebot des medizinischen Dienstes der Krankenversicherer, die Eigenbluttherapie bei Sehnenreizung untersucht. Wegen fehlender Beweise für die Wirksamkeit bei gleichzeitig möglichem Schadenspotenzial, bewertet sie die Therapie in diesem Fall "tendenziell negativ" - so die offizielle IGeL-Monitor-Beurteilung. Patienten sollten den Arzt mit der Bewertung konfrontieren, sagt Thomas. Generell ist Vorsicht geboten bei Gerinnungsstörungen oder der Einnahme des Blutgerinnungshemmers Marcumar.

Hygiene ist wichtig

"Wichtig ist, dass die Behandlung unter üblichen Hygienestandards und sicherer Beherrschung der korrekten Injektionstechnik erfolgt - insbesondere wenn man intramuskulär injiziert", betont Rainer Stange, leitender Arzt der Abteilung für Naturheilkunde im Berliner Immanuel Krankenhaus. Der Körper werde beim Einstich verletzt, Infektionen können folgen. Stange hat das Verfahren schon "Hunderte von Malen gemacht und noch nie eine schwerwiegende unerwünschte Reaktion beobachtet".

Trotz aller Kritik ist die Eigenbluttherapie bei Patienten beliebt. "Da ist sicher auch eine suggestive Wirkung dabei", sagt Prof. Detmar Jobst vom Universitätsklinikum Bonn. Fraglich ist, was zwischen der medizinisch klaren Reaktion rund um das Hämatom und der allgemeinen Besserung passiert. Dass das wissenschaftlich ungeklärt ist, wird von allen Anwendern unmissverständlich klargestellt. Der BDH erklärt auch: "Die Eigenbluttherapie eignet sich nicht als alleinige Behandlungsform bei schweren akuten oder lebensbedrohlichen Erkrankungen." Laut einer Umfrage führen rund 75 000 Ärzte in Deutschland die Therapie durch.

Neben der beschriebenen sogenannten kleinen Eigenbluttherapie gibt es noch zahlreiche Varianten. Gängig ist etwa die Entnahme von größeren Mengen von Eigenblut und dessen Behandlung, die Große Eigenbluttherapie. Dabei wird Sauerstoff oder Ozon zugesetzt, oder das Blut mit UV-Licht bestrahlt. Auch der Zusatz von homöopathischen Heilmitteln vor der Re-Injektion sind möglich.

Details zur Eigenbluttherapie unter http://asurl.de/jzq.
dpa-Magazin / mag
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 175× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 150× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 218× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 598× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.