"Der erste Schritt ist immer der schwerste": Neue Miet- und Wohnungslosenhilfe

Marco Schulze (l.) und sein Kollege Stephane Aspe beraten und unterstützen Menschen in Notlagen. | Foto: Schilp
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Neukölln. Es gibt eine neue Anlaufstelle für alle, deren Wohnung in Gefahr oder schon verloren ist. An der Karl-Marx-Straße 20 helfen Marco Schulze und seine Kollegen in diesen Notlagen weiter.

„Der erste Schritt ist immer der schwerste. Danach wird es leichter. Versprochen“ – so steht es in den Faltblättern, und so möchte der Sozialpädagoge Marco Schulze Mut machen, einfach vorbeizukommen und sich kostenlos beraten zu lassen. Die Türen stehen montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr offen.

„Ich mache diese Arbeit jetzt seit 20 Jahren und wollte mich mit anderen erfahrenen Kollegen auf eigene Beine stellen“, erzählt er. So haben sie vor Kurzem die gemeinnützige Gesellschaft „My Life, My Way“ gegründet und sind vor zwei Wochen in die ehemaligen Räume von „Möbel Akan“ gezogen.

Der Name ist Programm: Alle Ratsuchenden sollen mit Respekt behandelt und so genommen werden, wie sie sind. „In der Hauptsache kümmern wir uns um Leute, wenn ihre Wohnung bedroht oder gar keine da ist“, sagt Schulze. Die Gründe für die schlimme Situation können ganz unterschiedlich sein: Der Eigentümer möchte einen Hausbewohner loswerden, weil der die Miete nicht gezahlt oder sich schlecht benommen hat. Ein Paar trennt sich, und einer von beiden sitzt plötzlich auf der Straße. Jemand zieht nach Berlin und findet keine Wohnung.

„Bei angedrohten Zwangsräumungen ist häufig noch etwas zu machen. Wir reden mit dem Vermieter und dem Bezirksamt, vermitteln bei verhärteten Fronten und schauen, ob Schulden übernommen oder abgestottert werden können“, so Schulze. Ist die Wohnung tatsächlich verloren, informieren er und seine Kollegen über die richtigen Ansprechpartner wie Obdachloseneinrichtungen oder Wohnprojekte. Sie helfen beim Umgang mit Behörden und begleiten ihre Klienten bis zu eineinhalb Jahre lang.

„Wir verstehen uns als Lotsen. Wenn jemand kommt, sortieren wir erst einmal und finden heraus, wo es am meisten brennt. Sind wir selbst nicht die richtigen Fachleute, nehmen wir Kontakt zu Schuldner-, Mietrecht- oder Suchtberatungen auf, je nachdem.“ Manchmal muss auch psychologische Hilfe her: Viele Obdachlose sind beispielsweise wegen des Todes eines Partners oder nahen Verwandten aus der Bahn geworfen worden und brauchen Beistand, um den Verlust zu verarbeiten.

Darüber hinaus gibt es auch ganz direkte Hilfe vor Ort: Die „My Way“-Mitarbeiter haben ein Adressenverzeichnis von Wohnungsgesellschaften und -genossenschaften angelegt und unterstützen ihre Klienten bei der Kontaktaufnahme zu möglichen Vermietern.

Auch die gemeinnützige Gesellschaft selbst will Obdachlosen bald ein Zuhause auf Zeit bieten. Gerade habe er mit einem Hauseigentümer verhandelt, der Wohnungen zur Verfügung stellen will, erzählt Schulze. „In einem ehemaligen Stundenhotel, das in einem schlechten Zustand ist. Aber das ist kein Problem, wir haben einen Haushandwerker, der alles in Ordnung bringen wird.“ Nach und nach solle der Wohnungspool dann erweitert werden.

Marco Schulze ist überzeugt: Hilfe ist nötiger denn je. „Vor ein paar Jahren gab es kaum Familien mit Kindern in Obdachlosenunterkünften. Das hat sich geändert. Es ist erschreckend zu sehen, wie hart der immer enger werdende Wohnungsmarkt die Menschen trifft und verdrängt. Eine schlimme Entwicklung für den Bezirk und die ganze Stadt“, sagt er. sus

Wer nicht persönlich vorbeikommen will, erreicht „My Way“ unter  83 23 86 00 und info@mywayberlin.de.

Marco Schulze (l.) und sein Kollege Stephane Aspe beraten und unterstützen Menschen in Notlagen. | Foto: Schilp
Marco Schulze (l.) und sein Kollege Stephane Aspe helfen, wenn die Wohnung in Gefahr ist. Die Schweizer Schäferhündin Coco leistet den Mitarbeitern Gesellschaft. Foto: Schilp | Foto: Schilp
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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