Matt und antriebslos: Unterforderung kann Senioren krank machen

Wenn Unterforderung antriebslos oder schlaflos macht, sprechen Psychologen vom Bore-out. Es betrifft auch viele Senioren - häufig nach dem Eintritt in die Rente oder nach dem Tod des Partners. | Foto: Westend61/Philipp Dimitri
  • Wenn Unterforderung antriebslos oder schlaflos macht, sprechen Psychologen vom Bore-out. Es betrifft auch viele Senioren - häufig nach dem Eintritt in die Rente oder nach dem Tod des Partners.
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Unterforderung kann Senioren noch im hohen Alter treffen. Wenn etwa plötzlich der Partner stirbt, der zuvor Lebensmittelpunkt war, bleibt ein großes Loch zurück.

"Das betrifft besonders häufig Frauen über 80 Jahre, die mit der Heirat ihren Job aufgegeben und danach vor allem für ihren Mann gelebt haben", erklärt Ursula Lehr. Sie ist emeritierte Professorin für Psychologie und führte den Lehrstuhl für Gerontologie in Heidelberg. Mit dessen Tod verlieren die Tage auf einmal ihre gewohnte Struktur, ein Gefühl der Leere entsteht.

Psychologen kennen das Phänomen unter dem Begriff Bore-out, abgeleitet vom englischen Wort für Langeweile: Boredom. Die Unterforderung führt zu Mattigkeit, Antriebslosigkeit, Schlaflosigkeit und kann in einer Depression enden. Der Begriff Bore-out stammt von den Autoren Phillipe Rothlin und Peter Werder und bezieht sich auf die Arbeitswelt. Er umfasst Unterforderung, Desinteresse und Langeweile. Hinzu kommen Verhaltensstrategien, mit denen man vortäuscht, beschäftigt zu sein, um die Fassade zu wahren.

Auch die Zeit kurz nach Rentenbeginn ist häufig schwierig. "Hier sind – noch – vor allem Männer betroffen, weil die ihr Leben oft sehr stark über ihre Arbeit definieren", sagt Psychologin Julia Scharnhorst. Gerade bei Workaholics, denen die Zeit für Hobbys und Freunde fehlte, bricht mit der Rente einiges zusammen. Um das zu vermeiden, hilft Vorbereitung. Wie sollen die Tage als Rentner aussehen? Welchen Aktivitäten will man nachgehen? Gibt es Bekannte, die man sehr gerne mal wieder treffen will? "Keinesfalls sollte die Rente als Nichtstun begriffen werden", mahnt Scharnhorst.

Senioren sollten sich nicht davor scheuen, intensiv ihre Hobbys zu betreiben. "Viele haben diese Erwartungen im Kopf, wie ältere Menschen angeblich sein müssen", weiß Scharnhorst. Das sollte man aber hinterfragen: "Es geht darum, wie man selbst leben möchte und nicht wie man denkt, dass es die Gesellschaft für richtig hält."

Eine neue Sprache lernen, noch einmal studieren, ein Ehrenamt übernehmen: Wichtig sei nur, dass eine Aufgabe sinnvoll und herausfordernd ist, rät die Psychologin. Senioren müssen einen Sinn in ihren Tätigkeiten sehen, findet auch Lehr. Deshalb empfiehlt sie, vorher genau zu überlegen, was einem liegt und wie viel Zeit man in die neue Aufgabe investieren kann. mag

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Ratgeber-Redaktion aus Mitte

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