Bei einer Fazialisparese ist der Gesichtsnerv gelähmt

Plötzlich ist eine Gesichtshälfte schief. Stirnrunzeln oder Naserümpfen ist kaum möglich, das Augenlid kann nicht geschlossen werden, und der Mundwinkel hängt herab.

Bei solchen Symptomen denken viele Betroffene sofort an einen Schlaganfall. Doch manchmal steckt auch eine Fazialisparese, eine Lähmung des Gesichtsnervs, dahinter. Meist tritt die Lähmung auf einer Seite auf. "Manch einer hat Missempfindungen an der Wange oder ein Druckgefühl am Ohr", berichtet Prof. Josef G. Heckmann von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Berlin.

Ebenso könnten Störungen des Geschmacksinns auftreten oder eine Überempfindlichkeit bei Geräuschen. Wer diese Symptome feststellt, sollte umgehend den Notarzt rufen. "Ein Laie kann nicht erkennen, ob es ein Schlaganfall oder eine Fazialisparese ist", sagt Günther Thayssen, Neurologe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Der Gesichtsnerv (Nervus facialis) ist der siebte von zwölf Hirnnerven und für die mimische Muskulatur zuständig. Er versorgt einen Teil der Speicheldrüsen sowie die Tränendrüsen und sorgt dafür, dass man vor allem im vorderen Bereich der Zunge schmecken kann. All das funktioniert nicht mehr oder fällt zum Teil aus, wenn der Nerv geschädigt wird.

Eine Fazialisparese kann durch eine Verletzung im Gehirn entstehen, etwa eine Schädelverletzung, ebenso Tumore oder Entzündungen im Gehirn, erläutert Thayssen. Bei etwa zwei Drittel der Fälle lässt sich keine Ursache finden. Jeder Mensch kann betroffen sein.

Ärzte untersuchen zuerst, ob der Patient einen Schlaganfall hatte. Wenn nicht, suchen sie weiter. Um etwaige Verletzungen, Tumore oder Blutungen im Hirn zu finden, bekommt der Patient eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Computertomographie (CT). Weiter werden unter anderem Muskeln getestet, ein Blutbild gemacht, Nerven auf ihre Erregbarkeit getestet und nach Störungen im Ohr geforscht.

"Ebenso wird Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit bei einer Lumbalpunktion entnommen und untersucht", erklärt Heckmann. So könne man Bakterien, Tumorzellen oder Entzündungen auf die Spur kommen. Die Lähmung kann Folge einer Borreliose oder einer Infektion mit dem Herpes-zoster-Virus wie bei einer Gürtelrose sein.

Wird nichts gefunden, heißt das noch lange nicht, dass die Parese keinen Grund hat. "Es wird unter Experten diskutiert, ob ein reaktiviertes Herpes-simplex-Virus die Lähmung auslösen kann", sagt Heckmann. Wahrscheinliche Ursache sei eine Entzündung in einem Teil des Nervs, die zu einem Ödem im Nervenkanal führt.

Die Fazialisparese muss behandelt werden. Kann das Lid nämlich nicht geschlossen werden, trocknet die Hornhaut des Auges aus und kann sich entzünden. Über Nacht werde das Auge durch einen Uhrglasverband geschützt, sagt Heckmann. Überdies müssen etwa zehn Tage lang Kortisontabletten eingenommen werden, wobei die Dosis mit zweimal 25 Milligramm am Tag laut Heckmann recht gering ist. "80 Prozent der idiopathischen Fazialisparese bilden sich binnen einiger Wochen vollständig zurück", sagt Thayssen.

dpa-Magazin / mag
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Ratgeber-Redaktion aus Mitte

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