Ausstellung "Batterien für die Wehrmacht"

Hier wurden die Zwangsarbeiter zur Batteriefertigung eingesetzt. | Foto: Ralf Drescher
5Bilder
  • Hier wurden die Zwangsarbeiter zur Batteriefertigung eingesetzt.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Niederschöneweide. Am Bruno-Bürgel-Weg 69 wurden bis vor rund 20 Jahren Batterien hergestellt. Die Geschichte des Produktionsstandorts hat auch ein dunkles Kapitel. 1939 bis 1945 waren an der damaligen Sedanstraße überwiegend Zwangsarbeiter eingesetzt.

Das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit hat der Batteriefirma Pertrix und ihren unfreiwilligen Mitarbeitern eine Sonderausstellung gewidmet. „Über die Jahre verteilt waren bei Pertrix rund 2000 Zwangsarbeiter unter schlechtesten Arbeitsbedingungen eingesetzt“, sagt Christine Glauning, Leiterin des Dokumentationszentrums. Davon haben zehn Zeitzeugen in Interviews berichtet. Darunter die Polin Janina Lys (92). Sie wurde 1943 nach Deutschland verschleppt und landete bei Pertrix. Dort musste sie Maschinen säubern, die mit Elektrolytpaste verunreinigt waren. „Ich bekam keine Schutzhandschuhe und habe mir die Hände verätzt“, erinnert sie sich.

Ein großer Teil der in Niederschöneweide gefertigten Batterien wurde von Wehrmacht und Luftwaffe angefordert. Fast jeder Soldat hatte eine Taschenlampe. Und die Luftwaffe brauchte Batterien, um die elektrischen Zünder ihrer Bomben vor dem Abwurf aufzuladen. Schon deshalb wurde ein hoher Materialausstoß rücksichtslos durchgesetzt.

Verantwortlich für die schlechte Behandlung der Kriegsgefangenen war unter anderem Herbert Quandt, der Betriebsdirektor. Seine Nachkommen haben sich erst in jüngster Vergangenheit zum NS-Unrecht bekannt. Aber auch andere haben Schuld auf sich geladen. Wie in der Ausstellung nachzulesen ist, wurde Conrad Schreiber aus Oberschöneweide 1944 Leiter des KZ-Außenlagers Pertrix. Der SS-Unterscharführer galt als brutal. Er verteilte wahllos Strafen und schlug ohne Grund.

Parallel zur neuen Dauerausstellung wurde am Dokumentationszentrum eine Jugendbegegnungsstätte eröffnet. Hier wird es Workcamps und Zeitzeugengespräche geben. Für 2016 ist bereits eine fotografische Spurensuche geplant. Internationale Schülerteams wollen in Schöneweide Produktionsstandorte und Lager, in denen Zwangsarbeiter tätig waren, aufsuchen und Dokumentationen anfertigen.

Die Sanierung der beiden Baracken, in der Ausstellungen und Begegnungszentrum untergebracht sind, wurde mit 5,4 Millionen Euro durch die Johanna-Quandt-Stiftung finanziert. Damit bekennt sich die Unternehmerfamilie endlich zu dem von ihren Vorfahren zugefügten Unrecht. RD

Zu sehen ist „Batterien für die Wehrmacht“ bis November 2016. Das Dokumentationszentrum, Britzer Straße 5, ist Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt frei, www.alltag-zwangsarbeit.de.
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

15 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 239× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 420× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.391× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.214× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.