Winterzeit: Ofenzeit - das wußte schon Karl Friedrich Schinkel | Das Schöne im Alltag und die Berliner Tonwarenfabrik Feilner

Glasfenster in der gefährdeten Schinkel-Kirche auf dem Friedrichswerder. Foto: Anne Schäfer-Junker
4Bilder
  • Glasfenster in der gefährdeten Schinkel-Kirche auf dem Friedrichswerder. Foto: Anne Schäfer-Junker
  • hochgeladen von Anne Schäfer-Junker

Rückblick auf 2016 in der Kunstgeschichtlichen Gesellschaft zu Berlin und den Vortrag am 15.12.2016

Der preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel ist spätestens seit der bedeutenden Ausstellung 1981 im Alten Museum für sein umfangreiches Entwurfsschaffen zu Design und Gebrauchsgegenständen des Alltags bekannt.

Das besondere am Abendvortrag von Dr. Jan Mende am 15.12.2016 war seine gründliche Erforschung der Schinkelschen Entwürfe des preußischen Kunstgewerbes und seine Tätigkeit und Zusammenarbeit mit der Tonwarenfabrik Feilner. Diese scheint eminent wichtig gewesen zu sein, bedenkt man den Formenschatz und die Materialausführung des von Schinkel geschaffenen Produktdesigns bei all seinen Bauaufgaben – Innen wie Außen.

Im Vortrag Mendes rückte ein besonderes Produkt in den Mittelpunkt: der schön und praktisch gestaltete Ofen! Man könnte denken: Winterzeit und Weihnachtszeit beflügeln diese Anschauung der Wärmespender. Aber so ist es nicht: Es ist die Würdigung von künstlerischer Architekturkeramik und plastischen Schmuckes im Vorgriff auf den Kunstgewerbeband Mendes zu Schinkels Lebenswerk.

Berliner Tonwarenfabrik Feilner
Die Zusammenarbeit von Schinkel mit der Tonwarenfabrik Feilner begann etwa 1808 in der Höhlerschen Töpferwerkstatt, von dem Feilner 1812 die Werkstatt nach dessen Tod übernahm. Feilner, der naturwissenschaftliche Vorlesungen des Chemikers Hermbstädt und des Bergrates Karsten besucht hatte, experimentierte viel und konnte schon 1804 die zeitgenössischen Bemühungen um alte Techniken mit seiner Variante enkaustischer Malerei erfolgreich anwenden. Während er auch alle seine Gefäße damit schmückte führte er besonders sein Hauptprodukt, Kachelöfen mit heller, porzellanartiger Oberfläche zum Erfolg. Der sogenannte Berliner Kachelofen war entstanden.

Beim Beginn seiner Backsteinbauten in den 1820er Jahren benutzte Schinkel für ihren Schmuck Feilnersche Terrakotten. Der ornamentale Schmuck und die Skulpturen des Portals der Friedrichswerderschen Kirche von 1825 wurden bei Feilner hergestellt, die Modellierung erfolgte durch Feilners Schwiegersohn Ludwig Wichmann.
Jan Mende beschrieb in seinem Vortrag, wie Schinkel mit seinem Design das Warensortiment einzelner privatgewerblicher Unternehmen dominierte und wie er als Künstler und Architekt zur Verbreitung des Schönen nicht nur in der höfischen Gesellschaft, sondern auch im Alltag der Bevölkerung durch industrielle Massenproduktion dieser Produkte beitrug.
Nicht nur Öfen und Bauterrakotten, auch Gefäßmodelle, Kandelaber und luxuriöse Badewannen.
Umfangreiche Recherchen des Vortragenden in vielen deutschen Schlössern, Gutshäusern, Museen und Privatsammlungen führten zu einigen Entdeckungen.

Dr. Jan Mende arbeitet für das Stadtmuseum Berlin und seit 2010 auch als Kurator des Knoblauchhauses. Er war an mehreren Ausstellungen beteiligt, so auch „Ich. Menzel“, „Unser Schadow“ und „Kleist: Krise und Experiment“.

Die Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin
Die Vorträge finden traditionell im Gobelin-Saal des Bode-Museums statt. Im nunmehr zurückliegenden Jahr 2016 galten diese unter anderem dem 150. Todestag des Landschaftsarchitekten Peter Joseph von Lenné (1789-1866), der „Lackkunst des Gérard Dagly im Berliner Schloss“, dem „Mecklenburgischen Planschatz“ in einem Vortrag von Sigrid Puntigam, Schwerin: Europa in Mecklenburg – Die Bau- und Kunstpolitik der Herzöge im 18. Jahrhundert. Und nun auch „Karl Friedrich Schinkel – das Schöne im Alltag und die Entwürfe für die Tonwarenfabrik Feilner“.

1887 durch Wilhelm von Bode gegründet, gehört die Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin zu den bedeutendsten in Deutschland. Ihre Kuratorenführungen durch Sonderausstellungen, die Vorstellung hochrangiger Neuerwerbungen für die Museen sowie wissenschaftliche Vorträge sind gut besuchte Veranstaltungen.

2017 „Canova und der Tanz“

Gleich im neuen Jahr 2017 folgt am 12. Januar, eine Kuratorenführung mit Dr. Volker Krahn in der Ausstellung „Canova und der Tanz“ im Bode-Museum.
http://www.kunstgeschichtliche-gesellschaft-berlin.de/

Autor:

Anne Schäfer-Junker aus Französisch Buchholz

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

3 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 243× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 218× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 131× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 237× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.569× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.