Popart mit Menschengewebe: „Kunst mit Haut und Haaren“ im Menschen Museum

Mikroskopbilder von menschlichen Haaren als Pop Art. | Foto: Anne Kerber
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  • Mikroskopbilder von menschlichen Haaren als Pop Art.
  • Foto: Anne Kerber
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Mitte. Am 3. März wird um 11 Uhr im Menschen Museum im Sockelbau des Fernsehturms die Ausstellung „HistoPopArt“ mit Werken der Künstlerin Anne Kerber eröffnet.

Knallbunte und abstrakte Bilder mit markanten Mustern und Formen: So sehen die Bilder von Anne Kerber aus. HistoPopArt nennt die Künstlerin ihre Werke. Histologie ist die Wissenschaft vom Aufbau biologischer Gewebe. Kerber macht aus menschlichen Gewebepräparaten moderne Pop Art.

Die Frau kennt sich aus mit menschlichem Gewebe. Die Künstlerin arbeitet seit mehr als 25 Jahren als medizinisch-technische Assistentin in einer Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum des Saarlandes und bearbeitet dort tägliche Gewebeproben für die Diagnostik. Beim Blick durchs Mikroskop ist ihr irgendwann die Idee gekommen, die einzigartigen Schnittbilder menschlicher Gewebeproben künstlerisch zu inszenieren.

Für ihre histologische Pop Art Kunst (HistoPopArt) stellt Kerber fünf Mikrometer dünne Schnittpräparate von gesundem menschlichem Gewebe her und färbt diese ein. Unter dem Mikroskop werden die Präparate anschließend betrachtet, künstlerische wertvolle Ausschnitte ausgewählt und in extremer Vergrößerung fotografiert. „Danach kommt ein bisschen Magie ins Spiel“, sagt Kerber. Denn ganz so farbenfroh wie ihre Bilder sind die Präparate durch das Eintauchen in Farbe nicht. Mit dem Computer werden die Bilder bearbeitet und die natürlichen Farbeffekte verstärkt. Die einzelnen Strukturen der Gewebe bleiben erhalten, sind nur viel größer als im Original, so die Künstlerin. Weil die Bilder an Naturphänomene erinnern, tragen die Gewebebilder auch Titel wie Südsee-Atolle oder nordische Fjorde.

Im 2015 eröffneten Menschen Museum von Plastinator Gunther von Hagens werden 20 Ganzkörperplastinate von echten Leichen sowie rund 200 plastinierte Organe und Körperteile ausgestellt. Die Körperwelten-Ausstellung ist umstritten: Der Bezirk Mitte versucht seit Jahren, die Ausstellung zu verbieten, weil die Leichenschau nach Auffassung des Rechtsamtes gegen das Bestattungsgesetz verstößt. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) hatte im Berufungsverfahren die Auffassung des Bezirkes bestätigt. Die Betreiber des Menschen Museums konnten aber im vergangenen August einer Schließungsverfügung entgehen, weil sie die Betreiberfirma geändert und gerichtliche Anforderungen erfüllt haben. So ist jetzt eine Rückverfolgung zu den individuellen Körperspendern möglich. Eine endgültige Gerichtsentscheidung zum Streit um das Menschen Museum steht noch aus.

Im Foyer finden regelmäßig wechselnde Kunstausstellungen statt. Der Eintritt dazu ist kostenfrei. DJ

Das Menschen Museum hat täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Eintritt zur Leichen-Ausstellung kostet 14 Euro.
Mikroskopbilder von menschlichen Haaren als Pop Art. | Foto: Anne Kerber
Kunst mit Hoden: Aus diesem Gewebeschnitt eines Nebenhodens hat Anne Kerber HistoPopArt gemacht. | Foto: Anne Kerber
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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