Betreiberwechsel: Körperwelten-Ausstellung entgeht der Schließung

Neue Knochen und Leichen. Alle Präparate im Menschen Museum haben jetzt Markierungen, die auf den Körperspender verweisen. | Foto: Tobias Tanzyna
  • Neue Knochen und Leichen. Alle Präparate im Menschen Museum haben jetzt Markierungen, die auf den Körperspender verweisen.
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Mitte. Der Rechtsstreit zwischen dem Menschen Museum und dem Bezirksamt Mitte geht weiter. Mit einem Schachzug haben die Macher der umstrittenen Ausstellung von plastinierten Toten von Plastinator Gunther von Hagens im Sockelbau des Fernsehturms die angeordnete Schließung abgewendet.

Neuer Betreiber des Menschen Museums ist jetzt das Heidelberger Institut für Plastination von Leichen-Plastinator Gunther von Hagens. Damit ging die am 22. August vom Bezirk an den bisherigen Verfahrensgegner, die Firma Arts & Sciences Berlin, geschickte Schließungsverfügung ins Leere. Ein anatomisches Institut brauche keine Genehmigung für die Ausstellung menschlicher Präparate, so Museumschefin Angelina Whalley.

Wie berichtet, versucht Bürgermeister Christian Hanke (SPD) seit über zwei Jahren die Körperwelten-Ausstellung mit 20 Ganzkörperplastinaten und über 200 echten Organen und Knochen zu verbieten. Nachdem das Bezirksamt mehrfach vor Gericht gescheitert war, die im Februar 2015 eröffnete Leichen-Show zu stoppen, hatte das Oberverwaltungsgericht (OVG) im Berufungsverfahren Ende 2015 die Auffassung des Bezirkes bestätigt, wonach die Leichenschau gegen das Bestattungsgesetz verstößt. Demnach dürften Leichen nicht ausgestellt werden.

Wie Angelina Whalley sagte, wurde die Ausstellung an „alle durch die Gerichte festgestellten rechtlichen Anforderungen“ angepasst. Das OVG hatte bemängelt, dass der Bezirk nicht kontrollieren könne, ob die Körperspender zu Lebzeiten zugestimmt haben. Denn die Präparate sind anonymisiert, eine Rückverfolgung nicht möglich. Jetzt wurden im Gubener Plastinarium eigens für das Menschen Museum neue Ganzkörperplastinate und Einzelorgane hergestellt, die Markierungen aufweisen. Eine Rückverfolgung auf den individuellen Spender ist nun möglich. Die Anonymisierung diene dem Persönlichkeitsschutz der Körperspender, hieß es immer. „Für den Besucher werden die Exponate weiterhin anonym sein, für die zuständigen Behörden ist eine Zusammenführung mit den Körperspendeunterlagen jedoch möglich“, so Rurik von Hagens. Das Bezirksamt lässt jetzt rechtlich prüfen, wie es nach dem Trägerwechsel und den nun erfüllten Anforderungen weiter gegen die Ausstellung vorgehen will. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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