Apfelbäume von der Roten Liste: Zwei Preisträger beim diesjährigen Umweltwettbewerb

BV-Vorsteher Michael van der Meer (Die Linke) überreicht die Umweltpreis-Urkunde an Christiane Unger von den Kleingärtnern aus der Anlage Bornholm II. | Foto: Tobias Schietzelt
2Bilder
  • BV-Vorsteher Michael van der Meer (Die Linke) überreicht die Umweltpreis-Urkunde an Christiane Unger von den Kleingärtnern aus der Anlage Bornholm II.
  • Foto: Tobias Schietzelt
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Pankow. Der diesjährige Wettbewerb um den Umweltpreis Pankow ist beendet. Es gab mehrere herausragende Bewerbungen. Deshalb entschied sich die Jury, in diesem Jahr zwei Preise zu vergeben.

Ausgelobt wurde der Wettbewerb Anfang des Jahres von Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und Bezirksamt. Das Thema war „Lebendiger Garten? Natürlich!“. So verwundert es nicht, dass die Preise beide an Kleingärtner gingen, und zwar für ganz unterschiedliche Projekte.

Preisträger sind zum einen die Pächter aus der Anlage Bornholm II. Deren Herz hängt an Berlepesch, Krummstingel, Goldparmäne, Schnapsnase, Hasenkopf und anderen Obstbäumen mit ähnlich ungewöhnlichen Namen. Der Uneingeweihte wird sich fragen: Was sollen denn das für Bäume sein? Der Kenner wird den (Gärtner-)Hut ziehen. Denn dabei handelt es sich um alte, kaum noch angebaute Apfelbaumsorten.

Der Apfel, ursprünglich aus Asien eingewandert, ist für viele Menschen in Deutschland heute das bekannteste Obst. Kein Wunder, das er auch in Redewendungen seine Spuren hinterließ, wie: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Aber wer heute in den Supermarkt geht und auf das Angebot im Obstregal schaut, findet nur noch wenige, vielleicht ein Dutzend Apfelsorten, und in der Regel überall dieselben.

Dabei gab es in Deutschland einmal etwa 4000, berichtet Matthias Zarbock (Die Linke), der die Laudatio auf die Kleingärtner hielt. Davon verschwand durch den großflächigen Obstanbau und damit verbundene ökonomische Gründe etwa die Hälfte, weitere werden wohl folgen. Diesem Trend setzen die 181 Pächter der Prenzlberger Kleingartenanlage ihr Projekt „Alte Apfelsorten in Bornholm II“ entgegen. Unter anderem wurde eine Bestandsaufnahme vorgenommen.

Das Ergebnis: In der Anlage gibt es insgesamt sechshundert Apfelbäume. Von diesen stehen Sorten auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzen. Wer in der Anlage einen neuen Apfelbaum pflanzt, wird sich nun sicher für eine alte Art entscheiden, um weiterhin die Vielfalt zu erhalten. Als Preisgeld für die Kleingärtner gab es 500 Euro.

Ganz anders ist das Projekt von Doreen Dietze geartet. Sie wurde mit der „Goldenen Kröte“, dem Hauptpreis des Wettbewerbs, und 750 Euro Preisgeld ausgezeichnet. Mit ihrem naturnahen Kleingarten in der Anlage Feuchter Winkel Ost überzeugte sie die Jury.

Als Stadtkind aus Prenzlauer Berg konnte Doreen Dietze schon in ihrer Kindheit Gartenluft schnuppern. Ihre Eltern und Großeltern hatten Gärten im Berliner Umland. 2013 bekam sie endlich einen eigenen im Ortsteil Heinersdorf. Die Parzelle bewirtschaftet sie gemeinsam mit ihren Kindern. Bei der Gestaltung geht sie sehr bewusst vor. „Naturnah, ökologisch, ressourcenschonend und nachhaltig ist ihr Konzept“, berichtet die Verordnete Claudia Steinke (CDU) in ihrer Laudatio.

So baut Doreen Dietze Mischkulturen und nützliche Pflanzen an, die manch einer früher als Unkraut ausgemerzt hätte. Mit Obstgehölzen, Kräutern und einer Wildblumenwiese gelingt es ihr auf der Parzelle, eine Lebensgrundlage für Insekten und Vögel zu schaffen. Sie legte sogar einen Unterschlupf für Igel und einen Teich für Amphibien an.

Damit nicht unnötig Wasser verschwendet wird, werden ihre Hochbeete über ein Tropfsystem bewässert. „Alles wird hier wiederverwendet“, so Claudia Steinke. „Regenwasser wird aufgefangen, Pflanzenreste werden in einem Dreikammersystem kompostiert, die Benjeshecke wird mit Verblühtem und anderen Pflanzenteilen aufgefüllt und dient gleichzeitig als Wind- und Sonnenschutz.“

Doreen Dietze meint dazu: „Ich freue mich immer sehr, wenn Freunde zu Besuch sind, die auch gern einmal gärtnern wollen, und wenn die Kinder Freude finden am Beobachten der Tiere oder am Naschen an den Beerensträuchern. Dann hat man den Garten nicht nur für sich allein, sondern er ist auch ein Ort der Begegnung, des Lernens und der Entspannung.“ BW

BV-Vorsteher Michael van der Meer (Die Linke) überreicht die Umweltpreis-Urkunde an Christiane Unger von den Kleingärtnern aus der Anlage Bornholm II. | Foto: Tobias Schietzelt
BV-Vorsteher Michael van der Meer (links, Die Linke) überreicht die Umweltpreis-Urkunde im Beisein von Umweltstadtrat Daniel Krüger (für AfD) an Kleingärtnerin Doreen Dietze. | Foto: Tobias Schietzelt
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

83 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 160× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 134× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 204× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 590× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.