Günter Toepfer organisiert Hilfsaktionen für die baltischen Staaten

Immer freundlich, immer engagiert: Günter Toepfer. | Foto: Kahle
  • Immer freundlich, immer engagiert: Günter Toepfer.
  • Foto: Kahle
  • hochgeladen von Michael Kahle

Berlin. Orden hat Günter Toepfer schon einige erhalten. Auf einen ist er aber besonders stolz. Am 6. Juni verlieh ihm die litauische Staatspräsidentin Dalia Grybauskaite den Orden des Vytiskreuzes. Am 16. Februar wird er zum Ritter dieses Ordens geschlagen.

Gewürdigt wird damit das jahrzehntelange uneigennützige soziale und politische Engagement des Wahlberliners. Toepfer, Jahrgang 1941, bekam bereits als Kind und Jugendlicher am eigenen Leibe zu spüren, was Krieg, Flucht und Diktatur bedeuten. Ausgebombt floh seine Familie aus Magdeburg in die Altmark.

1960 nahm Günter Toepfer ein Ingenieursstudium in Weimar auf, das jäh unterbrochen wurde, als sich der damals Neunzehnjährige mit Fluchtgedanken in den Westen trug. "Ich hatte die Nase voll von der Gängelei durch das SED-Regime und dessen politische Verlogenheit", erinnert sich Toepfer.

"Über den Hitler-Stalin-Pakt zu sprechen, der unter anderem die Teilung Polens und die Unterjochung der baltischen Staaten legitimierte, war in der DDR ein absolutes Tabu." Für Toepfer sollte daraus ein wesentliches Motiv seines Handelns entstehen. Bereits in den 60er-Jahren bereiste er über das damalige Leningrad illegal das Baltikum und knüpfte erste persönliche Kontakte.

Günter Toepfer wollte nur noch raus aus dem System von Reglementierung und Bespitzelung in der DDR, doch seine Pläne wurden verraten. Es folgten Stasihaft und "Bewährung in der Produktion". Erst 1969 konnte Toepfer sein Diplomstudium erfolgreich beenden.

Die Haft hatte ihn nicht gebrochen. Er blieb ein politisch aufmerksamer und kritischer Beobachter der gesellschaftlichen Entwicklung und griff auch aktiv ein. 1990 fand er seine politische Heimat in der CDU, wo er sich auf Bezirks- und Landesebene engagierte.

Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit der baltischen Staaten zählte Topefer zu den ersten deutschen Parlamentariern, die das Baltikum besuchten. "Dort lernte ich die politischen Aktivisten der ersten Stunde kennen, die später in hohe Staatsämter kamen", erinnert sich Toepfer.

Er organisierte den Jugend- und Kulturaustausch, Sportveranstaltungen und Hilfstransporte. Medizinisches Gerät, Feuerwehrautos, Großküchen und Schulmobiliar wechselten so den Besitzer. Besonders berührte Toepfer das Schicksal der sogenannten Wolfskinder in Litauen. Diese mehr als 20 000 elternlosen Kinder flohen am Ende des Zweiten Weltkrieges aus dem nördlichen Ostpreußen ins Baltikum.

Sie überlebten bei Zieheltern, kannten lange nicht ihre wahre Identität. Etwa 20 von ihnen aus dem Regierungsbezirk Schacken konnte Toepfer inzwischen mit ihren richtigen Familien in Deutschland zusammenführen. Er spendete Wintergeld, damit Wolfskinder in der kalten Jahreszeit eine Heizung hatten, er organisierte Ausflüge und Besuche in Berlin. Durch zahlreiche Vorträge in Deutschland fand er weitere Unterstützer. Mit seinem eigenen Auto fuhr er dringend benötigte Hilfsgüter anhängerweise in Kinderheime, Kindergärten und in Schulen.

Die Bundesrepublik Deutschland ehrte Günter Toepfer 2011 für sein ehrenamtliches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande. 1996 wurde er Ehrenbürger des litauischen Regierungsbezirks Schacken. 2001 hat Estland Toepfer mit dem Verdienstkreuz des Landes geehrt. Und im kommenden Jahr wird er in Vilnius den Orden des Vytiskreuzes entgegennehmen.

Michael Kahle / m.k.
Autor:

Michael Kahle aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 404× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 386× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 328× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 367× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.685× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.