Bäcker pflegen alte Traditionen in der Pannierstraße

Jacqueline Börschel und Marko Loth kneten in der Backstube den Brotteig noch mit der Hand. | Foto: KT
  • Jacqueline Börschel und Marko Loth kneten in der Backstube den Brotteig noch mit der Hand.
  • Foto: KT
  • hochgeladen von Klaus Teßmann

Neukölln. Am 14. Februar haben die Bäcker der Bio-Vollkornbäckerei in der Pannierstraße 2 Grund zum Feiern. Die Mehlwurm-Bäckerei wird 30 Jahre alt.

Am 14. Februar 1983 um 11.30 Uhr kamen die ersten Brote aus dem Ofen der neuen Bio-Bäckerei. "Es war damals, 1983, die alternative Zeit", erklärt Andreas Striegnitz. "Es war die Zeit der Hausbesetzer, die Zeit der alternativen Lebensformen." Vor 30 Jahren kamen acht Bäcker auf die Idee, eine neue Gesellschaft zu gründen. Sie wollten ihre Bäckerei im Kollektiv führen. Das Motto war damals: jeder kann und muss alles machen - vom Backen bis zum Verkauf. "Ganze Paletten von Broten haben wir damals an die Hausbesetzer-Szene am Hermannplatz oder nach Kreuzberg geliefert" erinnert Striegnitz. "Die acht Gründer der Bäckerei waren sowohl gleichberechtigte Inhaber als auch Mitarbeiter." Das hat sich inzwischen verändert. Heute sind es neun Inhaber im Kollektiv und 28 Mitarbeiter an drei Standorten in Berlin. "Wir haben kein Mehrheitsprinzip im Kollektiv", erklärt Striegnitz, "alle Entscheidungen müssen einstimmig gefasst werden." Außerdem stechen die Bäcker noch mit einem anderen Prinzip hervor, von Anfang an waren Frauen und Männer gleichberechtigt. Sie bekamen gleichen Lohn für gleiche Arbeit.

Damals war diese Gesellschaftsform weit verbreitet. "Viele kollektive Betriebe sind auch gescheitert, doch in letzter Zeit lebt der Gedanke wieder auf", meint Striegnitz. Sie haben von Anfang an nach dem Grundsatz gehandelt, "jedes Unternehmen muss daran interessiert sein, den gesellschaftlichen Frieden zu erhalten." Das war nicht immer leicht, doch die Bäckerei hat bis heute überlebt. "Wir hatten von Anfang an den Grundsatz, dass wir ein Bio-Betrieb sein wollten", sagt Andreas Striegnitz. Das wird auch einmal im Jahr kontrolliert. Vom Getreide bis zu den Gewürzen kommt alles aus biologischem Anbau. Für die Bäcker heißt Bio aber auch, dass viele Arbeiten, für die es heute Maschinen gibt, in Handarbeit ausgeführt werden. Es gibt zwar die großen Knetmaschinen, aber der Teig wird per Hand abgewogen und zu Ende geknetet, bevor er in den Ofen geschoben wird. Für Striegnitz hat Bio auch etwas mit handwerklichen Traditionen zu tun. "Das war auch ein Grund dafür, warum wir die Bäckerei gegründet haben, wir hatten keine Lust mehr auf die Massenware." Striegnitz verweist darauf, wenn man Qualität produzieren will, gehören auch Qualifikation und handwerkliches Können dazu. Der Erfolg gibt den Neuköllner Mehlwürmern Recht. Vor 15 Jahren bauten sie ein zweites Standbein in Kreuzberg auf, vor zehn Jahren dehnten sie sich nach Moabit aus. Heute kommt noch ein weiteres Angebot auf dem Wochenmarkt auf dem Boxhagener Platz im Friedrichshain.

Klaus Tessmann / KT
Autor:

Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 160× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 108× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 174× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.508× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.