Verdacht auf Pseudoallergie erfordert Detektivarbeit

Nicht jeder verträgt die in Fast Food enthaltenen Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe. Pseudoallergien können die Folge sein. | Foto: Kai Remmers
  • Nicht jeder verträgt die in Fast Food enthaltenen Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe. Pseudoallergien können die Folge sein.
  • Foto: Kai Remmers
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Der beherzte Biss in einen Apfel kann für manche Menschen zum Problem werden: Ihr Rachen schwillt an, ihre Haut juckt, die Augen fangen an zu tränen. Sie reagieren scheinbar allergisch auf das Lebensmittel.

Doch nicht in jedem Fall finden Ärzte wirklich einen Hinweis auf eine Allergie. Sie sprechen dann von einer Pseudoallergie. Die Symptome sind die gleichen wie bei einer echten Allergie, allerdings ist das Immunsystem nicht beteiligt. Weil die Beschwerden denen einer echten Allergie oft bis ins Detail gleichen, wird eine Pseudoallergie häufig nicht auf Anhieb richtig diagnostiziert. "Wenn ein Patient mit den typischen Symptomen in die Praxis kommt, wird der Arzt deshalb zunächst einmal einen Allergietest machen. Bei den meisten hat man den Auslöser für die Symptome damit gefunden", sagt Jörg Kleine-Tebbe von der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie. "Erst wenn der Allergietest ohne Befund bleibt, denkt ein Arzt darüber nach, was noch dahinter stecken kann."

Der Verdacht auf eine Pseudoallergie ist nicht leicht zu bestätigen. "Als erstes lasse ich mir von einem Patienten ganz genau erzählen, was er zu sich genommen hat", sagt Prof. Richard Raedsch vom Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) in Wiesbaden. "Dann kann man versuchen, einzugrenzen, auf welche Zusatzstoffe ein Patient mit Beschwerden reagiert."

Als nächstes müssen Patienten häufig eine sogenannte Eliminationsdiät machen. "Das heißt, man muss einige Wochen lang alle Inhaltsstoffe, die eine Pseudoallergie auslösen können, komplett vermeiden", erklärt Christine Behr-Völtzer, Professorin für Ernährungswissenschaft und Diätetik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg. Viele Obstsorten, Fertiggerichte und Süßigkeiten werden erstmal vom Speiseplan gestrichen.

Auf der richtigen Spur

Wenn sich die Symptome durch eine solche Diät deutlich verbessern, sei man auf der richtigen Spur, sagt Behr-Völtzer. "Im nächsten Schritt muss man herausfinden, gegen welchen Zusatzstoff genau ein Patient mit Symptomen reagiert." Dafür werden entweder nach einem genauen Diätplan Lebensmittel mit bestimmten Zusatzstoffen nach und nach wieder eingeführt - oder Patienten nehmen in der Arztpraxis oder sogar im Krankenhaus einzelne Zusatzstoffe in Tablettenform zu sich.

"Das Ziel ist in jedem Fall, die Auslöser möglichst eng einzugrenzen", sagt Behr-Völtzer. Denn wenn klar ist, was genau die Probleme verursacht, kann der Patient mit Hilfe einer Diätberatung lernen, welche Lebensmittel er trotz seiner Pseudoallergie gefahrlos essen darf.

Trotzdem warnen die Experten vor übertriebener Vorsicht vor künstlichen Zusatzstoffen im Essen. "Es gibt nur sehr wenige Patienten, die moderne Zusatzstoffe in der Nahrung nicht vertragen", sagt Kleine-Tebbe. Viele seien heute einfach übervorsichtig und witterten hinter jedem Unwohlsein gleich eine Unverträglichkeit.

Einige Zusatzstoffe hätten auch einen großen Nutzen, betont Behr-Völtzer. "Wir leben heute nun mal so, dass wir unser Essen nur noch selten ganz frisch herstellen. Ohne Konservierungsstoffe würde es durch die lange Lagerung schnell zu schwerwiegenden Erkrankungen nach dem Verzehr kommen." Wer nicht mit einer Allergie oder einer Unverträglichkeit gegen solche Inhaltsstoffe zu tun habe, müsse sich deshalb auch keine Sorgen um seine Gesundheit machen.

dpa-Magazin / mag
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 210× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 394× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.364× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.190× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.