Dreams and Realities

9. November 2017
19:00 Uhr
WHITECONCEPTS, 10119 Berlin

Im November zeigt die Galerie WHITECONCEPTS zum dritten Mal eine Ausstellung des Künstlerduos PSJM in Verbindung mit Arbeiten von Avelino Sala.
Obwohl die drei Künstler sich in ihren Medien sehr unterschiedlich äußern, haben sie durch ihre kritische Reflexion der Realität und Betrachtung der Gegenwart und Zukunft, einen ähnlichen Ausgangspunkt. PSJM, wie auch Avelino Sala, sind politisch aktiv und an zeitgenössischen Fragestellungen interessiert. Die Ausstellung „Dreams and Realities“ (dt. Träume und Realitäten) zeigt ein Konglomerat ihrer einzigartigen, nachdenklichen und kritischen Werke.
Hinter der Marke PSJM verbirgt sich eine kritisch-künstlerische Grundhaltung, die Fragen an den Kunstmarkt, die Kommunikation mit den Käufern als auch an die Funktion künstlerischer Qualität stellt. Das Duo nutzt die kommunikativen Ressourcen des spektakulären Kapitalismus, um die Relevanz seiner Paradoxien, die seine eigene chaotische Entwicklung bewirken, hervorzuheben. Auf PSJM zu treffen bedeutet, die traditionellen Annahmen über künstlerisches Handeln auszuklammern. Bei einer Begegnung mit ihnen bleibt gewissermaßen unklar, ob sie Künstler oder Kreative aus der Werbebranche sind. Mit “Ex perimental Marketing” erzeugen sie bewusst diesen Irrtum und präsentieren ihn als Arbeitsstrategie. Ihr Wortspiel, “Ex perimental Marketing”, betont den geschäftlichen Charakter der Kunst und bezieht sich dabei auf den klassischen Zynismus, der darauf abzielt, Bräuche und soziale Konventionen zu einem Punkt der Absurdität zu überführen. Darüber hinaus wird bei diesem riskanten Geschäft der Künstler als kapitalistischer Werthersteller und das Kunstwerk als Warenfetisch definiert.
Revolution und Aufstand als politische Mittel sind ebenso ein Thema in der Arbeit von PSJM wie Kunstmarkt und Kapitalismus. Dabei präsentieren sie Visionen, die ein mögliches Ergebnis eines effektiven politischen Ausdrucks von der bürgerlichen Seite beschreiben. Ihre Arbeiten lassen uns an die Zukunft denken – nach einem globalen Aufstand, als wenn wir schon in Utopia gelebt hätten und uns der reinen Schöpfung schöner Formen hingeben könnten. “Formen für eine perfekte Welt: Es gibt keine Ungleichheit oder Ungerechtigkeit mehr auf der Welt. Menschliche Beziehungen gedeihen in Harmonie und Frieden. Nach dem globalen Aufstand gibt es für nichts mehr zu kämpfen, nichts mehr zu kritisieren, nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste. Endlich können wir uns den schönen und angenehmen Formen hingeben”, so die Künstler. PSJM stellt sich die Welt nach diesem Umbruch als Neubeginn ohne jegliche Strukturen vor und damit ohne die Möglichkeit, Kritik zu üben, doch Freundschaft und Vertrauen unter Menschen und umweltfreundliche Interessen gäbe es immer noch.
Avelino Sala hinterfragt die kulturelle und soziale Realität mit einer spätromantischen Perspektive durch eine kontinuierliche Erforschung sozialer Bilder. Sein Schaffen gestaltet sich aus der Bemühung, die Kraft der Kunst als experimentellen Raum zu überprüfen und neue Realitäten durch diesen zu ermöglichen.
Die Ästhetik, die zu einem großen Teil ethisch bestimmt ist, tritt im Werkprozess Salas zunehmend auf und formuliert einen Diskurs, der deutlich persönlich, kohärent und komplex in seiner Lesbarkeit und Präsenz ist.
Sala´s Bilder erscheinen uns weitgehend wie Allegorien oder Metonymien, die die Einsamkeit des Individuums veranschaulichen: Schwächen, die in der eigenen Persönlichkeit entstehen und sich, während das Selbst dem Wesen der Geschichte des globalen Diskurses unterliegt, Fragen zur Identität und zum Gedächtnis stellt. Dies unterstreicht die Vergänglichkeit und die Zugehörigkeit zu einer Form des Nicht-Ortes.
Nach Salas Ansicht gestaltet sich die Arbeit des Künstlers immer komplexer. Derzeit bietet sie endlose Strukturen, die nicht nur den Produktionsaufwand einer Arbeit reduzieren, sondern als Strategie gedacht werden müssen. Verschiedene Stufen aus Öffentlichkeitsarbeit, Theorie, Planung und Präsentation von Projekten, deckt er als ökonomische Ressourcen auf und implementiert diese. Der Künstler ist für ihn ein Kulturmanager, ein PR-Spezialist, ein Produzent seiner Arbeit, ein Verleger, ein Designer, ein Galerist und vieles mehr. Er vermutet sogar, dass Künstler in Zukunft mehr dazu neigen werden, ein Büro oder ein Lager zu nutzen anstatt eines Studios.
Das Wichtigste für Sala ist, die passende Zeit für jede Aktivität zu haben, um ein ernsthaftes und ehrliches Produkt einer Arbeit zu erhalten. Er ist der Ansicht, dass auch die strukturelle Basis scheitert, wenn die Arbeit fehlschlägt.

Über die Künstler:
PSJM wurde 2003 von Pablo San José (*1969 Mieres/ES) und Cynthia Viera (*1973 Las Palmas/ES) gegründet. Ihr Oeuvre beinhaltet Arbeiten aus lackiertem Aluminium, Laminat auf Holz, Acryl auf Leinen sowie Gouache oder Tinte auf Papier. Darüber hinaus erschaffen sie Skulpturen, Wandmalereien, Videos und Animationen. Ihre Werke wurden weltweit wie z.B. in New York, Basel, Miami, Berlin, Sao Paulo, Stockholm und London ausgestellt.
Avelino Sala (*1972, Gijón/ES) schloss sein Studium in Großbrittanien ab und kehrte dann nach Barcelona zurück, wo er lebt und arbeitet. Er nutzt eine Vielzahl von künstlerischen Medien wie Video, Skulptur, Fotografie, Zeichnung oder Installationen. Seine Werke wurden in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen in renommierten Ausstellungshäusern und Galerien in Spanien, Frankreich, Italien, Russland, England, Osteuropa und Kuba gezeigt. Im Jahr 2010 erhielt er Stipendien der Royal Academy of Spain in Rom und des Centre de Arte Le Lait von Albi in Frankreich. 2014 wurde er mit Arbeitsstipendien ausgezeichnet, sowohl mitdem Residency Unlimited als auch dem im Laboral Art Center in New York.

Autor:

Nicole Loeser aus Mitte

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