Frank Zander organisiert zum 18. Mal Feier für Obdachlose

Für sein Engagement wurde Frank Zander unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz und mit dem Verdienstorden des Landes Berlin ausgezeichnet. | Foto: Thomas Nitz
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Berlin. Zum ersten Weihnachtsessen für Wohnungslose lud der Musiker und Entertainer Frank Zander 1995 ein. Im Laufe der Jahre wuchs nicht nur die Zahl der prominenten Unterstützer und Sponsoren, sondern auch die Größe der Veranstaltung. Seine Weihnachtsessen sind zu einer Berliner Institution geworden. Mit ihm sprach unsere Reporterin Anett Baron.

Herr Zander, Ihre Weihnachtsessen für Obdachlose sind legendär. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, gerade Wohnungslosen zu helfen?

Frank Zander: Nun ja, der Weg zum Bahnhof Zoo, um ein Paket für Obdachlose abzugeben, gehörte schon vor 1995 zu meinem Weihnachtsritual. Meine damalige Plattenfirma hatte die Idee, nach dem Vorbild von Bruce Springsteen eine CD- Veröffentlichung zu nutzen, um arme Menschen einzuladen. Das Ganze war zwar gut gedacht, ging aber nach hinten los.

Wir ließen die CD-Veröffentlichungsparty sausen und kümmerten uns um die 120 armen Menschen. Diese erste Feier im Schloss Diedersdorf war eine wunderbare Erfahrung. Es wurden jährlich mehr Gäste. 1999 zogen wir in das Estrel Festival Center um. Durch die Unterstützung des Estrel-Hotelbesitzers Herrn Streletzki durften wir im großen Convention Center feiern.

Jedes Jahr wird Ihre Veranstaltung größer! Wie bewältigen Sie diese Mammutaufgabe?

Frank Zander: Mit der Hilfe meiner Familie, unzähligen Freunden, Sponsoren und Helfern. In der Zusammenarbeit mit der Diakonie, der Stadtmission, dem Estrel Hotel, der BVG und der Caritas haben wir ein Konzept entwickelt, das die wirklich armen Menschen erreicht. Vor zwei Jahren platzte der Saal aus allen Nähten, es kamen über 3000 Gäste.

Aus Sicherheitsgründen müssen wir die Zahl der Gäste kontrollieren. Wir haben uns für Bändchen entschieden, die kostenlos verteilt werden. Jeder, der ein Bändchen bekommen hat, kann ganz ohne Stress zu unserer Feier kommen. Wir erwarten circa 2800 Obdachlose und Bedürftige.

Kommen heute andere Menschen zu Ihrem Weihnachtsessen als die ersten Male?

Frank Zander: Sehr bedrückend ist die große Anzahl von Kindern und Frauen. Wir alle wissen ja schon seit Längerem, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter und immer schneller auseinandergeht. Es scheinen auch mehr Menschen aus Osteuropa unsere Feier zu besuchen, aber das ist nur so ein Gefühl.

Sie engagieren sich seit Jahren in der Obdachlosenhilfe. Was machen Sie genau?

Frank Zander: Außer um diese riesige Feier kümmern wir uns noch um die Anschaffung eines Caritas-Ärztemobils für Berlin. Dieses Spezialfahrzeug fährt in die Brennpunkte Berlins, und die Ärzte kümmern sich um Notfälle, Wunden und Erfrierungen. Die Patienten können sofort vor Ort behandelt werden. Außerdem leiten wir Sachspenden, die wir das ganze Jahr sammeln, an die jeweiligen Stellen weiter. Vorige Woche haben wir 40 Isomatten für eine neue Notübernachtung besorgt.

Was fordern Sie von der Politik, damit sich die Situation vieler Bedürftiger in unserer Stadt verbessert?

Frank Zander: Fordern kann ich eigentlich gar nichts, ich versuche nur, mit gutem Beispiel voranzugehen. Wenn einige Politiker unserer Einladung Folge leisten, dann sollten sie ihr Parteiabzeichen ablegen und nur als helfende Menschen kommen!

Was müsste man tun, damit sich noch mehr Menschen so ehrenamtlich engagieren wie Sie?

Frank Zander: Tja, das ist eine Frage, die sich unsere Gesellschaft stellen sollte. Aber es gibt auch bereits ähnliche Aktionen in Deutschland, die meinem Vorbild folgen. Musiker der Band "Fury in the Slaughterhouse" in Hannover veranstalten dieses Jahr ein Fest für circa 500 Obdachlose.

Was bedeuten Ihnen Ihre zahlreichen Auszeichnungen?

Frank Zander: Sie machen mich und meine Familie stolz, denn sie zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ich trage natürlich nicht bei jeder Veranstaltung meine Orden, das finde ich doch ein wenig albern. Bei großen Bällen und Galas zeige ich gern und auch stolz meine Verdienstorden, natürlich nur die verkleinerten Pins am Jackett.

Was wünschen Sie sich persönlich für das Jahr 2013?

Frank Zander: Nun ja, da der Maya-Kalender zu Ende geht und am 21. Dezember der Weltuntergang vorausgesagt wurde, wünsche ich mir eine neue, nicht so egoistische Weltgemeinschaft, die nicht nur von Börsianern, Anlegern und Banken beherrscht wird. Falls die Welt aber nicht untergeht - was ich hoffe - wünsche ich meiner Familie und mir Gesundheit. Alles andere kommt dann wie von selbst.

Bändchen gibt es am 14., 17. und 18. Dezember, 9-16 Uhr, in der Zentralen Beratungsstelle für Menschen in Wohnungsnot in der Levetzowstraße 12a. Weitere Informationen zum Künstler gibt es unter www.frank-zander.de.
Anett Baron / AB
Autor:

Anett Baron aus Mitte

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