Anwohner klagen gegen die temporäre Spielstraße / Projekt erneut verschoben

Wir wollen doch nur spielen: Nur bei der Demo für die temporäre Spielstraße konnten Kinder einen Abschnitt der Gudvanger Straße als Spielraum nutzen. | Foto: Bernd Wähner
4Bilder
  • Wir wollen doch nur spielen: Nur bei der Demo für die temporäre Spielstraße konnten Kinder einen Abschnitt der Gudvanger Straße als Spielraum nutzen.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Prenzlauer Berg. Aus der temporären Spielstraße auf einem Abschnitt der Gudvanger Straße wird in diesem Jahr nichts mehr. Vier Anwohner klagten erneuten dagegen.

Am 26. Mai 2015 wurde die Gudvanger Straße in einem kleinen Abschnitt erstmals für Autos stundenweise gesperrt, um sie als Spielstraße nutzen zu können. Anschließend sollten Kinder jeden Dienstag von 10 bis 18 Uhr bis in den Herbst hinein hier spielen dürfen. Eine Anwohnerin klagte dagegen vor dem Verwaltungsgericht – und bekam Recht. Das Projekt musste vorerst beendet werden.

Das Bezirksamt bemühte sich weiter, das Projekt auf eine solide rechtliche Grundlage zu stellen. „Wir holten uns zum Beispiel Anregungen aus Frankfurt am Main. Dort läuft das Projekt ohne Probleme“, berichtet der Stadtrat für öffentliche Ordnung, Torsten Kühne (CDU). Danach wurde neu konzipiert. Die Spielstraßen sollte als Bildungsveranstaltung ab Frühjahr 2016 alle zwei Wochen, in den Sommerferien gar nicht, stattfinden.

Pro und Contra diskutiert

Am 19. April veranstaltete das Bezirksamt eine Anhörung mit Anwohnern. Das neue Konzept wurde ausführlich vorgestellt. Befürworter und Gegner tauschten Pro- und Contra-Argumente aus. Die Gegner argumentieren vor allem, dass im Kiez genug Spielmöglichkeiten für Kinder vorhanden seien. Außerdem sei eine Straße kein geeigneter Ort, auf dem Kinder spielen sollten.

„Das sehen wir als Bezirksamt aber ganz anders“, erklärt Stadtrat Kühne. „Gerade in diesem Kiez um den Humannplatz gibt es viel zu wenig Spielangebote für Kinder. Außerdem können Kinder auf der Straße ganz andere Sachen spielen als auf einem Spielplatz.“

Nach der Anhörung genehmigte das Bezirksamt die temporäre Spielstraße als Veranstaltung für insgesamt fünf Tage im Jahr. Auch gegen die stark reduzierte Version gab es vier Widersprüche. Diese wurden vom Bezirksamt abschlägig beschieden. Am 12. Juli sollte das Projekt erneut an den Start gehen. Aber die vier Anwohner klagten. Damit muss der Start wiederum verschoben werden.

„Weil wir nun die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes abwarten müssen, wird es in diesem Jahr nichts mehr mit der temporären Spielstraße“, sagt Kühne. „Von der Gerichtsentscheidung erwarten wir uns aber Rechtssicherheit und hoffen, dass das Projekt im nächsten Jahr starten kann.“ Warum Anwohner so strikt dagegen sind, kann sich Kühne auch nach Gesprächen nicht erklären. „Mit sachlichen Argumenten könnten wir uns auseinandersetzen“, sagt der Stadtrat. „Vielleicht geht es hier wirklich nur ums Prinzip.“

„Es ist ein Trauerspiel"

Gegen die erneute Verschiebung des Starts der temporären Spielstraße demonstrierten am 12. Juli Kinder und Jugendliche auf der Gudvanger Straße. Zu dieser Demo hatten das Deutsche Kinderhilfswerk und die Anwohnerinitiative für die Spielstraße aufgerufen. „Es ist schon ein Trauerspiel, dass gegen dieses ambitionierte Modellprojekt juristisch vorgegangen wird“, sagt Holger Hoffmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerks. „Das ist aus unserer Sicht ein weiterer Beleg für die latente Kinderfeindlichkeit in unserer Gesellschaft.“

Eine der Gegnerinnen des Projektes stellte sich bei der Demonstration der Diskussion. Sie kritisiert unter anderem, dass die Straße jedes Mal aufwendig mit öffentlichen Mitteln gesperrt werde müsse. Diese Mittel könne man anders einsetzen. Auch die 5000 Euro, mit denen das Kinderhilfswerk das Projekt unterstützt, sollten lieber in anderen Gegenden der Stadt eingesetzt werden, in denen sie dringender benötigt werden. Im Interesse der Anwohner sei eine dauerhafte Sperrung der Straße sinnvoller. Laut Stadtrat Kühne geht das aber nicht. Die Straße war erst vor einiger Zeit mit Fördermitteln saniert worden. „Eine Entwidmung ist deshalb nicht möglich“, sagt er.

Anwohner Mathias Groh von der Initiative „Temporäres Spielen auf der Gudvanger Straße“ ist enttäuscht, dass andere Anwohner erneut gegen das Projekt klagten. „Nun muss das Verwaltungsgericht entscheiden. Wir hoffen, dass wir danach endlich Rechtssicherheit haben. Dann müssen wir nicht jedes Mal erneut bangen, ob wir starten können oder nicht.“ BW

Leserreporter - Jetzt eigenen Beitrag erstellen

Wie stehen Sie zu dem Thema? Sollen Kinder die Straße zum Spielplatz machen? Oder haben Sie eine ganz andere Idee? Schreiben Sie als Leserreporter einen Beitrag über die Idee der Spielstraße im öffentlichen Raum. Klicken Sie einfach auf den Button "Spielstraße Gudvanger". Als Kategorie wählen Sie bitte "Verkehr". Informationen zum Leserreporter auf berliner-woche.de finden Sie hier.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

83 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 242× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 208× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 126× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 235× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.568× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.