Schönheitskur für 117 Buchstaben A

Achim Kühn mit einer Tafel. | Foto: Ralf Drescher
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Bohnsdorf. Wer im Osten Berlins aufgewachsen ist, kennt das Portal der Berliner Stadtbibliothek an der Breiten Straße mit den zahlreichen Varianten des Buchstaben A. Ein Teil der Buchstaben wurde für die Restaurierung demontiert.

Geschaffen wurden sie 1965 von Kunstschmied Fritz Kühn (1910-1967). Die Restaurierung hat jetzt sein Sohn Achim (74) übernommen. „Nach gut 50 Jahren waren die 26-mal 26 Zentimeter großen Stahlplatten angerostet und die farbigen Kupfereinlagen ausgeblichen. Das von meinem Vater geschaffene Portal hat immerhin ein halbes Jahrhundert ohne umfassende Pflege gehalten, jetzt war aber eine Überarbeitung dringend nötig“, sagt Achim Kühn. Der ist zwar seit zehn Jahren im Rentenalter, aber noch lange nicht im Ruhestand. Mit seinem Sohn Tobias hält er das Schmiedefeuer an der Bohnsdorfer Richterstraße weiter in Gang. Das wird allerdings für die Restaurierung kaum gebraucht. Die ersten 54 Buchstabenplatten befinden sich jetzt in der Werkstatt. Dort werden sie gereinigt, dann fein gesandstrahlt und teilweise spritzverzinkt. „Zum Abschluss gibt es noch einen Grafittischutz, weil der Respekt vor Kunstwerken leider auf ein Minimum abgesunken ist“, sagt Achim Kühn.

Als Fritz Kühn 1965 die 117 As für das Bibliotheksportal schuf, studierte Achim Kühn gerade in Weimar Architektur. „Mein Vater fragte mich damals, ob ich noch ein paar Varianten des Buchstaben für sein Kunstwerk beschaffen könnte“, erinnert sich Achim Kühn.

Denn die Portalwand gliedert sich in drei Bereiche. Dargestellt wird der Buchstabe in Groß- und in Kleinschreibung mit in Deutschland gebräuchlichen Schriften sowie auch in fremden Sprachen, darunter sogar in Keilschrift aus dem alten Ägypten. Gefertigt wurden die Tafeln seinerzeit aus Stahlblech. Der Buchstabe wurde mit dem Schmiedehammer geformt. Danach wurden die Tafeln noch einmal auf bis zu 1200 Grad – Weißglut – erhitzt und dann Kupferschnipsel aufgelegt und eingeschmolzen. Dadurch ergaben sich individuelle farbige Oberflächeneffekte. „Um diese zu erhalten, werden wir bei der Restaurierung besonders behutsam vorgehen“, versichert Kunstschmied Achim Kühn.

Bis zum Sommer sollen die ersten 54 As fertig sein und wieder an der Stadtbibliothek in der Breiten Straße 30-36 montiert werden. Im nächsten Jahr kommen dann die restlichen Buchstaben an die Reihe. RD

Wissenswertes zum Werk von Fritz Kühn unterwww.fritz-kuehn-gesellschaft.de.
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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