Ministerin Manuela Schwesig fordert mehr echte Anerkennung für das Ehrenamt

Die Förderung und Anerkennung des bürgerschaftlichen Engagements ist Manuela Schwesig ein besonderes Anliegen. Als Ministerin ist sie Schirmherrin zahlreicher ehrenamtlich tätiger Initiativen. | Foto: BMFSFJ
  • Die Förderung und Anerkennung des bürgerschaftlichen Engagements ist Manuela Schwesig ein besonderes Anliegen. Als Ministerin ist sie Schirmherrin zahlreicher ehrenamtlich tätiger Initiativen.
  • Foto: BMFSFJ
  • hochgeladen von Anett Baron

Berlin. Manuela Schwesig (SPD) ist Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Über ihre Pläne im Bereich bürgerschaftliches Engagement sprach mit der SPD-Politikerin unsere Reporterin Anett Baron.

Frau Schwesig, welche Engagementstrategie verfolgt Ihr Ministerium?

Manuela Schwesig: Wer sich engagiert, tut dies oft aus der Überzeugung heraus, etwas für sich und andere verbessern zu können. Deshalb möchte ich mich dafür einsetzen, dass das freiwillige Engagement sichtbarer wird. Entsprechend ist auch die Strategie meines Hauses: Jene, die sich engagieren, auch stärker zu unterstützen. Wir müssen die nötigen Rahmenbedingungen schaffen.

Dabei wollen wir weg von der zeitlich begrenzten, modellhaften Unterstützung einzelner Projekte. Stattdessen wollen wir unsere Engagementpolitik konzentrieren, vernetzen und verstetigen. Wir setzen deshalb verstärkt auf Kooperationen mit Akteuren aus Staat, Zivilgesellschaft und Wirtschaft.

Welches sind die aktuellen Vorhaben?

Manuela Schwesig: Da gibt es eine ganze Reihe - zum Beispiel unser neues Programm "Engagierte Stadt". Das Programm baut auf die Zusammenarbeit zwischen dem Bundesfamilienministerium, fünf Stiftungen und einem Unternehmen. Dadurch unterstützen wir über einen Zeitraum von zunächst drei Jahren Organisationen, die auf lokaler Ebene Engagement fördern. Im Fokus steht das Ziel, vor Ort mit Akteuren aus Zivilgesellschaft, Kommunalpolitik und Wirtschaft zu kooperieren und eine flächendeckende Engagement-Infrastruktur zu schaffen. Dabei geht es nicht nur um Fördergelder. Wir stellen den Teilnehmern auch mit einem Beratungs- und Vernetzungsprogramm die gebündelte Expertise der Programmträger zur Verfügung.

Wie sieht es aus mit der Wertschätzung engagierter Bürger? Was tut Ihr Ministerium, um die Anerkennung von Engagement zu stärken?

Manuela Schwesig: Ich finde nicht, dass es genügend Wertschätzung für ehrenamtlich Engagierte gibt. 23 Millionen bürgerschaftlich engagierte Menschen sind 23 Millionen Beispiele für vielfach gelebte Solidarität: im Nachbarschaftstreff, im Sportverein, in der Jugendarbeit oder in religiösen Gemeinden. Sie bauen Brücken zwischen Generationen und Kulturen oder setzen sich für mehr Chancengleichheit ein.

Dieses Engagement ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Für mich gehört dazu auch, den vielen Engagierten in einem feierlichen Rahmen einmal "Danke" zu sagen. Aus diesem Grund fördern wir seit 2009 den Deutschen Engagementpreis, der jeweils am 5. Dezember, dem Tag des Ehrenamts, verliehen wird und der das bürgerschaftliche Engagement stärker ins Licht der Öffentlichkeit rückt.

Was tun Sie, damit bezahlte Arbeit und Ehrenamt unterscheidbar bleiben?

Manuela Schwesig: Viele Engagierte setzen sich in Bereichen ein, in denen sie die Arbeit von professionellen Kräften ergänzen - Beispiel: Pflege. Gerade in diesem Umfeld wird das freiwillige Engagement angesichts des demografischen Wandels ja immer wichtiger. Dort erleichtern die Engagierten das Leben der Pflegebedürftigen, indem sie ihnen viel Zeit und Fürsorge entgegenbringen. Nicht zuletzt entlasten sie damit die Pflegekräfte. Die Grenze zwischen bezahlter und ehrenamtlich geleisteter Arbeit muss aber klar definiert werden. Engagement darf weder in der Pflege noch anderswo zum Lückenbüßer für staatliche Daseinsfürsorge sein.

Welches Projekt liegt Ihnen besonders am Herzen?

Manuela Schwesig: Mit Sorge verfolge ich aktuelle Tendenzen in Deutschland, die sich gegen eine weltoffene, tolerante und friedliche Gesellschaft richten. Hier setzt das neue Bundesprogramm "Demokratie leben! - Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit " an.

In diesem Zusammenhang steht zum Beispiel das Projekt "Dialog macht Schule". Studierende werden zu Dialogmoderatoren ausgebildet. Sie begleiten Jugendliche an Schulen in sozialen Brennpunkten ab der 7. Klasse. Das geht über zwei Jahre als eine Art Zusatzangebot zum Regelunterricht.

Die Dialogmoderatoren schaffen neue Zugänge gerade zu den Jugendlichen, die sich oft nicht als Teil dieser Gesellschaft verstehen. Themen wie der Islam, aber auch Religion an sich, Grund- und Menschenrechte, Identität, Heimat, Mobbing und Rassismus können besprochen, vertieft und neu verstanden werden.

Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern Chancen und Wege zur Teilhabe in einer Demokratie aufzuzeigen und sie gemeinsam mit ihnen zu erproben.

Anett Baron / ab
Autor:

Anett Baron aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 146× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 94× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 160× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.498× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.