Mit Stadtgänger Bernd S. Meyer am Savignyplatz

Charlottenburg. Nur wenige 100 Meter vom Ku’damm entfernt erlebt man den Savignyplatz als eine idyllische Ruheoase, trotz durchgehender Kantstraße fast abgeschieden vom Großstadtgetöse. Hier kann man genüsslich schlendern.

Beinahe trotzig bewahrt sich ringsum gediegenes Endfünfziger-Jahre-Flair. Die Gründerzeithäuser wurden glatt verputzt, in Bombenlücken baute man schlichte moderne Mietshäuser und Schaufensterpavillons im damaligen Zeitgeschmack. Später, zum Berlin-Jubiläum, wurde auch in Charlottenburg aufwendig restauriert. Der Gartenplatz wurde so wieder hergestellt, wie er von Gartenbaudirektor Erwin Barth in den 20er-Jahren gestaltet worden war.Am Savignyplatz gibt es vieles gleich doppelt, einiges wiederholt sich noch öfter. Die Grünanlage südlich und nördlich der Kantstraße ist mit ihren jetzt reich blühenden Staudenrabatten beinahe spiegelbildlich angelegt. Auf der Nordseite beansprucht die lebensgroße Bronzefigur "Knabe mit Ziege" doppelten Platz - sie steht sich selber gegenüber. Nicht spiegelbildlich sondern genau gleich. Heinrich Zilles Bildhauerfreund August Kraus ließ Ende der 20er-Jahre die Plastik zweimal gießen.

An die Prominenten, die bis zu Beginn der Nazizeit hier am Platz und in den umliegende Straßen lebten, oft jüdischer Herkunft, erinnern Gedenktafeln. Tilla Durieux, Schauspielerin und George Grosz, einst DADA-Mitbegründer, dann scharf satirischer Grafiker, verbrachten, aus der Emigration zurückgekehrt, hier ihre letzten Jahre. Die Dichterin Mascha Kaleko wie auch der spätere bulgarische Ministerpräsident Georgi Dimitroff waren wiederholt zu Emigranten geworden. Der Kunsthändler Alfred Flechtheim ging nach London, Carl von Ossietzky, Publizist und Friedensnobelpreisträger, verstarb 1938 nach langer KZ-Haft, die "Nesthäkchen"-Autorin Else Ury wurde in Auschwitz ermordet. Heute heißt die belebte Stadtbahnpassage am Platz "Else-Ury-Bogen".

Der Savignyplatz präsentiert sich schon lange als ein Ort hoher Wohnqualität. Namensgeber Friedrich Karl von Savigny war Rechtsgelehrter. Ab 1892 galt der Platz als einer der schönsten Gartenplätze der Stadt Charlottenburg. Den eigenen Bahnhof bekam er aber erst 1896, es wurde der letztgebaute der damaligen Stadtbahnhöfe.

Die Führung mit Bernd S. Meyer, dem Mann mit der Leiter, beginnt am Sonnabend, 25. Mai, um 11 Uhr. Treffpunkt ist nördlich der Kantstraße bei den bronzenen Ziegen. Verkehrsverbindung: S 5, S 7, Bus M 49, X 34 bis Savignyplatz. Die Teilnahme ist für Leser der Berliner Woche kostenlos. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich: Am Freitag, 24. Mai, von 10 bis 12 Uhr anrufen unter 25 93 04 97 84 26.
/ BSM
Autor:

Lokalredaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

PolitikAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 36× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 114× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 549× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.