Posse um vier Fenster: Verordnete fordern nachträgliche Genehmigung

Blick auf die „Schöne Ecke“: Rechts ist das Haus mit den vier Fenstern in der Brandwand zu sehen, darunter die 60 Meter lange Bank auf der kleinen Grünfläche. | Foto: Bernd Wähner
  • Blick auf die „Schöne Ecke“: Rechts ist das Haus mit den vier Fenstern in der Brandwand zu sehen, darunter die 60 Meter lange Bank auf der kleinen Grünfläche.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Es ist wahrlich eine Posse, die sich da um vier Fenster mit Blick auf die „Lange Bank“ am Kollwitzplatz abspielt.

Den Prolog zu dieser Posse gab es vor vier Jahren. Seinerzeit entschied sich die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Gewobag, das Wohngebäude in der Kollwitzstraße 69 zu sanieren. Beim Bezirksamt wurde ein Bauantrag gestellt, und die Mieter wurden informiert. Doch dann gab es die ersten Wirrungen. Das Bezirksamt erteilte der Gewobag die Auflage, im Zuge der Sanierung vier Fenster zuzumauern. Die befinden sich in einer Brandwand und wurden zu DDR-Zeiten eingebaut. Nach heutigem Baurecht darf es aber in Brandwänden keine Fenster geben.

Doch diese Fenster stören niemanden. Auf der „Schönen Ecke“ Kollwitz- und Wörther Straße steht als einziges Bauwerk seit 2002 die beliebte lange Bank, die knapp 60 Meter lang ist. Nur wenn geplant wäre, dass auf diesem Eckgrundstück ein Haus gebaut werden soll, müsste die Brandwand komplett geschlossen sein.

Trotzdem blieb das Bezirksamt bei seiner Entscheidung. Es sei denn, die Gewobag könne nachweisen, dass es für den Einbau der Fenster eine Baugenehmigung gab. Doch dieser Nachweis ist schlichtweg nicht möglich. Die Fenster wurden zu DDR-Zeiten, offenbar in den 80er-Jahren eingebaut. Seinerzeit verwaltete dieses Gebäude die Kommunalen Wohnungsverwaltung (KWV). Danach ging es an die WiP Wohnungsbaugesellschaft in Prenzlauer Berg, ehe diese mit der Gewobag fusionierte. Unterlagen gibt es nicht mehr.

Deshalb informierte das Wohnungsunternehmen die betreffenden Mieter, dass die Fenster zugemauert werden sollen. Mindestens zwei Mietparteien wollten aber einer entsprechenden Änderung ihres Mietvertrages nicht zustimmen. So konnte nicht mit dem Bauen begonnen werden. Die Gewobag bemühte sich ihrerseits, eine Verständigung mit dem Bezirksamt zur Beibehaltung der Fenster zu erreichen.

Seit 2014 zieht sich das Ganze nun schon hin. Als Zwischenspiel gab es immer wieder mal kleine, mündliche und schriftliche Anfragen von Verordneten zum Sachstand. Das Bezirksamt konnte nach Meinung der Verordneten aber nie schlüssig antworten, warum man bei dieser sturen Haltung blieb. Aber jetzt reichte es den Verordneten. Auf Antrag von Linksfraktion und SPD beschäftigte sich der Stadtentwicklungsausschuss mit der Sache.

Dort wurde dann über Irrungen der Verwaltung gesprochen. Die Unterstellung, dass die Fenster ohne Baugenehmigung eingebaut wurden, hieße: Das Bezirksamt nimmt an, dass die KWV Prenzlauer Berg in dieser exponierten Lage am Kollwitzplatz im Rahmen zentral gesteuerter, komplexer staatlicher Sanierungsmaßnahmen durch eine staatliche Baufirma Schwarzarbeit zuließ, so die Verordneten. Solch eine Annahme sei grundlos und willkürlich.

Deshalb beauftragte die BVV das Bezirksamt nun, die Genehmigung für die Fenster bis auf Widerruf zu erteilen. Sollte, was bisher nicht vorgesehen ist, irgendwann doch einmal die „Schöne Ecke“ mit einem Haus bebaut werden, könnte die Genehmigung zurückgezogen werden. Damit das auf absehbare Zeit nicht passiert, erhielt das Bezirksamt gleich noch von den Verordneten den Auftrag, die Nutzung des Grundstücks Kollwitzstraße 67 als Grünfläche, inklusive der langen Bank, dauerhaft zu sichern. So könnten die Fenster erhalten bleiben und die Posse würde hoffentlich ein Ende haben.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

83 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 104× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 544× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 505× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 458× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 482× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.