Anwohner und Politiker streiten über die Bebauung des nördlichen Teils des Thälmannparks

Um ihren Erhalt wird heftig gestritten: die Parkplätze an der Lilli-Henoch-Straße. | Foto: Bernd Wähner
4Bilder
  • Um ihren Erhalt wird heftig gestritten: die Parkplätze an der Lilli-Henoch-Straße.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Prenzlauer Berg. Einen sehr emotionalen Schlagabtausch lieferten sich auf der jüngsten Sitzung der Bezirksverordneten Gegner und Befürworter der Bebauung des nördlichen Teils des Thälmannparks.

Das Publikum im BVV-Saal: Bürger aus dem Wohngebiet, die die Bauvorhaben ablehnen. Zu massiv und zu unausgegoren, meinen sie. Wer ihre Vorstellungen vertritt, erntet auf der BVV-Sitzung Beifall. Wer eine andere Meinung vertritt, wird ausgebuht.

Dass die Bewohner des Thälmannparks ihre eigenen Vorstellungen zur Entwicklung ihres Quartiers haben, wurde bereits bei Voruntersuchungen zur städtebaulichen Situation deutlich. Die gab das Bezirksamt vor drei Jahren in Auftrag. Mit den daraus resultierenden Vorschlägen waren die Bewohner nicht zufrieden. Sie entwickelten ein eigenes Konzept, dass sie auf www.teddyzweinull.de veröffentlichten.

Wohnungen, Hotel und Stadtplatz

Vieles davon floss in das neue Stadtentwicklungskonzept ein. Doch um das nördliche Areal wird weiter heftig gestritten. Zu diesem gehört der frühere Güterbahnhof Greifswalder Straße, auf dem ein Investor 400 Wohnungen bauen will, und der große Parkplatz an der Lilli-Henoch-Straße, auf dem die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewobag 200 Wohnungen in Hochhäusern errichten wird. Weiterhin wäre dort der Bau eines Hotels und eines Stadtplatzes möglich. Zu diesen Einschätzungen kommt jedenfalls eine Machbarkeitsstudie, die die Grundstückseigentümer und das Bezirksamt in Auftrag gaben.

Gegen die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie machen derzeit Anwohner und ein Teil der Verordneten Front. Das wurde deutlich, als ein Bürgerantrag von BV-Vorsteher Ronald Rüdiger zur Abstimmung aufgerufen wurde. Dieser wurde von Volker Herold und weiteren Anwohnern gestellt. Sie fordern das Bezirksamt auf, den Bereich der Parkplätze an der Lilli-Henoch-Straße nicht bebauen zu lassen. „Wir befürchten negative Auswirkungen auf den Park und auf unser Wohngebiet“, sagt Herold.

Unterstützt wird dieser Antrag von über 1000 Bürgern mit ihrer Unterschrift. In immerhin drei Sitzungen diskutierten die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses diesen Antrag. Er fand in der BVV allerdings keine Mehrheit. Nur die Linksfraktion stimmte zu, die SPD enthielt sich. Grüne, CDU und Piraten stimmten dagegen. Man wolle sich die Optionen für diese Flächen offenhalten, erklärten deren Verordnete.

Vor der Entscheidung über den Bürgerantrag kam es in einer aktuellen Stunde zum Ernst-Thälmann-Park zu einem Schlagabtausch zwischen Befürwortern und Gegnern der Bebauung. Cornelius Bechtler (Bündnis 90/Die Grünen): „Berlin braucht Wohnungen. Hier besteht die Möglichkeit, auch preiswerten Wohnraum zu schaffen.“ Er warf den Antragsstellern und ihren Unterstützern mangelnde Solidarität mit Wohnungssuchenden vor. Für diese Position erntete er von den anwesenden Bürgern laute Buhrufe.

SPD will einen Neuanfang

Roland Schröder, der baupolitische Sprecher der SPD, erklärte, dass die Verordneten seiner Fraktion mit den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie nicht einverstanden sind. Hier sei das, was die Auftraggeber machen wollen, als machbar erklärt worden. Er forderte: „Wir wollen einen Neuanfang.“ Man müsse die Auswirkung auf das gesamte Gebiet genau betrachten und nicht nur den nördlichen Teilbereich. Ähnlich äußert sich auch der baupolitische Sprecher der Linksfraktion, Michail Nelken. Er sieht eine massive Bebauung in diesem Bereich als erhebliches städtebauliches Problem.

CDU-Fraktionschef Johannes Kraft äußerte Verständnis für die Sorgen der Parkbewohner. Wo immer in der Stadt gebaut wird, gebe es immer auch Befürchtungen. Aber Berlin brauche Wohnungen.

Nun hoffen alle Beteiligten auf einen fairen städtebaulichen Wettbewerb für dieses Gebiet. In dem soll ein städtebaulicher Entwurf entwickelt werden, der Interessen von Anwohnern, Eigentümern und Bedarfe des Bezirks an Infrastruktur berücksichtigt. BW

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

83 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 207× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 168× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 70× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 209× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.544× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.