Beschämende Zustände im Rathaus: Stadtrat muss ungewöhnliche Wege gehen

Beschämende Zustände, findet Sozialstadtrat Stephan von Dassel. So sehen die Teeküchen im Rathaus aus. | Foto: Dirk Jericho
2Bilder
  • Beschämende Zustände, findet Sozialstadtrat Stephan von Dassel. So sehen die Teeküchen im Rathaus aus.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Wedding. Der Möbelhändler Höffner hat dem Sozialamt eine Küche geschenkt. Sozialstadtrat Stephan von Dassel (Grüne) hatte bei fünf Möbelhäusern um "ältere Ausstellungsstücke" gebeten.

Ins Sozialamt Wedding im Rathausaltbau kommen die Ärmsten. Dass es hier nicht um die schönen Seiten im Leben geht, zeigt schon das Ambiente im Haus. Abgeratzte Flure und völlig marode Fenster drücken auch auf die Stimmung der Mitarbeiter. In den Teeküchen auf den Etagen gibt es lediglich "sehr simple Spülbecken und einen einfachen Warmwasserboiler - sonst nichts", schrieb Sozialstadtrat Stephan von Dassel an fünf Möbelhäuser. Denn Geld für neue Küchen gibt es nicht, der Bezirk hat schon wieder eine Haushaltsperre. Um die "beschämenden Zustände" für seine Mitarbeiter zu verbessern, hat von Dassel bei den Möbelfirmen um Küchenspenden gebettelt. "Ältere Ausstellungsstücke oder Exemplare mit Mängeln. Ein einfaches Modell reicht hier vollkommen", schrieb von Dassel.

Als Gegenleistung bot er an, der Lokalpresse von der Unterstützung zu berichten, die 2300 Bezirksamtsmitarbeiter (und potenzielle Kunden) in der Personalinfo zu informieren und in der Teeküche selbst ein Sponsoringschild anzubringen sowie dort den jeweils aktuellen Werbeflyer des Möbelhauses auszulegen. Möbel Höffner in der Pankstraße hat auf von Dassels Hilferuf reagiert und eine kleine, blaue Ausstellerküche spendiert: Mit Kühlschrank, Spülmaschine und Herd. Höffner-Inhaber Kurt Krieger ist in Wedding aufgewachsen "und unser Stammhaus steht in Wedding, da helfen wir gern", sagt Höffner-Sprecher Jens Kretschmar. Das Unternehmen unterstütze regelmäßig karitative Einrichtungen wie zuletzt ein Behindertenheim. Eine Behörde war bisher nicht dabei, so Kretschmar.

Stephan von Dassel findet es schlimm, "dass das größte Sozialamt Berlins betteln muss." Seine Behörde habe einen Etat von 400 Millionen Euro und könne sich nicht einmal die Mindestausstattung leisten. "Mir ist bewusst, dass es Ihnen arg befremdlich erscheinen muss, dass die Unterhaltungs- und Investitionsmittel des Bezirksamts so knapp bemessen sind, dass nicht einmal für Teeküchen finanzielle Mittel zur Verfügung stehen", schreibt von Dassel und bittet "um Verständnis für mein ungewöhnliches Anliegen." Denn er habe seinen Mitarbeitern sein Wort gegeben, "auch ungewöhnliche Wege zu beschreiten, um die Arbeitssituation schrittweise zu verbessern." Höffners Spende der 3500 Euro teuren Küche hat auch dem Möbelunternehmen was gebracht. "Als Dankeschön hab ich jetzt bei Höffner mein neues Bett gekauft", sagt von Dassel. Er will auch noch zur Einweihung der Teeküche einen Warengutschein für das Höffner-Möbelhaus über 50 Euro spendieren und unter den Sozialamtsbeschäftigten verlosen. "Als kleine Entschädigung für die lange teeküchenlose Zeit."

Dirk Jericho / DJ
Beschämende Zustände, findet Sozialstadtrat Stephan von Dassel. So sehen die Teeküchen im Rathaus aus. | Foto: Dirk Jericho
Höffner hat eine Küche für die Sozialamtsmitarbeiter spendiert. Das freut Sozialstadtrat Stephan von Dassel sehr. | Foto: Dirk Jericho
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 224× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 411× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.377× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.204× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.